DJ Wasserkraftbetreiber Verbund leidet unter Energiewende
18:50 12.06.13
DJ Wasserkraftbetreiber Verbund leidet unter Energiewende
Von Jürgen Hesse
Die Verwerfungen an den Strommärkten als Folge der deutschen Energiewende stellen auch einen der größten Betreiber von sauberen Wasserkraftwerken in Europa vor Probleme. Der größte Stromversorger Österreichs, die Verbund AG, muss massive Abschreibungen hinnehmen und streicht deshalb seine Investitionen zusammen.
Für die Misere fand Verbund klare Worte: Wegen der "massiven Überförderung der neuen erneuerbaren Energien in Kombination mit einem nicht funktionierenden CO2-Markt" stünden die Großhandelspreise für Strom anhaltend unter Druck. Diese Faktoren sowie die überhöhten und an den Ölpreis gebundenen Gaslieferverträge machen Gaskraftwerke wirtschaftlich unattraktiv. Weil das Geschäft nicht mehr rund läuft, muss Verbund Wertberichtigungen von über 1 Milliarde Euro buchen, vor allem der Wert der Gaskraftwerke ist drastisch gesunken.
Verbund schreibt nun Gas-Kombikraftwerken in Österreich und Frankreich um insgesamt 659 Millionen Euro in der Bilanz nach unten. Auf die Beteiligung an der italienischen Sorgenia SpA fällt eine Wertberichtigung von 371 Millionen Euro an. Zusätzlich müssen weitere Abwertungen im Bereich der erneuerbaren Energien und im Beteiligungsbereich in Höhe von 96 Millionen Euro durchgeführt werden.
Die bisherige Gewinnprognose ist damit Makulatur. Der operative Gewinn vor Abschreibungen soll 2013 nun 1,15 Milliarden Euro erreichen, das wäre ein Rückgang um 7 Prozent zum Vorjahreswert. Das Konzernergebnis sieht Verbund nun bei mindestens 600 Millionen Euro. Die neue Prognose ist etwas höher als die bisherige. Der Grund ist ein Sondereffekt, der bislang nicht eingerechnet war. Verbund hatte mit dem deutschen Versorger E.ON Unternehmensteile getauscht. Dies führt zu positiven Einmaleffekten im Halbjahresergebnis von etwa 1,3 Milliarden Euro.
Wegen des ungünstigen Marktumfelds streichen die Österreicher nun ihr Investitionsbudget zusammen. Bis 2017 sollen jetzt nur noch 1,2 Milliarden Euro für Projekte aufgewendet werden, 300 Millionen Euro weniger als bislang geplant. Kostensenkungen in kumulierter Höhe von 130 Millionen Euro für die Jahre 2013 bis 2015 sind auf dem Weg. Das Management plant dennoch unverändert für das Jahr 2013 die Auszahlung einer Dividende von 1 Euro je Aktie.
Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com
DJG/jhe/bam