27.02.2004 16:29
4MBO: Schwarzer Freitag für Trader von Detlev Landmesser
Manchmal kann die Börse grausam sein. Im Fall des insolventen Elektronikhändlers 4MBO sind am Freitag einige Kurzfrist-Anleger böse unter die Räder gekommen.
Insovent: Elektronikhändler 4MBO
Überraschend hatte die Deutsche Börse um 11.10 Uhr den Handel der 4MBO-Aktie bei einem Kursstand von 1,85 Euro ausgesetzt. Die Erklärung von 4MBO folgte auf dem Fuß: Nach gescheiterten Verhandlungen mit seinen Gläubigerbanken kündigte das Unternehmen einen Antrag auf Insolvenz an. Erst vor zwei Tagen hatte 4MBO vor allem wegen eines Einbruchs im PC-Geschäft einen Jahresverlust von 25,5 Millionen Euro vor Steuern bekannt gegeben, sich aber für die Zukunft noch gedämpft optimistisch geäußert.
Nach der Handelsaussetzung von einer Stunde nahm die Börse den Handel regelgemäß wieder auf. Dabei wird der erste Kurs auf Xetra wie auf dem Parkett über eine Auktion festgestellt: Es werden also alle Orders gesammelt und zu dem Kurs abgerechnet, der den höchstmöglichen Umsatz ergibt. Und zwar nur die Orders, die nach dem Zeitpunkt der Aussetzung neu eingegangen sind. Denn bei einer Aussetzung löscht die Börse automatisch alle bestehenden Orders.
Verheerender Kursverlust Bei Abschluss dieser Auktion um 12.16 Uhr wurden um 96.335 Stück zu einem nur wenig tieferen Kurs von 1,75 Euro gehandelt. Ein Umsatz von rund 167.600 Euro. Der nächste Xetra-Umsatz kam zehn Minuten später bei 1,08 Euro zu Stande. Für den oder die Käufer ein Verlust von 38,3 Prozent in zehn Minuten – oder sage und schreibe 64.500 Euro. Aber es kam noch schlimmer: Die Aktie rutschte bald unter die Ein-Euro-Marke ab und notierte am Nachmittag bei Kursen unter 0,90 Euro.
Einem bald darauf gestellten Antrag auf Löschung des Geschäfts wegen eines möglichen " Mistrades" , also eines Handelsfehlers aufgrund einer Fehleingabe, wurde nicht stattgegeben.
Dumm gelaufen Wie kam dieser Unglücks-Trade zu Stande? Auch nach Einschätzung eines Börsenvertreters ist diese nur so zu erklären, dass Anleger nach der Aussetzung unlimitierte Kaufaufträge erteilt hatten. Diese hatten offensichtlich auf einen starken Kurseinbruch bei der Wiederaufnahme des Handels gehofft, um bei einer nachfolgenden kurzfristigen Erholung wieder auszusteigen. Dieses Kursmuster war in vergleichbaren Fällen durchaus schon zu beobachten – in diesem Fall hatten aber offensichtlich zu viele Zocker darauf gesetzt, wodurch genau das Gegenteil eintrat.
Privatanlegern sei deshalb dringend geraten, bei derart engen Werten und insbesondere in derartigen Extremsituationen nur limitierte Orders aufzugeben. Auch wenn es eine Reihe von Schutzmechanismen gibt – manchmal ist die Kursfeststellung an der Börse ebenso grausam wie eine Roulettekugel.
Grüsse Antilope1
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