Weniger die Geschäftszahlen für 2006, dafür aber umso mehr die Erläuterungen zum künftigen Umsatzpotenzial des Krebsmittels Satraplatin werden die Telefonkonferenz dominieren, zu der das Management von GPC Biotech um 14.00 Uhr MEZ geladen hat.
GPC Biotech Die Eckdaten für 2006 sind schnell erläutert: Der Umsatz sprang auf 22,7 Millionen Euro. Das sind 143 Prozent mehr als im Vorjahr – und das aus gutem Grund, denn für den europäischen Markt engagierte Marketing-Partner Pharmion hat Entwicklungskosten für Satraplatin erstattet. Auch im laufenden Jahr wird das Gros der auf konstantem Niveau erwarteten Einnahmen aus dem Vertrag mit Pharmion stammen.
Die Forschungs- und Entwicklungskosten erhöhten sich um 16 Prozent auf 64,7 Millionen Euro. In derselben Größenordnung legten die Verwaltungskosten auf 23,8 Millionen Euro zu. Unterm Strich bleibt ein Verlust von 64 Millionen Euro oder 1,95 Euro je Aktie – einen Tick über den 1,90 Euro je Aktie, die BÖRSE ONLINE als Fehlbetrag erwartet hatte. Der Cash-Bestand lag zum Jahresende bei 97,1 Millionen Euro. Für die GPC-Aktionäre wird 2007 zweifellos das spannendste Jahr seit dem Börsengang im Mai 2000. Das Unternehmen aus Martinsried bei München hat im Februar bei der US-Behörde FDA den Zulassungsantrag für Satraplatin eingereicht. Sollte es bis Mitte April nichts am Datenpaket zu mäkeln geben, sollte das Procedere bis Ende August abgeschlossen sein, denn die einmal täglich einzunehmende Tablette genießt den so genannten "priority review".
Noch beschränkt sich die Zulassung von Satraplatin auf Patienten mit hormon-resistentem Prostatakrebs, bei denen andere Behandlungsmethoden fehlgeschlagen sind. In der Regel handelt es sich dabei um das Chemotherapeutikum Taxotere, das vom Pharmagiganten Sanofi Aventis verkauft wird.
Hauptziel von Satraplatin ist zum einen die schmerzlindernde Wirkung für diese Patienten im Endstadium der Krankheit, in der häufig Metastasen auftreten. Zum anderen soll der Zeitraum bis zum erneuten Ausbruch der Krankheit verlängert werden. Diese beiden Endpunkte hat die Phase-III-Studie untermauert.
Bis zum Herbst will das Unternehmen Daten vorlegen, die zeigen, ob das Präparat auch die Lebensdauer der Betroffenen verlängert. Ein positiver Ausgang macht es wahrscheinlicher, dass Satraplatin auch als Erstlinientherapie zum Einsatz kommt. In diesem Fall wird sich das Umsatzpotenzial deutlich erhöhen, welches von Experten derzeit zwischen 500 und 700 Millionen Euro taxiert wird.
Unabhängig davon forciert die Firma weitere klinische Studien, etwa in Kombination mit Strahlentherapie oder zur Behandlung von Lungenkrebs. Insider beziffern die entsprechenden Forschungsausgaben auf mehr als 20 Millionen Euro.
Dazu kommt möglicherweise der Start der Phase-II-Studie für den Antikörper gegen Leukämie, den GPC von MorphoSys einlizenziert hat. Gleichzeitig läuft der Aufbau des eigenen Vertriebsteams in den USA. Kein Wunder also, dass für 2007 mit weiter steigenden Ausgaben zu rechnen ist. Der Netto-Cash-Burn von 38,5 Millionen Euro im abgelaufenen Jahr 2006 wird sich also weiter erhöhen.
Wird Satraplatin wie erwartet zum Jahresende in den USA zugelassen, könnte GPC Biotech 2008 den Break-Even realisieren. Erst im Februar wurden per Kapitalerhöhung 33,6 Millionen Euro erlöst – per Privatplatzierung von 1,46 Millionen Papieren. Damit reichen die finanziellen Reserven bis zu einem positiven Cash-Flow durch erste Einnahmen mit Satraplatin.
Auch die anhängige Klage von Spectrum Pharma sollte kein größeres Störfeuer auslösen. Die US-Firma hatte 2002 aus schierer Geldnot die weiteren Entwicklungsrechte an GPC Biotech abgetreten. Für die Firma aus Martinsried bei München ein purer Glücksfall, denn bis dato hatte die eigene Pipeline keine klinischen Kandidaten hervorgebracht. Insider mutmaßen nun, dass es Spectrum lediglich darum geht, noch einen höheren Betrag über den damals mit dem Rücken zur Wand ausgehandelten Erfolgszahlungen herauszuschlagen.
Der jüngste Kursrücksetzer bietet eine gute Chance zum Einstieg. Auf Sicht von zwölf Monaten sollten Kurse von 28 Euro und darüber möglich sein. Dies umso mehr, wenn sich das Einsatzgebiet von Satraplatin erweitert. Spätestens dann wird die Company ins Visier von Übernahmeinteressenten rücken. Dazu sollte Sanofi Aventis zählen. Schließlich hat der Konzern mit Oxaliplatin bereits das einzige nicht-generische Platinum-Derivat im Angebot – eine Medikamentenklasse, in der auch Satraplatin angesiedelt ist.
Empfehlung: KAUFEN Kurs am 15. März: 20,32 Euro Stoppkurs: 15,30 Euro
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