Natürlich ist die Nachricht schlecht für Telefonica D. Man verliert scheinbar 25% der Kunden, die aber nur 7-8% des Umsatzes ausmachen. Man verliert also kunden, die deutlich weniger ARPU bringen. Auf der anderen Seite ist dieser niedrige ARPU nicht mit Marketingkosten belastet, sodass Der Gewinn wahrscheinlich stärker als der Umsatz zurückgehen wird. Wir werden die erste halbe Belastung in 2025 sehen und die ganze Belastung ab 2026. Eine Belastung wäre allerdings allemal entstanden, weil 1&1 ein eigenes Netz baut und 50% Abdeckung gesetzliche Pflicht ist. Ein Verlust von 50% der Kunden wäre also auf jeden Fall eingetreten und da man natürlich das eigene Netz dort aufbaut wo die meisten Kunden sind, in den Ballungsgebieten, wäre der Verlust wohl deutlich höher als 50% gewesen. Ich schätze so Richtung 70%. Auch das müsste ein langfristiges DCF-Modell berücksichtigen. Der Berenberg-analyst hat sich ja bereits gemeldet und sein Kursziel bei 2 Euro belassen. Er feiert jetzt, dass er negativ gewesen ist. Hat er etwas gewusst? Warum reduziert er jetzt nicht sein Kursziel? Wahrscheinlich weil er eh schon Kunden-Verluste eingepreist hatte. Telefonica D wächst momentan mit ca. 2%. Mitte 2025 liegt der Umsatz also ca. 4% höher als heute. Und 2026 dann ca. 6% womit der Verlust von 7-8% nahezu ausgeglichen ist. Was passieren wird, ist, dass wir wohl un etwa auf das aktuelle Umsatzniveau zurückfallen werden. Natürlich ist für die Dividende der Cash Flow maßgeblich. Der liegt für die Jahre 2023-2025 bei durchschnittlich 80 Cent je Aktie und fällt danach in den Schätzungen von Finanzen.net ohnehin schon auf 62 Cent je Aktie zurück . In den Modellen ist also bereits jetztvermutlich berücksichtigt, dass 1&1 Kunden ins eigene Netz migriert. Der Impact aus der gestrigen Meldung dürfte also nicht so hoch ausfallen wie hier einige annehmen und eine Kürzung der Dividende ist keine ausgemachte Sache. Die Modelle der Analysten sehen ab 2025 sogar eine zwischenzeitliche Erhöhung vor und ab 2027 wieder 18 Cent . Eine Erhöhung wird es in diesem Umfeld nicht geben; das dürfte klar sein. Aber es ist auch nicht nur das Geschäftsergebnis, das eine Rolle spielt. Da spielt auch die Mutter in Spanien eine wichtige Rolle. Und wenn es der nicht gut geht ist sie auf Dividenden der Töchter angewiesen. Hingewiesen sei auch auf die für den Sektor vergleichsweise niedrige Nettoverschuldung. Das ermöglicht einen Spielraum schlechte Zeiten zu überbrücken. Natürlich kann das Management in den nächsten 2 Jahren Gegenmasnahmen ergreifen, aber da sollte man sich nicht zu viel erwarten. Generierung eines höheren Umsatzes kostet Geld und damit Profitabilität. Letztendlich liege ich mit meiner Einschätzung der Lage zwischen den Extremen. Downgrades sind gerechtfertigt, aber sie werden nicht in dem Umfange kommen wie die Pessimisten annehmen. Eine Dividendenkürzung in der Zukunft ist denkbar, aber man sollte nicht annehmen, dass sich die Dividende halbieren wird. Der Gewinner ist für mich 1&1; sie haben die Schwäche von Vodafone in Deutschland ausgenutzt und würden wohl nicht wechseln wenn demnächst nicht mehr hängenbleiben würde, die Migrationskosten eingerechnet. Natürlich wird auch etwas für Vodafone hängenbleiben, aber bei denen geht es hauptsächlich darum ein Kundenwachstum auszuweisen nachdem es in Deutschland zuletzt nur abwärts gegangen ist. DT ist für mich nicht wirklich tangiert. Ich bin schon länger bei Telefinica D. engagiert und seit kurzem auch bei Vodafone.
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