27.02.2004 - 11:18 Uhr Offshore-Windpark-Risiken für Banken und Versicherer kalkulierbar - von vwd Korrespondentin Kirsten Bienk -
Hamburg (vwd) - Die Versicherung und Finanzierung von Offshore-Windparks vor der deutschen Küste wirft viele Fragen auf, ist aber nach Einschätzung von Banken und Versicherungen unter bestimmten Voraussetzungen möglich. Noch tun sich allerdings viele Kreditinstitute bei Engagements dieser Art schwer. So gibt es aktuell keinen Windpark auf dem Meer, der rein bankenfinanziert ist. Hinter den in Dänemark und Schweden errichteten Anlagen stehen beispielweise große Energieversorger und Bürgermodelle. Für die Vereins- und Westbank AG, Hamburg, sind die offenen Fragen aber kein Hindernis, sich intensiv mit der Offshorefinanzierung zu befassen.
Ein Engagement in diesem Bereich habe Sinn, da die Bank über umfangreiche Erfahrungen bei Onshore-Windparks und Offshore-Öl- und Gasprojekten verfüge, sagt Abteilungsdirektor Bogislaw von Langenn-Steinkeller. Allerdings bedürfe die Klärung betriebswirtschaftlicher, technischer und rechtlicher Fragen noch großer Anstrengungen aller Beteiligten. So können den Berechnungen zufolge schnell 2 Jahre ins Land gehen ehe ein Windpark vor der Küste solide finanziert ist. Damit geplante Baubeginne nicht ins Wanken geraten, müssen sich Projektentwickler sehr früh mit Banken und Versicherern zusammensetzen.
Die Vereins- und Westbank war Mitinitiatorin des Offshore Finance Circle (OFC), der sich Gedanken über die spezielle Versicherungs- und Finanzierungsproblematik von Offshore-Windparks gemacht hat. Die Teilnehmer kommen zu dem Fazit, dass aller Wahrscheinlichkeit nach nicht alle vor der deutschen Küste geplanten Projekte versichert und finanziert werden. Sie begründen dies mit dem Gesamtinvestitionsvolumen der Vorhaben und den unterschiedlichen Rahmenbedingungen wie Standort, Größe und Sponsoren. Für jedes einzelne Projekt müssten jeweils eine Reihe von Banken und Versicherungen anteilig die Risiken übernehmen, resümiert der OFC.
OFC: Fonds spielen bei Offshore-Windparks keine große Rolle
Außerdem ist der Expertenkreis der Meinung, dass die im Onshore-Geschäft zur Finanzierung genutzten Fondsmodelle für den Offshore-Bereich nicht den gleichen Stellenwert haben werden. Der OFC gehe zudem davon aus, dass wegen der großen Finanzvolumina die Entwickler nicht unbedingt die späteren Umsetzer sein werden, sagte von Langenn-Steinkeller. Gerade mittelständische Unternehmen könnten hier sehr schnell an ihre Grenzen stoßen. Da das Risiko bei Offshore-Projekten wesentlich höher als bei Onshore-Projekten sei, seien höhere Eigenkapitalquoten nötig. Alle Beteiligten müssten so aufgestellt sein, dass sie diese Risiken tragen könnten.
Um Planungssicherheit zu erlangen, legen die Banken hohen Wert auf technisch ausgereifte und ausreichend getestete Windenergieanlagen. Allerdings wissen sie auch, dass das Stadium der Serienreife vor dem Start vieler Projekte aus Zeitgründen nicht zu erreichen ist. Damit rutschen die Finanzierer in eine Prototypphase hinein, die sie wegen möglicher "Kinderkrankheiten" lieber umgehen würden, sagte der Abteilungsdirektor. Dieses Risiko müsse anderweitig über Versicherungsmodelle oder belastbare Garantien abgesichert werden. Verlässliche Daten verlangen die Finanzierer ferner für Fundamentkosten, Windverhältnisse und Überwachungssysteme.
Unabdingbar für die Realisierung eines Offshore-Projektes ist nach Einschätzung des OFC die Einbeziehung eines Financial Advisers, der den Finanzierungsprozess steuert und wesentliche Aufgaben übernimmt. Zusammen mit dem Projektentwickler soll er Finanzierungsgespräche mit Banken und Investoren führen. Früh einbezogen werden soll zudem der Lead Arranger des finanzierenden Bankenkonsortiums. Und auch der Insurance Adviser muss in die Planung integriert werden, um das von den Banken geforderte Absicherungskonzept zu erstellen.
Anlagenhersteller für den Weg aufs Meer gewappnet
Die Anlagenbauer REpowerSystems AG und Nordex AG, beide Hamburg, verfeinern ihre für den Offshore-Einsatz vorgesehenen Maschinen. Bei der von Nordex in Dänemark im Einsatz befindlichen Anlage seien keine ernsthaften Schwierigkeiten aufgetreten, sagte Sprecher Felix Losada. Im Fokus der seit Mai 2003 laufenden Tests stehe die Erprobung verschiedener Komponenten, das Gesamtverhalten der Turbine und die Vermessung von Rotorblättern. Da das Unternehmen in den nächsten beiden Jahren in Nord- und Ostsee nur kleinere Pilotprojekte erwarte, nutze man die Zeit für die Weiterentwicklung. Zur Verfügung stehen die N80 mit 2,5 MW und die N90 mit 2,3 MW.
