Einmal mehr ein Treffen der Einäugigen aller Couleur nach dem Motto: Gemeinsam sind wir blind...
Es gehört zu den fatalen Auswirkungen der Neocon-Außen- und -Innenpolitik (unter vielen weiteren, zum Teil noch misslicheren), dass das Bild der USA sich weltweit völlig verzerrt darstellt - eine große Sorge übrigens aller vernünftigen US-Amerikaner - von denen es sehr viele gibt, und zwar in allen politischen und gesellschaftlichen Bereichen.
Das Irak-Abenteuer mit Abu Ghraib, Guantanamo, die Auslieferung der Politik an den militärisch-industriellen Komplex und die Geheimdienste, die eskalierende Entliberalisierung nach Innen, die Aushöhlung rechtsstaatlicher Prinzipien, die maßlose Überschuldung für die Rüstung und die Kriegsabenteuer auf Kosten der Infrastruktur und der sozialen Systeme mit allen Risiken für die Binnen- und Weltwirtschaft - das alles sind Auswirkungen einer Ideologie getriebenen Politik, derer sich die USA bislang in der Geschichte immer mit großer demokratischer, freiheitlicher Tradition erwehrt hat. Es gab immer Auswüchse, aber das Pendel ist meist wieder zurückgeschlagen und man hat die Verantwortlichen (auch juristisch) aufs rechte Maß zurechtgestutzt. Und oft auch mit neuen Kontrollinstrumenten reagiert.
Ich hoffe immer noch, dass dies auch diesmal wieder gelingt, wenn die Neocons endlich weg vom Fenster sind. Die inneren Auflösungserscheinungen sind ja allenthalben sichtbar. Da keiner für das Irak-Debakel verantwortlich sein möchte, hat sich eine Absetzbewegung breitgemacht.
Dass allerdings die derzeitige Politik des Bush-Clans - die längst nicht mehr mit dem 9/11-Schock erklärt werden kann, eigentlich nie konnte - zu einem gewaltigen Ansehensverlust beigetragen hat, was sich in solchen Umfragen (nicht mehr als Momentaufnahmen von aktuellen Befindlichkeiten) niederschlägt, ist doch mehr als nachvollziehbar. Kein vernünftiger Mensch dürfte etwas dagegen haben, dass der iranische Irrwisch und sein fanatischen Klerus in die Schranken gewiesen wird. Dreiviertel der Welt arbeitet daran. Und ich glaube nicht, dass es unmöglich ist, diese Blase auch mit anderen Mitteln als mit Krieg in Schach zu halten - zumal ein noch größeres Desaster als im Irak drohen würde. Damit erkläre ich mir auch den etwas eigenartigen Umfrageausschlag zugunsten des Iran.
Wer englisch kann und mal ein sehr ausführliches, interessantes Interview mit dem Bush-Kritiker Chalmers Johnson lesen will: http://www.tomdispatch.com/index.mhtml?pid=70243 beide Teile lesen. Chalmers Johnson(* 1931 in Phoenix, Arizona) ist emeritierter Professor für politische Wissenschaften an der University of California, San Diego, ehemaliger Berater der CIA und Asienexperte. Er gilt als einer der profiliertesten Kenner der amerikanischen Asienpolitik und ist Präsident des »Japan Policy Research Institute«. In seinen jüngeren Büchern äußerte Johnson scharfe Kritik an der zunehmenden Militarisierung der amerikanischen Außenpolitik. Er stellte sich dadurch in Opposition zu der Politik von George W. Bush und den außenpolitischen Konzepten der sogenannten Neokonservativen in den USA.
Gruß BarCode
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