quelle: Finanznachrichten.de v. 17.01
Cancom: Jahresabschluss 06 deutlich über den Erwartungen
Ursprünglich hatten die Analysten dem größten Apple-Reseller Deutschlands für 2006 ein Umsatzvolumen von 260 Mio. Euro und ein EBIT von 3,9 Mio. Euro zugebilligt. Nachdem der Umsatz in 2006 überraschenderweise auf 266 Mio. Euro gesteigert werden konnte, ist auch die Hoffnung der Anleger groß, daß auch das erwartete EBIT überschritten wird. Wallstreet online sprach mit dem CEO Klaus Weinmann über die aktuelle Situation.
W.O.: Herr Weinmann, worauf ist das gute Umsatzwachstum des vergangenen Jahres zurückzuführen?
Bild vergrößern Weinmann: Unser Umsatzwachstum von ca. 20% gegenüber dem Vorjahr ist einerseits auf Zukäufe, insbesondere der NSG Netzwerk-Service GmbH Mitte des vergangenen Jahres zurückzuführen. Wir konnten aber auch ein recht deutliches organisches Wachstum in Höhe von ca. 8% im vierten Quartal verzeichnen. Wir liegen damit über dem Branchendurchschnitt. Daher ist unser organisches Wachstum nicht nur alleine auf die verbesserte Konjunkturlage, sondern auch auf die richtigen strategischen Weichenstellungen in den letzten Monaten und Jahren zurückzuführen, die nun zu einer Steigerung des Marktanteils führt.
W.O.: Wie sehen Sie die Preisentwicklung in der IT-Branche? Bekanntlich ist hier ja seit Jahren ein Preisverfall zu verzeichnen.
Weinmann: Es ist richtig, dass die IT-Branche seit langer Zeit mit einem kontinuierlichen Preisverfall, vor allem bei Handelsware lebt – daher haben wir uns auch vor drei Jahren dazu entschlossen, unsere Dienstleistungsaktivitäten deutlich auszuweiten. Hier sind die Umsatzmargen nach wie vor deutlich höher als im Handelsbereich. Unser Wachstum hat darüber hinaus zu besseren Einkaufskonditionen bei wichtigen Geschäftspartnern geführt Das verbessert natürlich unsere Margensituation und erhöht gleichzeitig unsere Wettbewerbsfähigkeit. Die erfreuliche Konjunkturentwicklung in Deutschland sollte nun den Druck auf die Preise etwas reduzieren, bzw. sogar Preiserhöhungen im ein oder anderen Bereich erlauben.
W.O.: Ihr Dienstleistungsanteil ist in den letzten Jahren ständig gewachsen und lag im vergangenen Jahr bei über 20%. Auf welches Niveau können Sie diesen Anteil denn noch steigern?
Weinmann: Für 2007 rechnen wir mit einem weiter steigenden Dienstleistungsanteil. Wir wollen so langfristig eine gross margin von 30% erzielen. 2006 dürften wir bei ca. 20 bis 22% gelegen haben.
W.O.: Welche Erwartungen haben Sie für das laufende Jahr hinsichtlich des EBIT-Wachstums?
Weinmann: Wir sehen in diesem Jahr weiteres organisches Umsatzwachstum. Aufgrund unserer schlanken Kostenstruktur sollte daraus wie im vergangenen Jahr erneut ein überproportionaler Gewinnanstieg resultieren.
W.O.: Was sind die stärksten Treiber für das EBIT-Wachstum?
Weinmann: Als Wachstumstreiber sehen wir zum einen natürlich die anhaltend positive Konjunkturentwicklung in Deutschland. Darüber hinaus erwarten wir uns Rückenwind von der Einführung von Microsofts neuem Betriebssystem Vista. Hier ist zwar weniger mit einem massiven Starterfolg zu rechnen. Im Jahresverlauf dürften dann aber doch immer mehr Unternehmen auf Vista setzen. Damit einhergehen sollten Investitionen in leistungsfähige Hardware. Ähnlich positiv sieht die Lage im Apple-Umfeld aus. Hier steht die Einführung des neuen Apple-Betriebssystems Leopard und der Grafiksoftwaresammlung Creative Suite von Adobe bevor. Beide Produkte werden von vielen Kunden bereits seit langem erwartet. Wir erwarten daher eine Belebung der Nachfrage, auch bei Apple-Hardware. Zu guter Letzt wollen wir auch im Dienstleistungsbereich weiter wachsen. Die Chancen hierfür stehen nicht schlecht.
W.O.: Wie sieht ihre Strategie im Bereich IT-Dienstleistungen denn konkret aus?
Weinmann: Nun, wir fahren hier eine zweigleisige Strategie. Wir arbeiten hier ja bereits im so genannten kaptiven Markt – dem Geschäft mit Großkunden - sehr eng und erfolgreich mit SBS zusammen. Den Bereich Mittelstandskunden werden wir dagegen selbst mit verstärkten Vertriebsaktivitäten angehen. Da wir eine sehr wettbewerbsfähige Kostenstruktur aufweisen können, sehen wir in beiden Bereichen gute Erfolgsaussichten.
W.O.: Die österreichische Beteiligungsgesellschaft AvW Invest stockt den Prozentsatz bei Ihnen kontinuierlich auf und liegt jetzt bei 15%. Wie ist ihre Meinung dazu?
Weinmann: AvW investiert nach eigener Aussage bewusst in unterbewertete Branchen und Unternehmen. In der Vergangenheit konnte AvW damit beeindruckende Ergebnisse erzielen.
W.O.: Wo sehen Sie derzeit den fairen Wert der Aktie?
Weinmann: Als Vorstand und Aktionär in Personalunion würde ich mir natürlich einen höheren Aktienkurs als aktuell wünschen. Die aktuelle Konsensschätzung von JCF Consensus, in der die Meinungen verschiedener Analysten zusammengefasst sind, weist für uns derzeit jedenfalls ein 2007er KGV von unter 10 aus. In Anbetracht des deutlich höheren KGVs vergleichbarer IT-Dienstleister und vor dem Hintergrund unserer Wachstumsaussichten sollte unsere Aktie noch Potenzial haben.
W.O.: Besten Dank für das Gespräch.
gruß, mike
|