{---} Als Palantir vergangenen September an die Börse ging, zählte es 125 Kunden weltweit – dazu gehören Airbus und das Welternährungsprogramm der Uno.
Der Expansionsdrang inmitten der Coronakrise hat einen Grund: Beim Börsengang hat Palantir, das erhebliche Verluste macht, seinen Anlegern für die nächsten Jahre ein kräftiges Umsatzwachstum versprochen – das gehe nur mit neuen Kunden. Anfangs biete man Kunden Leistungen für einen Probezeitraum absichtlich nicht kostendeckend an, so der Konzern in Unterlagen zum Börsengang, in der Hoffnung, dass sich diese Investitionen auszahlten.
Palantir kommt dabei eine Schwäche vieler europäischer Regierungen entgegen: das Digitalisierungsdefizit in ihren Behörden. In Europa liege ein »Schwerpunkt der Aktivitäten«, heißt es in der Selbstdarstellung für das Bundesgesundheitsministerium. Dieses nahm die Dienste des Konzerns zur Coronabekämpfung nicht in Anspruch. Allerdings nutzen Polizeibehörden in Nordrhein-Westfalen und Hessen bereits Palantir-Software. Der Mehrwert von Palantir-Produkten scheint zweifelhaft
Palantir behauptet, durch die Analyse riesiger Datenmengen Lösungen für die »großen Probleme unserer Zeit« zu finden.
Doch wie eine gemeinsame Recherche von SPIEGEL, »Guardian« und der Medienplattform »Lighthouse Reports« nun offenbart, bestehen an den Verheißungen der Palantir-Produkte ebenso Zweifel wie an deren Vereinbarkeit mit Datenschutzregeln. Die EU-Polizeibehörde Europol beispielsweise beendete die Zusammenarbeit desillusioniert nach einigen Jahren, wie interne Dokumente belegen. Kritiker sind der Meinung, dass die Zusammenarbeit mit Palantir die Idee einer digitalen Souveränität Europas untergrabe. Diese wurde zuletzt vor allem im Zusammenhang mit Gaia-X diskutiert, einer Initiative für Cloud-Dienste, die europäischen Datenschutzstandards genügen solle. Die Initiative soll das europäische Internet unabhängiger machen. »Wir brauchen niemanden aus dem Silicon Valley oder China«, verkündete jüngst Gaia-X-Chef Hubert Tardieu. Umso überraschender ist, wer zu den frühen Partnern der Initiative zählt: Palantir.
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