.. und habe offenbar nicht viel verpasst. Irgendjemand hier hatte vor ein paar Tagen nach meiner Meinung zum J&J-Impfstoff gefragt. Ist ein Vektorimpfstoff, wie auch der von AZ, Sputnik, und CanSino. Halte ich generell nicht viel von: Man kriegt zwei Impfungen (Vektor plus Impfziel) zum Preis von einer. Dadurch verdoppelt sich automatisch das Unverträglichkeitsrisiko.
Bei J&J kommt noch dazu, dass sie ihren Impfstoff durch ein Adjuvans "boosten", in der Hoffnung, dadurch ohne Zweitimpfung auskommen zu können. Adjuvantien sollen eine Immunreaktion stimulieren, und sind ziemlich umstritten. Zum einen steigern sie das Risiko einer Überreaktion (das, bei zwei gleichzeitig verabreichten Viren bei Vektorimpfstoffen eh schon hoch ist). Mag man bei Grippeimpfungen noch angehen (da scheint es aber auch schon Probleme gegeben zu haben, wenn die Impfung plus Adjuvans zeitlich zu nah an einer anderen Impfung lag, und so das Immunsystem unter Langzeitstreß kam). Aber bei CoViD-19, wo ein Gutteil der kritischen/ tödlichen Fälle auf Überschiessen des Immunsystems zurückzuführen ist, halte ich als informierter Laie solch Ansatz für Spiel mit dem Feuer. Die "gute Nachricht" hier ist, dass solche Überreaktionen - so es sie gibt - bereits in den ersten Wochen nach Impfung, und insofern während der Phase 2b/3 auftreten sollten. Da ist Langzeitbeobachtung kein Thema - wenn der Impfansatz problematisch ist, zeigt sich das ziemlich schnell.. Der zweite Kritikpunkt gegenüber Adjuvantien ist ihre chemische Zusammensetzung. Im Mittelpunkt stehen hier v.a. Aluminiumsalze, denen erhebliches Allergiepotential nachgesagt wird. Allerdings gibt es auch andere, organische und z.T. pflanzlich (Rinde des Seifenbaums) gewonnene Adjuvantien. Ich habe mich bislang nicht mit dem von J&J verwendeten Adjuvans beschäftigt, und kann zu seinem Allergiepotential nichts sagen. Vielleich kann ja der eine oder andere Forumsteilnehmer dazu mal seinen Hausarzt oder befreundete Apotheker(innen) befragen und entsprechend berichten.. https://de.wikipedia.org/wiki/Adjuvans
Hier ein grundsätzlicher, etwas älterer (Mai 2020) Artikel zu Vektorimpfstoffen https://cen.acs.org/pharmaceuticals/vaccines/...s-new-COVID-19/98/i19
"Adenoviral vectors are the new COVID-19 vaccine front-runners. Can they overcome their checkered past?" Die "checkered past" spielt auf frühere Fehlschläge an. So wurden 1995 Adenovirus-basierte Versuche zur Gentherapie nach einem Todesfall aufgrund von Überreaktion des Immunsystems eingestellt. Merck musste 2007 seine Studien zu Adenovirus-basierten HIV-Impfstoffen einstellen, weil sich diese als ineffektiv zeigten. "Compared with some of the newer, experimental technologiessuch as Modernas mRNA vaccine, which was the first to enter human trials in the USadenoviral vectors are touted as a more tried-and-true approach. J&J calls its adenoviral vector platform a proven technology. While adenoviral vectors have been tested in far more people than mRNA vaccines, the technology is used in only one commercial vaccine today: a rabies vaccine used to immunize wild animals. So far, no adenoviral vector vaccines have demonstrated they can prevent disease in humans."
Kurzübersetzung: Obwohl J&J ihren Impfansatz als "nachgewiesene" (proven) Technologie verkaufen, hat bislang keiner der Ansätze bewiesen, dass er menschliche Infektionen verhindern kann. Der einzige bislang dauerhaft zugelassene Vektorimpfstoff ist ein Tollwutimpfstoff für Tiere. An dieser Feststellung ändern auch die seit Erscheinen des Artikels erfolgten Notzulassungen einiger vektorbasierter Ebola-Impfstoffe (u.a. von J&J in der EU) nichts. Zwei, miteinander verbundene Schwächen von Vektorimpfstoffen sind: 1.) Wenn Impfkandidaten bereits Vorimmunität gegen den Vektor haben, kann die Impfwirkung gering sein oder sogar ausbleiben. Dies scheint CanSino mit ihrem, Ad5-basierten Impfstoff, in dessen Phase1-Test widerfahren zu sein. J&J verwendet einen anderen Adenovirus, Ad26, gegen den es in temperaten Klimaten wenig Vorimmunität zu geben scheint. Aber: "Barouch [Harvard Medical School] has found that about half the adults in some countries in sub-Saharan Africa and Southeast Asia have preexisting immunity to Ad26, meaning that the vaccine might not work well for these people." Also vermutlich keine weltweite Lösung. 2.) Spätestens mit der Erstimpfung wird auch Immunität gegen den Vektor, nicht nur gegen das Impfziel, erworben. Als (ungesteste) Faustregel für Vektorimpfstoffe gilt: Maximal "two shots per lifetime". Taugt also nicht für Auffrisch-Impfungen, die gegen SARS-CoV2 (oder irgenwelche Verwandte) möglicherweise benötigt werden. Ich persönlich werde meine "two shots per lifetime" sicher nicht gegen Corona verballern - jedenfalls nicht, wenn es wirksame und verträgliche Alternativen gibt, sondern mir für Fälle wie Ebola oder ggfs. Ad26-basierte Krebstherapien aufsparen. Langer Rede, kurzer Sinn: Ich habe erhebliche Zweifel, dass J&Js Impfstoff Phase 3 störfallfrei durchsteht. Selbst wenn, wäre er für mich (und vermutlich viele andere) nicht der Impfstoff der Wahl. Da lasse ich mich dann lieber zweimal pieken, verzichte dafür auf ein fragwürdiges Adjuvans, und spare mir meine Ad26-shots für Fälle auf, wo sie alternativlos sind.
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