Fed erwartet schwächere US-Konjunktur
Die US-Wirtschaft hat im Sommer an Dynamik verloren. In fünf der zwölf Notenbankbezirke des Landes habe sich das Wachstum seit Ende Juli verlangsamt, schreibt die Federal Reserve in ihrem neuen Konjunkturbericht Beige Book.
"Die Konsumausgaben sind in den meisten Bezirken langsamer gewachsen." Die Produzenten hätten auch deshalb kaum Gelegenheit gehabt, ihre höheren Kosten an die Verbraucher weiterzugeben. Die Märkte werteten den Bericht als Zeichen, dass die Fed die Zinsen nicht weiter erhöht. Der US-Dollar gab innerhalb kürzester Zeit deutlich nach. Gegen 20.15 MESZ notierte der Euro bei 1,2817 $.
Schwäche am Häusermarkt
Die Analysen der Fed deuten darauf hin, dass sich die Abkühlung der US-Wirtschaft über das zweite Quartal hinaus verfestigt. Die US-Notenbank hatte Anfang August nach zwei Jahren mit einer Zinserhöhung bei jedem Treffen den Schlüsselsatz erstmals wieder unverändert bei 5,25 Prozent belassen. Sie begründete dies mit der schwächeren US-Wirtschaft, die die Teuerung dämpfe. An den Märkten hat sich seitdem die Ansicht durchgesetzt, dass die Pause der Fed auch das Ende der Zinsrally war. Einige Experten warnen aber, die Fed könnte zu weiteren Zinsschritten gezwungen sein.
Laut Beige Book haben sich der Häusermarkt und die privaten Bauaktivitäten landesweit abgeschwächt. "Darüber hinaus haben die meisten Bezirke auf einen substanziellen Anstieg im Bestand unverkaufter Häuser hingewiesen", heißt es in dem Bericht. Die Abkühlung auf dem Häusermarkt beobachten Volkswirte aufmerksam, weil er eine wesentliche Antriebskraft für den Konsum ist.
Lohnstückkosten steigen
Vor der Veröffentlichung des Beige Book hatten revidierte Daten zu den Lohnstückkosten zunächst neue Zinsspekulationen geschürt und den US-Dollar gestützt. Im zweiten Quartal legten die Lohnstückkosten um fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr zu - das war der stärkste Zuwachs seit 1990. "Die neuen Daten zeigen, dass ein höherer Inflationsdruck in der Pipeline ist", sagte David Milleker, US-Experte der Allianz-Gruppe. Trotzdem erwartet er nicht, dass die Fed den Leitzins noch mal erhöht. Anders urteilte Ethan Harris, US-Chefvolkswirt bei Lehman Brothers: "Die Arbeitskosten sind das stärkste Warnsignal für die Inflation. Die Fed kann das nicht wegwischen."
Jeffrey Lacker, Chef der regionalen Notenbank von Richmond, sagte, die steigenden Lohnkosten bestätigten seine Sorge vor einer "fest verwurzelten" Inflation. Lacker hatte bei der jüngsten Fed-Sitzung als einziger für eine Zinsanhebung gestimmt.
Quelle: Financial Times Deutschland
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