Edelmetalle
Goldene Zeiten in Sicht
Als Krisenmetall macht Gold seinem Namen derzeit alle Ehre. Der ersehnte Preisausbruch steht laut Experten kurz bevor.
Gold dürfte Anleger wieder entzückenWie den Preis jedes anderen Gutes bestimmt auch den Goldpreis das Verhältnis von Angebot und Nachfrage. Da das Angebot relativ konstant ist, sind die Schwankungen der Nachfrage oft ausschlaggebend. In den vergangenen fünf Jahren hat sich der Preis des in US-Dollar notierten Edelmetalls verdoppelt. Im Mai vergangenen Jahres kletterte er mit 720 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) sogar auf ein 25-Jahres-Hoch.
Nach einer darauf folgenden Korrektur pendelt der Goldpreis nun seit Anfang dieses Jahres im Seitwärtstrend um die 660-Dollar-Marke. Und das, obwohl sich die Rohstoffpreise und auch der Dollar in letzter Zeit eher auf Talfahrt befinden – normalerweise klare Indikatoren für einen Goldpreisanstieg. Denn Marktteilnehmer flüchten vor einem schwachen Dollar nicht nur in andere Währungen, sondern auch in Gold, das seit Jahrhunderten als sicherer Hafen gilt.
Hypothekenkrise als PreistreiberAktuell geht es auf den US-Hypothekenmärkten hoch her. Den Dollar belasten dabei vor allem die hohen Ausfälle von Krediten für Immobilien. Traditionell ein klassischer Zeitpunkt für sicherheitsbewusste Investoren, sich verstärkt im Goldmarkt zu engagieren. „Gestiegene Geldzuflüsse in Gold-Exchange-Traded-Funds (ETFs) aus riskanteren Anlagen zeigen, dass Anleger Gold immer noch als Krisenmetall verstehen“, sagt Eugen Weinberg, Rohstoffexperte bei der Commerzbank. Im Juli habe der historische Tiefstand im handelsgewichteten USD-Index zu ersten Käufen von 30 Tonnen Gold über die börsengehandelten Fonds geführt, bestätigt auch Jochen Hitzfeld von Unicredit.
Stabile Preise als positives Zeichen
Müsste die vermeintlich gestiegene Nachfrage den Goldpreis nicht aber in die Höhe treiben? Trotz Finanzkrise und entgegen vielen Erwartungen ist dieser zumindest zeitweise unter Druck geraten. „Alles, was zur Liquiditätsbeschaffung verkauft werden kann, wird verkauft“, erklärt Weinberg. Viele Hedge-Fonds etwa, die in den vergangenen Jahren sogenannte Subprime-Kredite gekauft haben und damit direkt von der Krise am US-Hypothekenmarkt betroffen sind, versilbern jetzt ihre Positionen am Goldmarkt. Genauso pumpen die Zentralbanken Liquidität über den Verleih oder Verkauf des edlen Rohstoffs in die Finanzmärkte, um die Krise abzuwenden – Futter für die Angebotsseite. „Dass der Goldpreis daraufhin nicht gefallen ist, werten wir als überaus positives Zeichen“, sagt Weinberg. Während sich derzeit Angebot und Nachfrage in etwa die Waage halten – Grund für den Seitwärtstrend –, „wird die Nachfrage langfristig größer sein als der Verkaufsdruck“, ist der Rohstoffexperte überzeugt.
Die Unicredit sieht ebenfalls goldene Zeiten herannahen. Das Kreditinstitut hat ob der Finanzkrise zwar jüngst sein Kursziel für den Jahresdurchschnitt 2007 auf 670 Dollar gesenkt, gleichzeitig aber das für 2008 auf 690 Dollar je Feinunze erhöht. „Insgesamt haben sich die Chancen für eine Fortsetzung des Aufwärtstrends verbessert“, begründet Unicredit-Analyst Jochen Hitzfeld. So könne am Ende der Finanzkrise etwa eine neue Welle von Liquidität stehen. Der Markt habe inzwischen zwei Zinssenkungen der amerikanischen Notenbank bis Anfang 2008 eingepreist.
„Hinzu kommt, dass alles Gold, was die Zentralbanken zu Krisenzeiten verliehen und was die Schuldner zu Geld gemacht haben, im Anschluss wieder zurückgekauft werden muss“, ergänzt Weinberg. „So wird sich die Hypothekenkrise langfristig als Preistreiber für Gold entpuppen.“
Goldschmuck immer beliebterAls weiterer Preistreiber gilt die Schmuckindustrie. Mit einem Anteil von rund 52 Prozent an der weltweit vorhandenen Goldmenge von rund 155 000 Tonnen ist sie größter Goldverarbeiter weltweit und profitiert besonders vom neuen Reichtum aufstrebender Staaten. China, Indien und die Türkei etwa vereinen allein mehr als 50 Prozent der Nachfrage auf sich.
Besonders in der zweiten Jahreshälfte wird das Geschäft mit Ringen, Ketten und Armbändern belebt. Während in Europa und Amerika das Vorweihnachtsgeschäft brummt, läuft in Indien die Hochzeitssaison auf Hochtouren. Gold ist hier eine beliebte Mitgift. Entsprechend der wachsenden vermögenden Mittelschicht steigt auch der Verbrauch – und das bei seit Jahren stagnierender Minenförderung.
Nachfrage kaum zu decken
Bereits 2005 stand eine Produktion von 2530 Tonnen Gold einer Verarbeitung in der Schmuckindustrie von 2900 Tonnen gegenüber. Die Differenz wird durch den Verkauf von Zentralbankbeständen und die Schmelze von Altgold ausgeglichen. Trotz Finanzkrise, so glaubt Hitzfeld, werden die Zentralbanken ihr selbst gesetztes Limit von 500 Tonnen Gold pro Jahr aber auch in diesem Jahr nicht ausschöpfen. Das Angebot bleibt also auch von dieser Seite weiterhin begrenzt.
Optimisten erwarten über 850 Dollar je Unze
Ein fallender US-Dollar, die steigende Nachfrage der Schmuckindustrie sowie der Bedarf als Investment – Gründe genug, um optimistisch in die goldene Zukunft zu blicken. Das findet auch der Ex-Chef von Newmont Mining, Pierre Lassonde. „Ich glaube, dass wir in den nächsten zwölf Monaten ein Überschreiten des alten Hochs von 850 Dollar je Unze beim Gold sehen werden“, verkündete der Manager des weltweit zweitgrößten Goldproduzenten Anfang August auf der Diggers & Dealers-Konferenz im australischen Kalgoorlie. Schon im frühen Herbst soll der Goldpreis die 750-Dollar-Marke überschreiten, um sich dann auf lange Sicht im vierstelligen Bereich anzusiedeln.
„Gold’s time is coming“, sagte Lassonde.Zwar wird das Edelmetall nicht vom Himmel fallen, über Zertifikate oder Fonds könnte es Anlegern aber himmlische Renditen bescheren.
Echte Schmuckstücke – Gold fürs DepotWer heute vom steigenden Goldpreis profitieren will, braucht sich keinen Barren mehr in den Tresor zu legen. Eine Alternative sind etwa Goldzertifikate, die die Kursentwicklung der Feinunze nahezu exakt abbilden. Viele Fonds setzen auf Goldminen. Diese verdienen indirekt ebenfalls am Goldpreis. Da Gold in Dollar notiert, ist hierbei aber ein gewisses Währungsrisiko zu beachten.
Quelle: focus.de
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