Ob das nun wirklich die letzte "Anpassung" für dieses Jahr sein wird? Vertrauen in das Management hat jedenfalls gelitten, da man eigentlich schon bei der letzten Zahlenpräsentation am 10. Mai 22 (
https://ir.bike24.com/download/companies/58276b/...1_2022_Results.pdf ) als Management hätte besser sehen müssen wie die real laufende Entwicklung sich abzeichnet. So hat man sich als Management den Ruf erarbeitet in der Kommunikation wohl eher "behind the curve" zu sein. Der Aktienkurs hat ja auch entsprechend mit weiterem Kursverfall schon seit dem 10. Mai angezeigt, daß man den Aussagen des Managements nicht mehr so viel Glauben schenkte.
Ich hatte ja jüngst schon gepostet, daß ich mit weiterer Prognosereduzierung rechne, da man vor nicht langer Zeit die Prognose nur zu leicht reduziert hatte und das Management bislang den Eindruck vermittelt nicht wirklich konservativ zu sein bei Prognosen. Also Umsatzwachstum wird es in diesem Jahr nun kaum noch geben, eher sogar leicher Rückgang. Und die Umsatzmargen sind dabei deutlich zu schwach geworden, die Kosten zu hoch, die Lager zu voll.
Die ganzen Freizeit-Moden / Trends die in der Corona-Zeit übertrieben stattfanden sind ja generell wieder auf dem Rückzug bzw. die temporären Hype-Wellen ebben ab. Und Konkurrenz hat bike24 auch noch immer wie Sand am Meer, sowohl online wie auch stationär. Gerade bei hochpreisigen Rädern bzw. Teilen hat man doch gerne den persönlichen Händler in der Nähe, wo man direkt alles physisch testen kann und Beratung und Sevice schnell vor Ort zu finden ist. Sehe da also nichts was bike24 da wirklich als größeres Alleinstellungsmerkmal hätte.
Nun werden also die Konzern-Verluste bis Jahresende deutlich weiter anschwellen. Warum kommt man immer nur mit bereinigtem EBITDA bei der Prognose? Warum nur diese rosa Wattebällchen? Warum nicht auch Prognosen zu den wirklich relevanten Gewinnzahlen? Bereinigtes EBITDA ist aufgehübschter Schnick-Schnack ohne großen Nutzen, wenn es darum geht was am Ende unter dem Strich wirklich steht bei Konzerngewinn (-verlust) oder z.B. beim Free Cashflow. Am Ende zählt eben nicht bereinigtes B (before), sondern nur knallhartes A (after) .
Da man die Expansion nach Spanien offenbar im wesentlichen mit neuen deutlich ausgeweiteten Schulden / Verbindlichkeiten bzw. noch mehr Fremdkapital stemmt (siehe die massive Veränderung der Darlehen-Schulden in Q1 21 ) , sieht die Bilanz dann am Ende noch ungesünder aus. Wenn man sich ohnehin die Bilanz mal anschaut, dann ist sowieso ein großer Teil der Vermögenswerte lediglich bestehend aus immateriellen Vermögensgegenständen / Goodwill. Wirklich harte Substanz / Sachanlagen hat die Firma garnicht so viel ( => im Falle einer Inso / Zerschlagung kann man den immateriellen Kram zum großen Teil wohl knicken zum bedienen der Gläubiger). Entsprechend könnten dann auch Banken irgendwann nurnoch ungerne weitere Kredite rausrücken bzw. nurnoch mit dann deutlich höheren Risiko-Zinsen. Was wäre die Alternative? Deutlich verwässernde KE bei einem extrem gefallenen Aktienkurs? Wäre auch keine schöne Vorstellung. Also vielleicht beim Thema Expansionen etwas mehr auf die Bremse treten (wenn man nicht genug eigenes Geld hat) und dafür erstmal das bestehende Geschäft so stark machen, daß man eine gesündere Mischung wieder findet.