Geologie von Baden-Württemberg:
Teil 1: Landschaftsgeschichte - Landesplanung
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Beulen und Höhlen - drei Beispiele für vergessene Erfahrungen
Unter dem Gebäude Pfaffenwaldring 55 der Universität Stuttgart kommt es zu dezimeterhohen welligen Baugrundhebungen, die sich bis in die obersten Stockwerke zerstörerisch auswirken. Bituminöse Tonsteine mit einem hohen Gehalt von fein verteiltem Pyrit verwittern unter Zutritt kalkhaltiger sauerstoffreicher Grundwässer, es kommt zur Auskristallisation von Gips. Die Saurier von Holzmaden werden in analogen Gesteinen gefunden, aus dem Albvorland sind solche Effekte seit langer Zeit bekannt.
Die Autobahn Stuttgart-Singen führt bei Oberndorf durch tiefe Einschnitte. Seit der Eröffnung im Jahre 1978 kommt es dort laufend buckelpistenartig zu Baugrundhebungen, die bisher insgesamt mehr als 4 m betragen. Anhydrit und wasserfreie Tonmineralien nehmen dort Wasser auf und quellen bei Drücken bis zu 100 MN/m2 bzw. 1000 bar mit 60% Volumenzunahme. Derartige Effekte hätten seit dem Bau von Eisenbahntunnels in Baden-Württemberg vor 140 Jahren und aus dem Wagenburgtunnel in Stuttgart bekannt sein müssen.
Unter dem Kühlturm des Kernkraftwerks Neckarwestheim II wurden an zugänglicher Stelle Absenkungsbeträge von 14 cm gemessen und bei Bohrungen metertiefe Hohlräume angetroffen. Die horizontale Erstreckung der Hohlräume ist nicht bekannt. Das Kernkraftwerk Neckarwestheim steht 6-8 m unter dem Niveau des nahe vorbeifließenden Neckars in einem ehemaligen Steinbruchgelände. Es ist auf tektonisch intensiv zerrüttetem Muschelkalk- Fels gebaut, unter dem mächtige korrodierte Gipsschichten und tektonisch aufgepreßter noch frischer Anhydrit liegen. Pro Sekunde müssen 120 bis 170 Liter Grundwasser abgepumt werden, da mit der Standort nicht zum See wird und Bauteile nicht unter Auftriebskräfte geraten. Dabei werden pro Jahr 700 bis 1000 Kubikmeter Gips direkt unter dem Standortbereich aufgelöst.
Erfahrungsgemäß greift die Subrosion bevorzugt in den tektonischen Zerrüttungszonen an, es kommt zur Ausbildung von Höhlen. Die intensivsten Zerrüttungszonen verlaufen zwischen Maschinenhaus und Notspeisegebäude einerseits und dem Reaktorgebäude andererseits. Es ist seit langem bekannt, daß besonders entlang von Neckar, Enz und Main in jüngster geologischer Vergangenheit vergleichbare Hohlräume in analogen Schichten immer wieder eingebrochen sind.
usw. usw.
http://www.geologie.uni-stuttgart.de/edu/bwgeo/bwge02.htm