WirtschaftsBlatt, 30.8.2010
Gazprom droht Litauen mit einem Verfahren vor dem Schiedsgericht
Vilnius. Andrius Kubilius, Litauens Premier, bestätigt: Der russische Gasproduzent Gazprom droht seinem Land mit einem Schiedsgerichtsverfahren, sollte Vilnius nicht auf Reform der Gasbranche verzichten. Energieminister Arvidas Sekmokas spricht vom Druck eines großen Konzerns auf ein kleines Land.
Litauen will bis 2012 die Gasfirma Lietuvos Dujos, Haupteigentümer sind E.On Ruhrgas (38,9 Prozent) und Gazprom (37,1 Prozent, in zwei Gesellschaften teilen: Eine für Transport, eine für Handel. Im dritten EU-Energiepaket haben sich die EU-Länder verpflichten, Energiefirmen nach Tätigkeiten zu spalten. Gasproduzent Gazprom darf demnach keine Anteile an einer Transportgesellschaft halten.
Brennstoffanalyst Witalij Kriukow von IFG Kapital in Moskau bezeichnet die Lage als ernst. Die Spaltung bedeute für Gazprom den Verlust einer Pipeline, so Kriukow zu einer polnischen Tageszeitung. Das mache Verhandlungen mit dem neuen Besitzer nötig, Einnahmen aus dem Transport fielen weg und die Kontrolle über Litauens Gasbranche ginge verloren.
Drittes Energiepaket
Laut Kriukow habe Litauen die schärfste Variante des dritten Energiepakets gewählt, ohne die beiden Haupteigner zu konsultieren.
Ende Mai habe die Regierung den Entwurf eines neuen Gasgesetzes gebilligt. Demnach darf ein Erdgasverkäufer keine Pipelines mehr halten, es sei denn, die Röhre werde von unabhängigen Operateuren betrieben.
Gazprom müsse nun seine Strategie überdenken, sagt Analyst Kriukow. Die nächsten EU-Länder werden nämlich Bestimmungen des EU-Pakets einleiten, darunter so wichtige Transitländer wie Polen.
QUELLE:
http://www.wirtschaftsblatt.at/archiv/...dsgericht-435865