weitere 7,5% der Anteile stehen bei Daimler-Chrysler zum Verkauf.
EADS untersucht Produktionspanne
Der Sessel von EADS-Chef Noël Forgeard gerät in Gefahr. Wegen der A380-Lieferverzögerungen hat Aufsichtsratschef Arnaud Lagardere eine Überprüfung angekündigt. Dabei soll es unter anderem um den Job Forgeards gehen. Auch Airbus-Chef Gustav Humbert könnten Konsequenzen drohen.
Er wolle nicht nach Sündenböcken suchen oder Personaländerungen durchsetzen, sagte Lagardere. Aber es müsse gefragt werden, ob Airbus-Chef Humbert von der internen Lage gewusst habe, als er die Position vor einem Jahr von Co-Chef Forgeard übernommen hat. Auf die Frage, ob Lagardere hinter Forgeard stehe, antwortete der Unternehmer, er werde das mit dem deutschen Co-Chairman Manfred Bischoff diskutieren.
Forgeard selber hatte am Mittwoch auf die Frage von Analysten, ob er persönlich Konsequenzen aus dem Rückschlag bei Airbus ziehe, geantwortet: "Ich denke, das ist eine Entscheidung der Anteilseigner." Ziel sei es, nach vorne zu blicken, ohne mit dem Finger auf Schuldige zu zeigen.
Airbus steht wegen der zweiten Lieferpanne beim Superjumbo A380 derzeit massiv unter Druck. Dem europäischen Hersteller drohen hohe Schadensersatzzahlungen und sogar Stornierungen. Mehrere Fluglinien prüften Ausgleichsforderungen. Ursache für die Panne sind Produktionsprobleme bei Elektroniksystemen. Es gebe einen Engpass bei der Fertigung von Kabelbäumen, sagte David Voskuhl, Sprecher der Airbus-Zentrale in Toulouse, der FTD am Dienstagabend. Der operative Gewinn wird nach Unternehmensangaben zwischen 2007 und 2010 jährlich um 500 Mio. Euro niedriger ausfallen als geplant.
Die Aktie war am Mittwoch zeitweise über 30 Prozent eingebrochen, was den Konzern bis Börsenschluss gut 6 Mrd. Euro Börsenwert kostete. Vom Sturz der Aktie zeigte sich EADS-Großaktionär Lagardere "sehr überrascht". Die Investoren hätten damit "ihren Mangel an Vertrauen an die Kapazität von Airbus gezeigt, sehr komplexe Projekte zu einem guten Ende zu führen", sagte er der Pariser Zeitung "Le Monde".
Vehement trat Lagardère der Vermutung entgegen, in der Erwartung des Kurssturzes im April die Hälfte seiner 15 Prozent EADS-Anteile verkauft zu haben. Die Entscheidung sei schon 2005 gefallen und habe lange mit DaimlerChrysler abgestimmt werden müssen. "Wenn wir unehrlich wären, hätten wir nicht 7,5 Prozent des Kapitals verkauft, sondern alles", sagte Lagardere. Am Donnerstag erholte sich die EADS-Aktie leicht und legte über drei Prozent auf 19,42 Euro zu.
DaimlerChrysler hält an strategischer Beteiligung fest
EADS-Großaktionär DaimlerChrysler wurde eigenen Angaben zufolge von den Produktionsproblemen beim Airbus A380 wie die anderen Aktionäre auch überrascht. Bei der Senkung seines EADS-Anteils von 30 auf 22,5 Prozent EADS-Aktien im April habe man von den Problemen keine Kenntnis gehabt, sagte Konzernsprecher Thomas Fröhlich am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. Der Autokonzern halte weiter an einer strategischen Beteiligung von mindestens 15 Prozent an EADS fest. Schon im April hatte DaimlerChrysler angekündigt, mittelfristig weitere 7,5 Prozent der EADS-Aktien abgeben zu wollen. Einen Zeitplan dafür gibt es den Konzernangaben zufolge nicht.
Bis Forgeard vor einem Jahr Co-Chef von EADS wurde, war er Chef von Airbus. In diese Zeit fällt auch der Startschuss für den A380, der den Jumbo Jet von Boeing als größtes Passagierflugzeug ablöst und 12 Mrd. Euro an Entwicklungskosten verschlungen hat. Analysten hinterfragen zunehmend kritisch das Erbe, das Forgeard seinem Nachfolger Humbert - dem ersten Deutschen an der Spitze von Airbus - hinterlassen hat.
Bestellungen aus China
Humbert hat derzeit nicht nur mit den Verzögerungen beim A380 zu kämpfen. Auch das neueste Projekt, der A350, läuft nicht optimal. Kunden hatten die Konkurrenzfähigkeit des mittelgroßen Flugzeugs für die Langstrecke in Frage gestellt. Derzeit überarbeitet Airbus das Konzept und will bis zur Luftfahrtschau im englischen Farnborough Mitte Juli über Änderungen entscheiden.
Es gab aber auch noch eine gute Nachricht für den Flugzeugbauer: Air China bestellte am Donnerstag 24 Airbus A320. Laut Listenpreis hat der Auftrag ein Volumen von 1,39 Mrd. Euro. Allerdings habe Airbus signifikante Preiskonzessionen gemacht, teilte die Airline mit.
http://www.ftd.de/unternehmen/industrie/84701.html