"Vorsicht das Bafin warnt: Das Lesen dieser Zeitung kann Ihr Vermögen ruinieren." das müsste meines Erachtens für jeden sofort erkennbar auf der Titelseite von "Euro am Sonntag" stehen - ähnlich den Hinweisen auf Zigarettenschachteln. Besonders dreist ist die heutige Ausgabe.
Auf Seite 5 erklärt in einer Anzeige der Bäckerbursche Frick, dass sie bis Dezember 2006 1000% machen können. Und dann folgt mit drei Ausrufezeichen die Aufforderung: "Sie müssen ab sofort dabei sein!!!"
Schlimm auch meines Erachtens wenige Seiten weiter, wo ein Unternehmen Ocravest in einer Anzeige auf eine Aktie zu 0,35 Euro verweist und als Kursziel in 3 Monaten 1,25 Euro nennt. Und das garniert mit einer neuen Masche: Der Disclaimer, der diese Heulnummer relativeren könnte, befindet sich nicht in der Zeitung, sondern hier wird auf eine Internetadresse hingewiesen. Meines Erachtens ein neues Betätigungsfeld für das Bafin, das sich dringend mit dieser Vorgehensweise beschäftigen sollte.
Zwei Seiten weiter hat dann ein Unternehmen in einer Anzeige Ölersatz gefunden und es wird - wie sollte es auch anders sein - von einer Kurschance von 1600% in zwei Jahren gefaselt.
Und in diesem grauenhaften Stil geht es mit mit Anzeigen und Redaktionsbeiträgen weiter, die vor Unseriosität nur so strotzen.
Der Hammer ist aber dann dort gegeben, wo ungeniert zwischen Werbung und redaktionellem Teil nicht mehr getrennt wird und für ein Schwachsinnsprodukt geworben wird: ein Rohstofffonds mit Kapitalerhaltungsgarantie, von dem selbstverständlich ein Prospekt beiliegt. Zuvor wird so getan, als ob Rohstoffinvestments kein Risiko seien und dass es nach dem Rücksetzer jetzt zu einem Anstieg kommen müsse. Kein einziges Wort davon, dass wir uns immer noch auf einem grenzenlos überzockten Niveau befinden. Dem Anleger wird auf dreiste Weise suggeriert, dass es nur aufwärts gehen könne, weil die Fakten so seien. Erst zum Ende kommt dann das mickrige Scheissprodukt zum Vorschein, ein Rohstofffonds mit Kapitalzurückgarantie. Auch hier kein Wort davon, dass der Fonds hedgen muss und dieser Hedge bei einem Rohstoffpreisrückgang jegliche Verzinsung auffressen wird und bei einem wenig wahrscheinlichen Anstieg die Rendite dramatisch schmälert. Also nichts als schnöde Werbung unter dem Deckmantel eines redaktionellen Beitrags. Hier sollte das Bafin energisch eingreifen und einen Disclaimer fordern, in dem Euro am Sonntag auch auf die Risiken hinweist, wie das jeder Werbetreibender in der Anlagebranche auch tun muss - und wie das eine seriöse Zeitung auch ohne Disclaimer machen würde. In der jetzigen Form ist ein Artikel in dieser Form in meinen Augen nämlich kriminell, da er wegen des nicht vorhandenen Disclaimer im Rahmen einer Werbung für Kapitalanlagen gegen gesetzlich Vorschriften verstößt.
Dass man sich da mit Bundesschatzbriefen günstiger stehen dürfte, bei denen man wenigstens die Gebühren von Herrn Mayer und des Vertriebs VHweissderGeier oder so ähnlich sparen dürfte, sei nur nebenbei erwähnt. Was allerdings kein Werbung für Bundesschatzbriefe sein sollte, denn wir befinden uns nachwievor in einer Aktienblase nach unten: Kaufen sie also Aktien - mit Ausnahme von Rohstoffaktien; Schwerpunkt sollte Technologieaktien mit Wachstumsaussichten sein, die zu unrecht mit inzwischen zu zyklichen Werten degenerierten anderen Technologieaktien in einen Topf geworfen werden (Marktwachstum von 20% pro Jahr sollte vorliegen). Ende 2008, wenn Sie dann die Kursgewinne letztmalig steuerfrei kassiert haben (wenn die Reform um ein Jahr verschoben wird), können sie sich dann auch weitere Bundesschatzbriefe zusätzlich ins Depot legen - jetzt gilt es gute Zeiten zu nutzen, denn so oft gibt es in einem Menschenleben nicht Phasen mit so hohen Produktivitätsgewinnen und Wachstumsraten, die Gewinne und Aktienkurse treiben. Schließlch haben wir auf diese Phase auch 50 Jahre warten müssen. Wer Euch erzählt, dass man in diesen Jahren pausieren müsse, hat nicht mehr alle Tassen im Schrank
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