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Brennende Ölfelder: Die Ölproduktion im Irak liegt noch immer weit unter früheren Kapazitäten. Foto: dpa | | |
Der Rohölpreis steigt und steigt — nicht nur an der Zapfsäule bekommen Verbraucher das zu spüren. Allein in diesem Jahr hat sich Öl um über 30 Prozent verteuert. Unter Berücksichtigung der Inflation kostet ein Fass heute etwa so viel wie während des Öl-Embargos 1974, ein Ende des Preisanstiegs ist nicht abzusehen. Doch warum ist das so? Kaum jemand hat diesen Höhenflug des lebenswichtigen Rohstoffs vorhergesagt, und das obwohl die weltweite Nachfrage schon seit längerem kontinuierlich steigt.
Die Gründe sind aber nicht immer da zu finden, wo das Öl verarbeitet, verheizt oder getankt wird. Sie spielen sich an unterschiedlichsten Schauplätzen des Globus ab, teilweise beinahe unbemerkt, zum Teil auch von einem riesigen Medieninteresse begleitet.
Unruhen in NigeriaWenn man Nigeria hört, assoziiert man nicht zuallererst Ölraffinierien und amerikanische Ölmulits. Tatsächlich befinden sich dort die sechstgrössten Ölreserven der Welt. Die gigantischsten Ölunternehmen der Welt sitzen am Niger Delta — Exxon Mobil, Total, Shell Petroleum, Chevron Texaco. Aktuell gibt es dort verstärkt Streiks und Unruhen der nigerianischen Bevölkerung. Ursachen sind geringe Bezahlung der Arbeiter und Unumut über die Besserstellung weißer Angestellter im Unternehmen, zudem leiden die Menschen unter der zunehmenden Umweltverschmutzung. Die Produktion im Niger Delta lag bei über zwei Millionen Barrel pro Tag, wegen der Unruhen musste Chevron einen Teil seines Standortes schliessen. Das Ergebnis: Die Produktion sank, der Ölpreis bekam Auftrieb.
Der Irak: Wer auch immer geglaubt hat, nach dem Irakkrieg würde Amerika sofort in Ölquellen baden, hat sich getäuscht. Wohl finden sich im Zweistromland die zweitgrössten Ölreserven der Welt. Allerdings sind viele Ölfelder noch nicht einmal ansatzweise erschlossen. Die Förderanlagen befinden sich in völlig verrottetem Zustand, amerikanische Firmen rechnen mit jahrelangen Sanierungsmaßnahmen bis die Produktion endlich über die aktuellen, äußerst mageren zwei Millionen Barrel am Tag steigen kann. Und solange stehen die Iraker auf ölhaltigem Boden, aber an leeren Tankstellen: Meist bekommt man in dem Land, das so reich ist an schwarzem Gold, nicht einmal genug Benzin für die wenigen Autos.
Natürlich ist das Öl im Irak im Zentrum politischer Interessen, und das bedeutet, dass es Zielscheibe für den alltäglichen Terror darstellt: Die aufständischen Gruppen im Irak haben neben ausländischen Zivilisten vor allem die Ölanlagen als Anschlagsziele im Blick. Regelmäßig brennen die Ölfelder im Zweistromland, werden wichtige Pipelines zerstört. Der Terror verfehlt seine Wirkung nicht: Auf den Aktienmärkten der Welt sorgt die instabile politische Situation im Irak für Nervosität. Und der Preis für das Öl steigt, wenn über den Ölfelern wieder dunkler Rauch aufzieht.
Mütterchen Russland: Das riesige Land ist seit der Privatisierung seiner Ölindustrie Anfang der Neunziger zum zweitgrößten Ölproduzenten der Welt geworden. Allein in diesem Jahr stieg die Produktion um über zehn Prozent. Die Affäre um Yukos, der unübersehbar ein politisches Machtspiel zugrunde liegt, hat Russlands Ölindustrie jedoch in eine neue Ära überführt.
Yukos-Konten wurden mal eingefroren, dann freigegeben, dann wieder eingefroren. Momentan steht der Ölmulti vor dem Konkurs. Konkret heißt das, wenn Yukos nicht produziert, verliert der Markt 1,7 Millionen Barrel pro Tag.
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