Etwas spät, aber immerhin.
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ThyssenKrupp - Vorbereitung auf den Herbst (EurAmS) Warum der Düsseldorfer Stahlkocher gerade jetzt mit einem milliardenschweren Investitionsprogramm die profitschwachen Konzernsparten stärkt – obwohl die Börse die volle Konzentration aufs Kerngeschäft lieber sähe
Von Stephan Bauer
In 80 Meter Höhe hat Ekkehard Schulz eine prächtige Aussicht. Der Blick schweift vom 19. Stock der ThyssenKrupp-Zentrale über Düsseldorf und die Rheinbrücken. Im Büro des Vorstandschefs muss es sie geben, die Momente, in denen sich Schulz vergangener Schlachten erinnert. 1992 und 1993 etwa erlebte der damalige Chef der Stahlsparte des Duisburger Thyssen-Konzerns die größte Branchenkrise und trug Verantwortung für Milliardenverluste und die Entlassung Zehntausender. Oder die Zeit vor zehn Jahren, als er als Thyssen-Chef den Abwehrkampf gegen den kleineren Erzrivalen Krupp aus Essen organisierte. Schließlich musste sich Schulz Krupp-Boss Gerhard Cromme beugen. Der heutige Aufsichtratsvorsitzende setzte die Fusion durch.
Harte Kämpfe um Macht und Profit haben ihre Spuren im Gesicht des 65-Jährigen hinterlassen. In diesen Tagen jedoch ist der Chef des größten deutschen Stahlkonzerns entspannt. Solch famose Zeiten hat der Manager in seiner 35-jährigen Branchenkarriere noch nicht erlebt: Der einst chronisch klamme Riese eilt von einem Rekordgewinn zum nächsten. Ende des Jahres wird Schulz aller Voraussicht nach auf der Bilanzpressekonferenz einen Gewinn von über drei Milliarden Euro vor Steuern vermelden. Der Umsatz soll dann erstmals die Schwelle von 50 Milliarden überschreiten.
"100 Milliarden Mark Umsatz – das war unsere Vision, als der Zusammenschluss 1999 vollzogen wurde", sagt Schulz. Heute hat der Chef von weltweit 188000 Mitarbeitern höhere Ziele im Visier. In sechs Jahren sollen es 65 Milliarden Umsatz sein, der Vorsteuergewinn soll dann bei fünf Milliarden liegen.
Die Hochöfen von Thyssen im Stammwerk Duisburg laufen unterdessen auf Volllast. Die Weltwirtschaft brummt und mit ihr die Stahlkonjunktur. Die wachsenden Volkswirtschaften wie China oder Indien, aber auch Märkte im Westen treiben die Nachfrage (siehe Seite 32). Billiger Baustahl ist gefragt. Aber auch Spezialprodukte, auf die ThyssenKrupp sich spezialisiert hat: Flachstahl für die Automobilindustrie zum Beispiel oder rostfreier Edelstahl für den Maschinenbau.
Den erfahrenen Stahlmanager lässt all die Euphorie unbeeindruckt. "Die Grundlagen für weiteres Wachstum im Stahlbereich sind zwar gut. Doch auch dieser Stahlfrühling ist kein ewiger", sagt Schulz. Tatsächlich gehört die Branche zu den schwankungsanfälligsten Industrien überhaupt. "Derzeit sind die Gewinnmargen sehr hoch. Doch wenn der Zyklus einmal den Höhepunkt überschritten hat, können die Profite in kurzer Zeit drastisch schrumpfen", meint Norbert Faller, Fondsmanager bei Union Investment.
Die Hochs und Tiefs kennt Berthold Beitz, der Grandseigneur der deutschen Stahlindustrie, nur zu gut. 93 Jahre alt ist der ehemalige Krupp-Chefaufseher. Inzwischen wacht Beitz als Vorstand der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung von seinem Schreibtisch im Gästehaus der Essener Villa Hügel aus über die Geschicke von ThyssenKrupp. 26,4 Prozent der Anteile hält die Stiftung, auch als Schutz gegen feindliche Übernahmen. Das Erbe der Dynastie will schließlich sorgsam verwahrt werden.
Deshalb pocht Beitz auch darauf, dass sich der Konzern für Krisenzeiten rüstet. Kürzlich segnete der Aufsichtsrat mit seinen Stiftungsvertretern das größte Investitionsprogramm in der Konzerngeschichte ab. 18 bis 20 Milliarden Euro sollen in den kommenden sechs Jahren fließen. Der größte Teil geht zwar ins Kerngeschäft Stahl. Im US-Staat Alabama wird bis 2010 ein neues Werk für über drei Milliarden Euro auf der grünen Wiese entstehen. In Brasilien baut der Konzern bereits an Industrie- und Hafenanlagen für ein neues Rohstahlwerk.
Doch der Auftrag der Krupps ist klar: Mit allein sieben bis acht Milliarden Euro soll der Konzernchef auch die Randbereiche des Mischkonzerns stärken. Schulz weiß, dass der Kapitalmarkt diese Entscheidung nicht willkommen heißt. Denn Mischkonzerne werden an der Börse vor allem in Europa regelmäßig mit Kursabschlägen bedacht (siehe links). Fachleute taxieren den Malus der Düsseldorfer auf zwischen zehn und 30 Prozent. "Wir hätten einen Aufschlag verdient. Die Diversifikation macht uns unabhängiger vom Stahlzyklus", verteidigt Schulz die defensive Strategie.
