Jetzt dürfte das Vertrauen der Arcandor-Investoren endgültig beschädigt sein: Mittwochmorgen noch verkündet der Konzern, die Touristik-Tochter Thomas Cook werde nicht verkauft. Am Abend dann die Kehrtwende per Ad-hoc-Mitteilung: Arcandor stellt darin klar, dass die Verhandlungen über neue Kredite nicht ganz so schmerzfrei verlaufen sind. Vielmehr müsse nun "die Struktur der Holding" überprüft werde. Und dann kommt auch die Stunden zuvor noch nicht erwähnte Information: "Dies kann auch die Reduzierung der Beteiligungen an der Karstadt Warenhaus GmbH und der Thomas Cook Group plc beinhalten."
Damit stellt sich endgültig die Frage: Was bleibt nach einem Verkauf dieser Beteiligungen eigentlich noch übrig? Die Anleger sind zu Recht skeptisch und stoßen die Arcandor-Papier rasch wieder ab.
Reden oder Schweigen? Arcandor-Chef Thomas Middelhoff gibt nicht jede Information preis
Um Vertrauen werben, um es danach eigenhändig zu zerstören - das ist eine Spezialität von Arcandor. Immer wieder stellte Arcandor-Chef Thomas Middelhoff in den letzten Jahren große Erfolge in Aussicht. Oft konnte er die Vorhaben nach längerem Anlauf realisieren - wie etwa den Verkauf der Warenhaus-Immobilien zur Schuldentilgung des Konzerns sowie die Abgabe des Versandhändlers Neckermann. Doch kaum ein Analyst bezeichnet Middelhoffs Deals als erfolgreich. Neckermann wurde verschenkt, das Geld für die Immobilien soll noch lange nicht vollständig geflossen sein.
Kursinformationen + Charts
ARCANDOR AG INHABER-AKTIEN O.N THOMAS COOK GROUP PLC REGISTERED SHARES LS-,10
Schon längst hätte dem Konzern einleuchten müssen, dass nur eine schnelle, umfassende und ungeschminkte Kommunikation Vertrauen am Markt schaffen kann. Allein seit Jahresbeginn verlor die Aktie rund 80 Prozent ihres Börsenwertes, von den Abstürzen der letzten Wochen ganz zu schweigen.
Die Abgabe von Anteilen an Thomas Cook (ein Verkauf der verlustträchtigen Karstadt-Warenhäuser dürfte zum gegenwärtigen Zeitpunkt ausgeschlossen sein) würde dazu führen, dass Arcandor die Touristik-Tochter - den einzigen Gewinnträger im Konzern - nicht mehr in der Bilanz konsolidieren könnte. Übrig bliebe ein angeschlagenes Warenhausunternehmen. Und eine Versandhandelssparte, die zwar im Ausland funktioniert, aber in Deutschland kämpft. Vertrauenseinflößend wirkt das alles schon lange nicht mehr. Die Endabrechnung der Ära Middelhoff ist fällig. Nach derzeitigem Stand dürfte sie desaströs werden.