Deutsche Bank vor Milliarden Strafe?
09:28 05.12.07
Die Hypothekenkrise beschäftigt uns weltweit jetzt schon eine ganze Weile. Zahlreiche Anleger auf unserem Kontinent haben durch diesen tiefen Einschnitt sehr viel Geld verloren. Ganze Märkte wurden ordentlich durcheinander gewirbelt. Der Mergers & Acquisitions Markt ist komplett zusammengebrochen. Großbritannien stand mit den Vorgängen um das Bankhaus Northern Rock vor der Katastrophe. Und Steuergelder in Milliardenhöhe, die woanders weit sinnvoller hätten eingesetzt werden können, wurden durch das Fehlverhalten von Banken wie der IKB und der SachsenLB vernichtet.
Um die Krise abzuwenden wurde von den Notenbanken weltweit sehr viel Geld in den Geldkreislauf geschossen, was in Form höherer Inflation, insbesondere die Bezieher von Transferleistungen wie Rentner, Arbeitslose und Sozialhilfebezieher trifft. Also diejenigen, die eh schon wenig zum Leben haben. Wobei es in weniger reichen Ländern, die nicht unsere Sozialstandards genießen, die Menschen ganz direkt, brutal und unmittelbar trifft.
Das Empfinden der gerecht denkenden Menschen weltweit ruft, angesichts dieser vermeidbaren Beinah-Katastrophe, zu Recht nach Aufklärung und Vergeltung. Wir alle wollen, dass die Schuldigen bestraft und an den Pranger gestellt werden.
Jetzt hat Andrew Cuomo, Generalstaatsanwalt des Staates New York, mehreren an der Wall Street vertretenden Banken Vorladungen zukommen lassen. Darunter sind Unternehmen wie Merrill Lynch & Co., Bear Stearns Cos. und die - in jüngster Vergangenheit keinen Skandal auslassende – Deutsche Bank AG.
Cuomo will klären, ob die Banken bei der Auswahl und dem Zusammenfassen der subprime mortgage-Risiken in verschiedene Portfolios, die Qualität der Risiken entsprechend geprüft und die dafür notwendige Sorgfalt aufgewendet bzw beachtet wurde. Auch soll untersucht werden, wie die Schulden in Wertpapiere verbrieft wurden, wobei insbesondere die Beziehung der Banken zu den Rating-Agenturen auf dem Prüfstand steht und genauer untersucht werden soll.
Cuomo erhebt den schweren Vorwurf, dass „die Investmentbanken die mortgages wollten“ um anscheinend ordentlich Kasse zu machen („to make fees“) und damit quasi bewusst die Risiken etwas aus dem Blickfeld geraten ließen („…whether banks turned a blind eye to inflated appraisals in order to package and sell the products to make fees“).
Zu dem Vorgehen und den indirekten Anschuldigungen wollte die Deutsche Bank AG keine Stellungnahme abgeben. Ein Sprecher von Merrill Lynch ließ verlauten, dass „man immer mit den Regulatoren zusammenarbeite, wenn es gewünscht wird“.
Endlich wird diese Ungeheuerlichkeit von Gerichts wegen untersucht und die Schuldigen zur Rechenschaft gezogen. Ich bin mir sicher, dass nicht nur ich so denke, sondern mit mir viele Millionen Menschen und Anleger weltweit. Es wird Zeit, dass wir den „Nieten in Nadelstreifen“ endlich das Handwerk legen und sie aus Ihren Türmen verjagen.
Wobei die Hoffnung wahrscheinlich etwas verfrüht ist, weil – wie übrigens auch bei Enron geschehen – die Deutsche Bank AG und ihr Vorstandsvorsitzender Herr Josef Ackermann, sich in einem Vergleich wieder freikaufen wird. Wahrscheinlich nicht ohne dem amerikanischen Publikum sein Victory Zeichen unter die Nase zu halten. Wobei amerikanische Richter die Verunglimpfung staatlicher Insignien etwas weniger dulden, als hierzulande.
Obwohl am Ende die Deutsche Bank AG und die anderen Banken nach den offiziellen Verlautbarungen wieder unschuldig sein werden und die Vorstände persönlich unbehelligt bleiben, muss man anerkennen, dass die Amerikaner wenigstens den Versuch unternehmen die Schuldigen zur Rechenschaft zu ziehen.
Da stellt sich mir die Frage, wo denn der deutsche Generalbundesanwalt mit seinen Vorladungen bleibt? Natürlich falsche Frage. Ich habe ganz vergessen, dass wir in der „Wirtschaftsstrafrecht-freien Zone Deutschland“ leben. Hier darf jeder Vorstand machen, was er will. Da Merkel & Co. sich lieber mit großspurigen Ankündigungen und Parteitagsreden profilieren und um Mindestlöhne kümmern. Vielleicht haben die in Berlin ja aber auch nur Angst, dass dann die eine oder andere Verstrickung zwischen Politik und Wirtschaft (siehe Preussag/TUI/WestLB) ans Tageslicht kommen würde.
Als ob unser Nationaldichter Johann Wolfgang von Goethe das damals schon alles geahnt hätte: „Amerika Du hast es besser, als unser Kontinent, der alte, hast keine verfallenen Schlösser und keine Basalte. Dich stört nicht im Innern zu lebendiger Zeit unnützes Erinnern und vergeblicher Streit“. In diesem Sinne!
Einen schönen Tag und hohe Renditen wünscht Ihnen
Ihr Norbert Lohrke
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