FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach dem jüngsten Höhenflug wird der deutsche Aktienmarkt seine in den letzten Tagen begonnene Verschnaufpause in der kommenden Woche voraussichtlich fortsetzen. "Nach dem rasanten Anstieg der vergangenen Monate scheint Aktien inzwischen etwas die Luft auszugehen", sagte Analyst Markus Reinwand von der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba). Seit den Tiefständen im Juni hätten Aktien "beachtliche Höhenmeter" zurückgelegt. Seitdem hat der Dax rund 17 Prozent gewonnen. Im laufenden Monat hat das Kursbarometer bislang gut fünf Prozent an Boden gut gemacht.
"Für einen Aufstieg zu neuen Gipfeln wäre eine deutliche Aufhellung der Wachstumsperspektiven notwendig", sagte Reinwand. Auch nach Ansicht der Landesbank Berlin (LBB) fehlt es den Aktienmärkten derzeit an einem "soliden konjunkturellen Fundament". Die Fortsetzung der Mitte dieser Woche eingeschlagenen Kursschwäche sei deshalb durchaus möglich - zumal in den aktuellen Kursen bereits optimistische Entwicklungen eingepreist seien. "Zudem fällt die auslaufende Berichtssaison als Stütze weg", gaben die LBB-Experten zu bedenken. Auf der Agenda stehen in den kommenden Tagen kaum noch relevante Unternehmensberichte.
'MIT DEN TEMPERATUREN FALLEN AUCH DIE KURSE'
Börsenbrief-Autor Hans Bernecker rechnet damit, dass spätestens im September die Stärke der Märkte auf ihre Nachhaltigkeit geprüft wird. "Mit den Sommertemperaturen fallen auch die Aktienkurse", titulierte der Experte in seinem Newsletter "AB-Daily". Wenn dann alle aus den Ferien zurück seien, werde sich bei steigenden Umsätzen zeigen, "was Sache an den Börsen" sei. "Die Korrekturgefahr ist unverändert hoch, weshalb wir unter erhöhter Volatilität vorerst mit schwächeren Notierungen rechnen", hieß es hierzu seitens der LBB.
Auf absehbare Zeit dürften die Notenbanken und die Schuldenkrise in der Eurozone die marktbeherrschenden Themen bleiben. Laut Daniel Schär von der Weberbank liegen die nächsten wichtigen Termine, auf die alle Investoren warten, aber erst im kommenden Monat. "Neben der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zum Euro-Rettungsschirm stehen dann auch die Sitzungen der Europäischen Zentralbank und der amerikanischen Notenbank an", so der Experte. Die LBB verwies obendrein auf die Hängepartie um Griechenland, die sich bis zum Troika-Bericht im Oktober hinziehen werde.
BLICKE AUF KONJUNKTURDATEN
Bis der nächste Zinsentscheid der US-Währungshüter ansteht, vergeht also noch etwas Zeit. Für den Helaba-Experten Patrick Franke werden daher erst die Anfang September anstehenden US-Konjunkturdaten wirklich richtungweisend sein: "Sollte der neue Schwung an Daten erneut positiv ausfallen, dürfte die Fed zunächst auf ein neues Kaufprogramm verzichten." Deren Chef Ben Bernanke wird am Freitag bei der Notenbanktagung in Jackson Hole eine Rede halten - Franke geht aber davon aus, dass er dabei keine neuen Maßnahmen ankündigen wird.
Doch auch in der kommenden Woche stehen bereits einige Wirtschaftsdaten im Blick. Frühindikatoren könnten eine klare Wende zum Positiven signalisieren und damit weiteres Kurspotenzial für die Aktienmärkte schaffen. Zum Wochenauftakt dürfte der Ifo-Index besonders kritisch beäugt werden: "Sollte hier eine Enttäuschung eintreten, dürften Aktien angesichts der Wachstumsunsicherheiten erst einmal eine längere Verschnaufpause einlegen", sagte Helaba-Experte Reinwand. Aus den USA steht am Mittwoch das BIP zum zweiten Quartal im Mittelpunkt, gefolgt von den Auftragseingängen in der Industrie am Freitag./tih/sf/he
--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---
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