N'Abend,
Stand der Dinge: Der User mit den großen Lettern, der mit "B" anfängt, nervt, kann den bitte nicht mal jemand sperren?
Zur fundamentalen Sachlage aus explizit MEINER Sicht:
STAHL- UND ROHSTOFFPREISE Die Stahlpreise sind weiterhin sehr hoch. Die Rohstoffpreise zeigen ein ambivalentes Bild: Kohle geht weiter durch die Decke während Eisenerz in den letzten Wochen einen freien Fall hingelegt hat, der in den letzten 2-3 Wochen erstmal gebremst scheint. Manche User hier oder im "Stahlhersteller-Zykliker"-Thread jubelten ob der stark gefallenen Erz-Preise. Ich bin da nicht so optimistisch, schließlich könnten gefallene Erz-Preise ja auch eine Preis-Trendwende bei unserem geliebten Produkt Stahl einläuten. FRAGE: Weiß eigentlich jemand, wieviel Roh-/Kokskohle + Eisenerz für eine Tonne "normalen" Stahl benötigt wird? Diese interessante Info konnte ich im Netz leider nicht finden.
WAS MACHT THYSSEN? Das ominöse Segment "Multitracks" wird weiter ausgemistet, was ich sehr gut finde. Anscheinend hat man ja auch recht gute Deals gemacht, was den Verkaufspreis anbelangt.
Andererseits wurde in Duisburg der Hochofen 2 in genau diesem Quartal erneuert, was, so denke ich, gewisse Produktionseinbußen zur Folge hatte und natürlich auch ein Paar Mio. Euro an Investitionskosten nach sich zog/zieht. Hochofen 2 in Schwelgern ist schon "ein ziemliches Dingen" (kann nur jedem empfehlen, sich das Stahlwerk in Duisburg mal bei Nacht anzuschauen) und, soweit ich weiß, der zweitgrößte Hochofen bei Thyssen. Das wird zumindest "Übererwartungen" an den Jahresbericht verhageln.
SPEZIALFRAGE: Abspaltung von SteelEurope? Bei onvista wird regelmäßig eine Kolumne "Drei Fragen an Bernecker" veröffentlicht. Heute handelte eine der drei Fragen auch von ThyssenKrupp. Vorweg: ich halte nix von den allermeisten "Analysten" und "Börsengurus". Ich zitiere aus diesem Artikel den (so dargestellt im Artikel) Wortlaut von Herrn Bernecker:
"Thyssenkrupp hat von den Preiszuschlägen für Stahl bislang relativ wenig profitiert. [...]. Es ist die Grundlage dafür, die Stahlsparte per Spin-off möglichst schnell zu realisieren. Auf diese Entscheidung kommt es an. [...] In Essen bleibt es bei den an sich bekannten Größen, die umgerechnet auf 11,50 bis 12,50 € je Aktie hinauslaufen. [...]."
Herr Bernecker steht dabei symptomatisch für diejenigen Analysten und auch Foren-Experten hier, bei denen ich mich frage: WTF? Was soll ein Spin-off der Stahlsparte jetzt bringen? Warum wird dies als "Allheilmittel" für Thyssen gehandelt? In meinen Augen können wir froh sein, dass vom TKA-Management - angesichts der aktuell hohen Stahlpreise und des nachgewiesen "nicht soliden" Charakters der Liberty Steel ein Verkaufsangebot (wschl. für'n Appel und'n Ei) ausgeschlagen wurde. Und warum sollte Thyssen jetzt, wo die Stahlpreise potentiell Ihren Peak erreicht haben, SteelEurope (teil-)verkaufen? Cash ist genug vorhanden, das einzige Argument, was ich gelten lassen würde, wäre: "um den Umstieg auf 'Grünen Stahl' zu finanzieren". Aber dafür braucht Thyssen mMn auch nicht die Summen, die durch einen Verkauf der SteelEurope entstehen würden. Zumal dann fraglich wäre, wie Thyssen überhaupt noch an Geld kommen sollte. Bei Verkauf der Stahlsparte würde ja so etwas entstehen wie ein "Klöckner mit etwas Gedöns dabei (Anlagen-/Schiffbau, Multitracks) Abgesehen davon hat Herr Bernecker wohl auch nicht erkannt, dass es bei Thyssen (aufgrund von (mehr-)Jahresverträgen gerne mal etwas länger dauert, bis Spot-Stahlpreise auch bei Thyssen umsatz- und gewinnwirksam werden. Andererseits bin ich mir nicht so sicher, was ich darauf geben soll, denn der Hinweis "nächstes Jahr werden wir viel höhere Preise durchsetzen können" seitens des Managements halte ich auch für eine potentielle "Durchhalteparole". Einen solchen "um ein Jahr verschoben"-Effekt konnte ich jedenfalls am Aktienkurs der vergangenen 20 Jahre nicht festmachen.
FAZIT: Mittelfristig (1-2 Jahre) stehen wir, so meine ich, mit ThyssenKrupp ziemlich gut da. Das sollte auch der Kurs irgendwann würdigen. Langfristig ( > 2 Jahre) stellt sich die Frage, wie Thyssen den (offenbar gibt es keine andere Option) Wandel von "Dreckstahl" zu "Grünstahl" vollziehen will. Im Vergleich zur Konkurrenz halte ich die bisher umgesetzten Maßnahmen in diese Richtung bei Thyssen für lachhaft bis "nicht vorhanden". Soweit ich weiß, verfügt Thyssen über keinen einzigen ("Elektro-")Lichtbogenofen (man korrigiere mich, wenn ich falsch liege!) und die Konkurrenz (z. B. SSAB aus Schweden oder voestalpine aus Österreich) ist da schon viel weiter, wenn auch im bisher recht kleinen Stil. Von Thyssen werden nicht einmal irgendwelche Fortschritte auf diesem Gebiet vermeldet bzw. man weiß als Investor gar nicht, ob die überhaupt noch "Grünen Stahl" wollen oder nicht - stattdessen erstmal den alten Hochofen aus den 70ern modernisieren... Muss auch gemacht werden, klar, aber wenn die IR der ThyssenKrupp AG etwas fitter wäre, würden wir vielleicht... a) wissen, was da im Hause Thyssen so alles gemacht wird in Bezug auf "Grünen Stahl" b) der Markt dies entsprechend würdigen. Der Wasserstoff-Hype ist aber num "börsial" (erstmal?) vorbei.
Schönes Wochenende und viel Glück!
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