http://www.handelsblatt.com/unternehmen/...fenbar-zum-kauf-an;2036766US-Investmentbank kämpft ums Überleben
Lehman bietet sich offenbar zum Kauf an
Im Ringen um eine Rettung der angeschlagenen US-Investmentbank Lehman Brothers überschlagen sich die Ereignisse. Nachdem ein Überleben der Traditionsbank infrage gestellt wurde, stellte sich das Bankhaus Kreisen zufolge komplett zum Verkauf. Auch die US-Regierung soll sich einmischen. Neue Hiobsbotschaften kommen indes auch von der größten Sparkasse der Vereinigten Staaten.
HB NEW YORK. Die angeschlagene US-Investmentbank Lehman Brothers sucht ihr Heil nun offenbar in einem schnellen Verkauf. Mehrere Geldhäuser nähmen derzeit Lehman genauer unter die Lupe, sagten mit der Angelegenheit vertraute Person am Donnerstag. Mindestens ein Konzern sei an einer vollständigen Übernahme interessiert.
Das "Wall Street Journal" berichtete, die Bank of America führe Gespräche mit Lehman. Ein Geschäftsabschluss sei aber alles andere als sicher. In anderen Medienberichten wurde Barclays als Interessent genannt. Bank of America, Barclays und Lehman lehnten eine Stellungnahme ab.
In Kreisen hieß es weiter, zur Diskussion stehe bei Gesprächen von Lehman mit der US-Regierung neben einer vollständigen Übernahme auch der Verkauf von Unternehmensteilen oder ein Eingreifen der Regierung. Die letzte Option werde von Lehman jedoch nicht angestrebt, sagte eine mit den Unterredungen vertraute Person. Das US-Finanzministerium erklärte auf die Frage nach den Berichten über Lehman erneut, man behalte die Märkte im Auge und sei mit den Marktteilnehmern in regelmäßigem Kontakt.
Fädelt US-Regierung ein Geschäft ein?
Die "Washington Post" berichtete unterdessen unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Kreise, die US-Regierung wolle einen Verkauf von Lehman Brothers vermitteln. Das Finanzministerium und die US-Notenbank fädelten ein Geschäft mit einem Konsortium privater Firmen ein. Das Ministerium und die Fed stünden mit verschiedensten Firmen in Kontakt und prüften eine "Vielfalt von Szenarien" für eine Übernahme der viertgrößten US-Investmentbank durch ein anderes Finanzhaus. Die Transaktion solle noch am kommenden Wochenende bekanntgegeben werden - bevor am Montag die Börsen in Asien öffnen. Ein anderer Informant erklärte allerdings, Lehman wehre sich gegen die staatliche Einmischung der Regierung.
Lehman Brothers hatte am Mittwoch einen Quartalsverlust von 3,9 Milliarden Dollar bekanntgegeben. Das 1850 von deutschen Einwanderern gegründete Traditionshaus braucht dringend Kapital, um Verluste aus faulen Immobilienkrediten auszugleichen. Nach dem Kurssturz von mehr als 40 Prozent am Donnerstag verloren Lehman-Brothers-Aktien im nachbörslichen Handel weiter an Wert und tendierten 25 Prozent im Minus.
Washington Mutual warnt vor weiteren Abschreibungen
In den Strudel der Finanzkrise ist auch die US-Bank Washington Mutual geraten. Sie erklärte jetzt, dass auch sie wegen der Kreditmarktkrise mit weiteren Milliardenabschreibungen rechne. Angesichts zunehmender Sorgen über einen Zusammenbruch der größten Sparkasse in den Vereinigten Staaten ergriff die Bank die Flucht nach vorn und teilte nach US-Börsenschluss mit, es verfüge über ausreichend Kapital. Dennoch sei im dritten Quartal mit Abschreibungen von etwa 2,7 Milliarden Dollar zu rechnen.
Im zweiten Quartal hatte das Unternehmen wegen der Hypothekenkrise bereits 2,17 Milliarden Dollar in den Sand gesetzt. Für das dritte Quartal stellt Washington Mutual insgesamt 4,5 Milliarden Dollar wegen fauler Kredite zurück. Im Vorquartal beliefen sich die Rückstellungen auf 5,9 Milliarden Dollar.
Die Aktien von Washington Mutual waren in dieser Woche auf den tiefsten Stand seit 18 Jahren gefallen. Im Vergleich zum September vergangenen Jahres entsprach dies einem Kursverfall von 96 Prozent. Am Donnerstag gingen die Papiere von Washington Mutual mit einem Plus von 22 Prozent bei 2,83 Dollar aus dem Handel. Nach der unangekündigten Vorlage der Teilzahlen zum dritten Quartal legte die Aktie noch einmal auf knapp drei Dollar zu. Die Bank sollte ihren vollständigen Quartalsbericht am 22. Oktober veröffentlichen.