Hallo alle Greenshift Freunde,
durchhalten , hier ein aktueller Bericht aus dem Spiegel :
ALTERNATIVER SPRIT
Die Kohle-Bomber kommen
Von Joachim Hoelzgen
Der Irak-Einsatz und der ausufernde Krieg gegen den Terror stellen die US-Streitkräfte vor ein ungeahntes Problem: Der steigende Rohöl-Preis lässt die Spritkosten explodieren. Eine Idee der Militärs: Kampfjets sollen künftig mit Hilfe von Kohle und Erdgas fliegen.
Auf den Korridoren des Pentagon wird eine bisher undenkbare Frage diskutiert: Könnte die Militärmaschinerie der USA weltweit zum Stehen kommen?
Die Planer im Pentagon fürchten dabei weniger die Aufrührer im Irak oder die Taliban Afghanistans, sondern die hohen Ölpreise und mit ihnen die exorbitanten Kosten für Kerosin, Dieselkraftstoff und Benzin. All das betreffe die nationale Sicherheit, meint Michael Aimone, der als stellvertretender Logistikchef der U.S. Air Force für die Zufuhr von Treibstoff verantwortlich ist - riesigen Mengen von Sprit für Fern- und Jagdbomber, Luftüberlegenheitsjäger, Spionageflugzeuge und Transportmaschinen.
Im abgelaufenen Budgetjahr verbrauchte die US-Luftwaffe 12,1 Milliarden Liter Flugzeugtreibstoff. Allein für Kerosin, das die Triebwerke von Düsenmaschinen befeuert, mussten 4,7 Milliarden Dollar bezahlt werden. Insgesamt hat die Air Force mehr Treibstoff verfeuert als alle anderen Teilstreitkräfte - Armee, Marinekorps und die U.S. Navy - zusammengenommen.
Und die Tendenz ist steigend, da sich der Ölpreis - eine Ironie der jüngsten Zeitgeschichte - seit dem Einmarsch in den ölreichen Irak mehr als verdoppelt hat. 7,4 Milliarden Dollar musste das US-Verteidigungsministerium voriges Jahr für alle Treibstoffrechnungen ausgeben. Doch der Krieg gegen den Terror enthält auch schattenhafte, noch höhere Posten, warnt etwa das Defense Science Board, das wissenschaftliche Beratergremium des Pentagon.
Kerosin soll gestreckt werden
Ein Beispiel dafür seien die Tanklastzug-Konvois für die US-Truppen im Irak, die ihrerseits von gepanzerten Fahrzeugen und von Kampfhubschraubern geschützt werden müssten. Der Aufwand habe zur Folge, dass die tatsächlichen Treibstoffkosten "Hunderte von Dollar" pro Gallone ausmachten, heißt es in einer Studie der Wissenschaftler. Und das Auftanken von B-52-Bombern in der Luft verteuere den Sprit wegen des Einsatzes von Tankflugzeugen ums Zehnfache.
Wenigstens die US-Luftwaffe will sich nun daranmachen, vom Öl unabhängiger zu werden: Sie will ihren Haupttreibstoff, das Kerosin, mit synthetischem Sprit aus Erdgas und Kohle strecken.
Die Gewinnung von Kraftstoff aus Erdgas wird von dem Pentagon-Lieferanten Syntroleum Corporation in Tulsa, Oklahoma, schon seit 1998 vorgenommen - allerdings nur in geringen Mengen und zu Testzwecken. Ölkonzerne wie zum Beispiel Shell beschäftigen sich dagegen schon in größerem Umfang damit, Erdgas in Treibstoff zu verwandeln.
Klarsprit aus Kohle und Erdgas
Dem Erdgas wird dabei Sauerstoff und Wasserdampf zugeführt, wobei unter hohem Druck und hoher Hitze Synthesegas entsteht. In einem Reaktorgefäß wird das Synthesegas abgekühlt und mit Hilfe von Katalysatoren in Wachs verwandelt. Das Wachs wiederum wird in sogenannten Crackanlagen gespalten und zu Treibstoff transformiert. Er ist klar wie Wasser und wird bei Shell zum Beispiel Diesel beigemischt, um ihn leistungsfähiger zu machen.
Auf ähnliche Weise lässt sich der Klarsprit auch aus Kohle destillieren. Dabei dienen Braunkohle und Steinkohlekoks als Rohstoffe, aus denen sich in großen Reaktionsöfen Synthesegas herstellen lässt. Schon im "Dritten Reich" wurde Ähnliches im großen Stil betrieben. Bis zum Frühjahr 1944 produzierten 15 Hydrierwerke des berüchtigten Konzerns IG Farben Benzin für die Wehrmacht.
Bis in den USA große Hydrierwerke gebaut sind, bleiben die amerikanischen Streitkräfte in ihrem logistischen Alptraum verfangen: Allein die Versorgung der Truppenfahrzeuge vom Typ Humvee erfordert einen Riesenaufwand. Ein Humvee verbraucht bei einem durchschnittlichen Einsatz mit mehrfachem Auftanken 700 Liter Diesel. Und noch mehr schlürfen Humvees, die gepanzert sind und dann jeweils fünf Tonnen wiegen.
Die Gasturbine eines 70 Tonnen schweren Abrams-Panzers ist selbst im Leerlauf unersättlich und verbraucht 106 Liter, wenn der Kampfwagen eine Stunde lang im Konvoi steht. Im Einsatz bringt ein Liter Kerosin den Abrams nicht einmal 500 Meter weit.
"Amerika ist das Saudi-Arabien der Kohle"
Bereits im Sommer startet die Air Force erstmals einen ihrer größten Kerosinverbraucher mit einem Gemisch aus Erdgas-Sprit und Kerosin: Auf der Edwards Air Force Base in der kalifornischen Mojave-Wüste soll ein achtstrahliger B-52-Bomber damit abheben, der normalerweise 5,42 Tonnen Kerosin je Flugstunde verfeuert. Aus Sicherheitsgründen sollen aber nur zwei Triebwerke der Langstreckenmaschine mit dem Gemisch gespeist werden; die anderen Düsen erhalten JP-8, den herkömmlichen Jet-Treibstoff.
Falls der B-52-Versuch klappt, will Cheflogistiker Michael Aimone schon in den nächsten beiden Jahren 378 Millionen Liter Erdgaskraftstoff ordern - und dann auch das Schwestererzeugnis aus Kohle.
Aimone weilte vor kurzem im US-Staat North Dakota, um dort Braunkohle-Manager für das Zukunftsgeschäft zu erwärmen. 30.000 Barrel Kohlesprit würden zunächst täglich gebraucht. An Kohle mangelt es in North Dakota nicht, wo jährlich 31 Millionen Tonnen aus den Lagerstätten geschürft werden. Und auch John B. Holmes, der Präsident der Syntroleum Corporation, verspricht sich dank des Pentagon ein großes Geschäft. "Amerika", sagt er, "ist das Saudi-Arabien der Kohle."
Bis dahin , good night
Nuggi
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