Swisslog auf der Drogerie-Schiene
Vertriebszentrum Grossauftrag der expansiven deutschen Fachmarktkette dm
Swisslog hat für die wachstumsstarke dm-drogerie markt GmbH bei Karlsruhe als Generalunternehmer ein Vertriebszentrum erstellt. Swisslog spricht von einem «Glücksfall». Kunde dm gibt die Blumen zurück.
Ruedi mäder
Punktlandung - so kann man das wohl nennen, was der Swisslog-Crew auf der grünen Wiese im badischen Waghäusel, zwischen Mannheim und Karlsruhe, gelungen ist. Beim Projektstart im Spätsommer 2002 war der 6. September 2004 als Termin für den ersten Wareneingang fixiert worden. Die Marschtabelle wurde schliesslich eingehalten, taggenau. Die Leistungsvorgabe - Steigerung der Produktivität um 20 Prozent - wurde übertroffen: «Wir werden schliesslich 40 Prozent erreichen», resümiert dm-Logistikchef Michael Kolodziej im Gespräch mit Journalisten und Analysten im Rahmen des «Investor Day» der Schweizer Unternehmung.
Die Spezialisten schreiben rund die Hälfte der Effizienzverbesserung dem neuen «Pick-Prozess» zu. Herzstück des (durchschnittlich komplexen) Kommissioniersystems ist ein automatischer, schienengeführter Kommissionierwagen («CaddyPick»). Ab 2006 sollen im Tagesrhythmus ungefähr 2500 Paletten das Verteilzentrum verlassen. Die elektronische Integration der Lieferanten hat einen hohen Grad an Transparenz erreicht: Bis 25 Monate zurück können die 260 Zulieferer für jede einzelne Filiale die Abverkaufszahlen einsehen - notabene auch jene der Konkurrenten. Insgesamt 52 Millionen Euro hat die dm-Kette in ihr bisher grösstes Einzelprojekt investiert. Davon entfielen 40 Millionen direkt auf den Schweizer Supply-Chain-Spezialisten. Es ging darum, zwei bestehende Verteilzentren zu entlasten und gleichzeitig Kapazitätsreserven für die weitere Expansion zu schaffen.
dm mit zweistelligem Wachstum
Der Drogeriefilialist dm wurde 1973 gegründet. Seit 1986 wird eine eigene Logistik-Infrastruktur betrieben. Seit Mitte der 90er-Jahre operiert dm mit «Dauerpreisen» und legt regelmässig zweistellige Wachstumsraten vor. Im Geschäftsjahr 2003/04 wurde in 1500 Filialen mit über 21 000 Beschäftigten ein Umsatz von 3,1 Milliarden Euro erwirtschaftet. Davon entfielen 2,2 Milliarden Euro auf den Heimmarkt Deutschland. Hier sieht man sich an der Spitze der Branche: Die Zahl der Filialen in Deutschland soll im laufenden Jahr von 700 auf 831 klettern. Von den 12 000 Artikeln entfallen gut 10 Prozent auf eigene Produktlinien. Der Schweizer Markt steht derzeit «unter Beobachtung», mehr aber noch nicht.
Swisslog: Über 2000 Installationen
Die Swisslog-Division Warehouse & Distribution Solutions ist die grössere der beiden Kerndivisionen. Sie erzielte im vergangenen Geschäftsjahr mit gut 1000 Beschäftigten einen Umsatz von 378 Millionen Franken - oder zwei Drittel des Konzernumsatzes. Die Division kann rund um den Globus mehr als 2000 installierte Referenzinstallationen vorweisen. Charles Teissonnière, bis 1996 lange Jahre im Sold der BBC beziehungsweise der ABB, nimmt für die von ihm geführte Division in Anspruch, strategisch gut positioniert zu sein. Die Swisslog-Division - gemessen am Umsatz international auf Rang vier - sieht sich gerüstet, um von der seit langem erhofften Branchenkonjunktur profitieren zu können. Am meisten Wachstumspotenzial bietet auf absehbare Zeit das Nahrungsmittel- und Getränkesegment. Die Sammlung der Labels der Swisslog-Kunden ist an sich imposant. Allerdings: Aktuell harzt das Geschäft, namentlich in Deutschland. Die Verkaufshoffnungen ruhen daher vor allem auf Grossbritannien und auf den USA. Dort hat Swisslog mit einer personell aufgestockten Truppe eine Verkaufsoffensive gestartet und will zunehmend auch auf Terrain grasen, das nicht vom Riesen Wal-Mart kontrolliert wird. Erst längerfristig, ab 2006/07, soll China stärker ins Visier genommen werden; im Reich der Mitte ist Swisslog bereits Marktleader im Bereich Zigaretten-Vertriebszentren. Erfolgreiche Detailhändler sind «Realos», sie wirtschaften nicht mit Fiktionen oder Planzielen. Praktisch im Tagesrhythmus wird Kassensturz gemacht und der Teilerfolg gemessen. Überträgt man diesen pragmatischen Ansatz auf die Swisslog-Gruppe, so führt kein Weg daran vorbei: In den nächsten Monaten müssen weitere Grossaufträge hereingeholt werden. An den Referenzorders fehlt es nicht. Und dem Vernehmen nach sind diverse vielversprechende Offerten in mehreren Zielmärkten platziert. Auch mit dm möchte Swisslog weiter ausgreifen.
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