REpower Systems konzentriere sich auf die Weiterentwicklung der 5MW-Anlage, sagte Martin Skiba, verantwortlich für die Offshore-Geschäftsentwicklung. Auch er hält Versicherung und Finanzierung von entsprechenden Parks für möglich, bezeichnet einige Forderungen der Versicherungen aber als unrealistisch. Beispielweise könnten Anlagenbauer bei Großprojekten im Schadensfall nicht die Ertragsausfälle der Betreiber übernehmen, sagte Skiba. Dieses Risiko wäre für alle Hersteller untragbar. Natürlich sei REpower bereit, im Offshore-Bereich ein höheres Risiko einzugehen, allerdings müsse dies kalkulierbar und finanzierbar bleiben.
Vertrauen zwischen Versicherern und Herstellern unabdingbar
Das liegt laut REpower auch im Interesse der Versicherungen, die schon bestehende Service- und Wartungskonzepte absichern. Überhaupt sei die vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen REpower und Versicherungen ein Schlüssel zum Erfolg. Durch die Kooperation bei Onshore- und Offshore-Pilotprojekten werde sich die Zuverlässigkeit der Windräder zeigen und zu einer besseren Risikoeinschätzung führen. Er sei für die Zukunft positiv gestimmt. Noch vor 2 Jahren hätten Versicherungen gesagt, offshore sei in Deutschland gar nicht versicherbar, heute hätten sie von diesen Vorstellungen Abstand genommen.
Damit Deutschland bei der Entwicklung des Offshore-Geschäftes nicht noch weiter an den Rand gedrängt wird, fordert REpower eines Sinneswandel in der Politik. Schließlich seien die Projektentwickler aus Umweltgesichtspunkten weit aufs Meer hinaus getrieben worden, und dort rechneten sich wegen der hohen Kosten nur große Projekte. Würden Pilotprojekte nahe der Küste nicht ausreichend unterstützt und deutschen Anlagenbauern damit die Testmöglichkeit genommen, seien die Pläne zur Wertschöpfung im eigenen Land lediglich Makkulatur. Banken und Finanzierer würden dann auf Anlagen ausländischer Unternehmen zurückgreifen, die bereits vor Ort getestet seien.
Skiba rechnet damit, dass ab 2006/2007 die 5MW-Anlage in großer Stückzahl offshore zum Einsatz kommt. Bis dahin kläre auch das mittelständische Unternehmen, wie das höhere Offshore-Risiko intern abgesichert werde. Bei kleineren Projekten mit wenig Maschinen stelle sich diese Frage nicht. vwd/27.2.2004/kib/rio
11.03.2004 - 15:30 Uhr Nordex: Verkaufen Die Postbank rät in ihre Studie vom 10. März die Aktie des deutschen Herstellers von Windenergieanlagen Nordex zu "Verkaufen". Ein Kursziel geben die Analysten nicht an.
Das Geschäftsjahr 2002/03 sei für Nordex ein Desaster gewesen. Die Gesamtleistung sei um 50% auf 225 Mio. Euro eingebrochen und Nordex habe das Gesamtjahr mit einem Verlust in Höhe von -154 Mio. Euro abgeschlossen. Das Management habe aber in dieser Zeit weiter umfassende Restrukturierungen auf den Weg gebracht. Erste Erfolge sollten aus Sicht der Analysten schon im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres zu sehen sein. Wichtig sei dabei, dass es Nordex gelinge, das verlorene Vertrauen der Kunden zurückzugewinnen. Insgesamt gebe sich das Management dabei optimistisch und erwarte für das Geschäftsjahr 2003/04 eine Umsatzsteigerung auf 250 Mio. Euro bei einem negativen EBIT von -30 Mio. Euro. Für 2004/05 werde dann bereits mit einer Rückkehr in die Gewinnzone gerechnet.
Nach Meinung der Analysten sei es derzeit aber noch zu früh, um von einer Entwarnung zu sprechen. Die nächsten Quartale müssten ihrer Ansicht nach erst noch zeigen, ob sich der positive Trend bei Umsatz und Auftragseingang fortsetze oder gar verstärke. Die Erfolge müssten sich zügig einstellen, denn die Finanzlage von Nordex sei angespannt. Nach Aussage des Vorstands stünden derzeit aber genügend Kreditlinien zur Verfügung. Allerdings würden die Banken auch Fortschritte sehen wollen. Derzeit würden den Analysten zufolge alles in allem die Risiken überwiegen. Daher werde dem konservativen Anleger empfohlen die Aktie zu "Verkaufen".
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