...von Astrid Maier, Claus Hecking und Mark Schieritz, Frankfurt
Die Rally für Edelmetalle an den weltweiten Börsen hat die Preise für Gold und Platin auf historische Höchstwerte getrieben. Eine Feinunze (31,1 Gramm) Gold verteuerte sich zeitweise auf bis zu 499,10 $ und kostete damit so viel wie seit rund 18 Jahren nicht mehr.
Auch der Goldpreis steigtPlatin erreichte gegen 21 Uhr MEZ mit 1001,10 $ sogar ein 25-Jahres-Hoch. Damit hat Platin bereits am Montag die viel beachtete Marke von 1000 $ durchbrochen. Nach Ansicht von Marktbeobachtern wird in den kommenden Tagen Gold mit einem Sprung über die 500 $ je Feinunze folgen. Bei Platin kosteten Terminverträge zur Lieferung im Januar in New York zeitweise sogar 1011 $ - zum ersten Mal seit 25 Jahren.
Einzelne Analysten warnten am Montag vor einer Überhitzung des Markts. " Die Überpositionierung der Spekulanten ist so hoch, dass es nach einer Korrektur riecht" , sagte Christoph Eibl, Rohstoffanalyst bei Tiberius Asset Management. [passt zum artikel von gestern]
Allerdings steigt trotz höherer Preise auch die strategisch bedingte Nachfrage - bei gleichzeitig sinkender Produktion: " Gerade im arabischen Raum wurde in den vergangenen Monaten sehr viel Gold gekauft. Auch auf der Investmentseite ist die Nachfrage groß" , sagte Wolfgang Wrzesniok-Roßbach, Marktexperte des Hanauer Edelmetallkonzerns Heraeus. Zunehmende Inflationsängste und hohe Haushaltsdefizite einiger Staaten befeuerten Nachfrage und Preise zusätzlich. " Gold gewinnt als Mittel der Werterhaltung wieder an Bedeutung" , sagte Wrzesniok-Roßbach.
Internationale Fonds sehr aktiv
Vor allem internationale Fonds seien hier sehr aktiv. Platin wird zudem von der Autoindustrie zunehmend nachgefragt: Sie benötigt das Edelmetall zum Bau von Dieselkatalysatoren. Wegen hoher Benzinpreise steigen Verbraucher verstärkt auf Diesel um. Überdies trägt das Umschwenken der Zentralbanken, die bislang mit Verkäufen ihrer Goldreserven die Kurse nach unten drückten, zum Preisanstieg bei. Argentiniens Zentralbank stockt seit zwei Jahren ihre Goldreserven auf, Russland hat gar jüngst angekündigt, die Goldreserven zu verdoppeln.
Unklar ist noch, ob die Bundesbank in naher Zukunft einen Teil ihrer enormen Goldreserven verkaufen wird. Nach einem internationalen Abkommen kann die Notenbank bis 2009 bis zu 600 Tonnen des Edelmetalls losschlagen. Finanzminister Peer Steinbrück drängt die Notenbanker dazu, um damit Bildungs- und Forschungsinvestitionen zu finanzieren. Bei der Bundesbank werden die Vorschläge Steinbrücks bislang jedoch reserviert aufgenommen.
Experten erwarten anhaltende Rallye
Trotz der enorm gestiegenen Preise gehen Experten daher nur von einer kurzzeitigen Korrektur aus: " Auf Grund der positiven Marktstimmung dürfte die Rally noch einige Tage andauern" , sagte Tobias Merath von Credit Suisse. " Bei einem Niveau von 500 $ beziehungsweise 1000 $ erwarten wir jedoch die ersten Gewinnmitnahmen" , so Merath. Dann dürfte der Preis für Gold auf 460 $ fallen, für Platin auf 960 $. Langfristig gehen die Analysten von steigenden Preisen aus, in einem Jahr könnte der Preis für Gold bei bis zu 550 $ liegen. Auch Platin könnte bis auf 1200 $ steigen, da Chinas Bedarf an dem Edelmetall für die Schmuckindustrie wachse.
Aus der FTD vom 29.11.2005 © 2005 Financial Times Deutschland, © Illustration: AP
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