Unabhängig von dem von mir zur Schau gestellten „Gnatz“ bzw. Auswurf an Emotionen letzte Woche frage ich mich natürlich auch, warum man den Jahresabschluss & die HV um einen ganzen Monat verschieben muss. BDO und Delticom werden ja mit den Jahresabschlusstätigkeiten sicherlich bereits in 2023 angefangen und in 2024 intensiv daran gearbeitet haben. So eine Verschiebung um solch einen Zeitraum (ja, Ostern ist dazwischen, aber das sind effektiv auch nur zwei Tage) macht man ja nicht, weil eine Saldenbestätigung einer Bank fehlt oder weil man drei Monate nach der Inventur noch klären muss, wie man den Winterreifen „Mathilde“ in den Vorräten bewerten muss.
Insofern wunderte es mich die letzten Tage schon, warum der Kurs so stabil ist/war. Da hat es bei Verschiebungen von Jahresberichten schon ganz andere Kursreaktionen an der Börse gegeben. Ich habe gestern meine letzten Delti-Aktien verkauft, weil mir das ein wenig zu brisant geworden ist – neben dem Fakt, dass die IR Arbeit unterirdisch ist und die IR Abteilung seit Jahren versucht, jeden noch potenziell interessierten Investor zu vertreiben. Tut/tat mir zwar weh, gerade nach der deutlich über der Guidance liegenden EBITDA Zahl in 2023, und mag durchaus sein, dass das ein Fehler war. Werde ich wohl Ende April wissen.
Aber was könnte zu der Verschiebung geführt haben? Hat BDO ein Thema zB mit der Bewertung der Aktiva, dem Goodwill? Delti weist 37 Mio immat. Vermögenswerte (davon 35 Mio Goodwill) und 49 Mio Nutzungsrechte in seiner Bilanz zum 31. Dez 2022 aus – bei ca. 40 Mio Eigenkapital.
Im Jahresabschluss 2022 auf S. 113 (
https://pubcontent.delti.com/wp-content/uploads/...sbericht_2022.pdf) steht das Folgende: „Für die Bewertung der Werthaltigkeit des erworbenen Geschäfts- oder Firmenwertes in Höhe von 35,3 Mio. € auf Gesamtkonzernebene wurde ein Diskontierungszinssatz nach Steuern von 9,35 % (Vorjahr: 7,7 %), eine durchschnittliche EBITDA-Marge von 4,3 % (Vorjahr: 3,6 %), ein durchschnittliches Umsatzwachstum im Detailplanungszeitraum von 5,4 % (Vorjahr: 2,5 %) sowie ein Wachstumsabschlag von 1,0 % (Vorjahr: 1,0 %) angewendet. (…) Eine Erhöhung des WACC um 1,0 % würde zu einem Impairment von 5 Mio. € führen. Eine Reduzierung der EBITDA-Marge in der ewigen Rente um 0,5 % würde zu einem Impairment von 7 Mio. € führen.“
Eine Kombo aus höheren WACC und einer niedrigeren erwarteten EBITDA-Marge könnte schnell mal zu einem zweistelligen Mio Betrag an Impairment führen, was sich direkt in das EK frisst. Welche Vorgaben da aus dem Kreditvertrag vorherrschen, weiß ich nicht.
Klar, das sind pure Spekulationen und jeder mag denken, dass ich das schreibe, weil ich gerade ausgestiegen bin. Und die Kursreaktion zeigt ja eigentlich auch, dass ich mit meinen Gedanken wahrscheinlich falsch liege. Aber ein richtig gutes Gefühl habe ich bei der Sache insgesamt nicht. Drücke Euch die Daumen, dass da keine böse Überraschung und ein uneingeschränktes Testat Ende April kommt. Und dann kann ich mir immer noch überlegen, ob ich wieder bei dieser "Jugend forscht" IR-Abteilung einsteigen will.