Doch zumindest vorerst dürfte der Abschlag bleiben. "Die Börse ist kurzfristig orientiert. Aus dieser Warte würde eine Fokussierung auf Stahl Sinn machen", erklärt Analyst Michael Tappeiner von der WestLB.
Tatsächlich lieferte der boomende Kern im ersten Halbjahr des Geschäftsjahrs über 80 Prozent des Gewinns. Die Sparten Services, Technologies und Elevators kamen noch nicht einmal auf ein Fünftel der über 1,6 Milliarden Euro Profit. Das jedoch könnte sich ändern. Schulz setzt für die Zeit nach der Hausse vor allem auf das zwar eng mit dem Stahlbereich verbundene, aber dennoch kaum zyklische Servicegeschäft. Aus einem Materialhandel ist in den vergangenen Jahren ein attraktives Dienstleistungs- und Logistik-Business geworden. Beispielweise werden Kunden aus der Automobil- oder der Luftfahrtbranche wie der US-Flugzeugbauer Boeing mit Material versorgt, auf Wunsch synchron zum Produktionsprozess. "Die Margen dürften hier weiter steigen", glaubt Winfried Becker, Analyst bei Sal. Oppenheim.
Auch im Aufzuggeschäft gibt es gutes und zudem regelmäßiges Geld zu verdienen. Vor kurzem verhagelte zwar eine Rekordstrafe der europäischen Kartellbehörden die Bilanz. Die knapp 480 Millionen Euro machten aus einem dicken operativen Plus ein Minus. Künftig soll das Geschäft mit den lautlos gleitenden Thyssen-Aufzügen und Rolltreppen aber kräftig aufwärts schnellen. "Der Schwerpunkt wird in den kommenden Jahren auf dem Ausbau des Dienstleistungsbereiches liegen", sagt Schulz.
Die Sparte Technologies allerdings mutet wie ein Gemischtwarenladen an. Anfang des Geschäftsjahres warf Thyssen auch die Automotive-Sparte ins bunte Sammelsurium aus Werften, Anlagen- und Maschinenbauern. Mancher Beobachter schüttelt den Kopf über so viel Wirrwarr. Etliche Analysten vermuten auch nach diversen Aufräumaktionen immer noch Miesmacher unter den Geschäften – vor allem im Automobilbereich. Zwar stieß der Konzern im vergangenen Jahr defizitäre Automobilzulieferer in den USA ab. Zufrieden sind Finanzprofis aber noch lange nicht. "Hier sollte man sich weiter fokussieren", meint BHF-Bank-Analyst Herrmann Reith.
Viel Applaus bekäme Schulz, wenn er die ein oder andere Perle aus der Kramkiste an die Börse brächte. Da wäre etwa der Anlagenbauer Uhde, der komplette Chemieanlagen liefert. Auch die Werft Blohm & Voss oder der Maschinenbauer Rothe Erde, Weltmarktführer bei Wälzlagern für Windkraftanlagen, gelten manchem als Kandidaten. "Ein Börsengang wäre im jetzigen Hoch ein guter Weg, um Werte zu heben", sagt WestLB-Analyst Tappeiner.
Der Vorstandschef jedoch winkt ab. "Der Risikoausgleich ist unter der jetzigen Eigentümerstruktur so gut wie in Stein gemeißelt", so Schulz. Vielleicht würde der erfahrene Stahlmann ja insgeheim gern mehr Mittel in den heißen Kernbereich gießen. Doch Berthold Beitz, Herr der Krupp-Milliarden, würde dies gewiss nicht zulassen. "Die Stiftung zielt auf die Dividende, und die wird mit der Streuung des Portfolios sicherer", erklärt Experte Tappeiner. Die Macht der Krupps – Schulz spürt sie wieder. Ende des Jahres soll der Chef sein Büro im Düsseldorfer Drei-Scheiben-Haus verlassen. ThyssenKrupp zieht um. Das Drei-Scheiben-Haus in der Nähe des Rheins ist verkauft. Schulz geht nach Essen – näher an die Villa Hügel. Newssuche Newssuche nach Datum Aktien in diesem Artikel ThyssenKrupp AG Anzeige Aktuelle News 16:01 Uhr DGAP-Ad hoc: QIAGEN N.V. 23:09 Uhr Wall Street schließt nach guten Konjunkturdaten etwas fester 22:15 Uhr US-Anleihen tendieren im Späthandel nach Konjunkturdaten schwach 21:56 Uhr Deutsche Börse steigert Xetra-Umsatz im Mai um 11 Prozent 21:49 Uhr VW und AUDI veröffentlichen US-Absatzzahlen für Mai 21:45 Uhr Honda und Nissan steigern US-Absatz im Mai deutlich 21:25 Uhr BMW steigert US-Absatz im Mai um 8,7 Prozent 21:18 Uhr Update: Devisennotierungen vom 01.06.2007 (21:16 Uhr) Umfrage Frankfurt-Paris in weniger als vier Stunden: Die Bahn baut die Hochgeschwindigkeitsnetze aus. Fahren Sie jetzt längere Strecken öfter mit der Bahn? Ich fliege lieber Ja, auf alle Fälle Ich bevorzuge das Auto Vielleicht manchmal Die Bahn ist mir zu teuer
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