BallaBalla hin oder her......nicht nur die Fraktion der ganz schrägen Vögel on Board zeigt am aktuellen Beispiel des Irans,wie seltsam weit das Verständnis für totalitäre Ideologien und Regime reicht und sattsam bekannt lieber in Gestalt der USA oder Israel die eigentliche Wurzel allen Übels angesehen wird. Nach so langer Zeit sind einem diese Muster vertraut,ich verliere zwar zunehmend die Lust mit längeren Diskussionsbeiträgen gegen Windmühlen zu schreiben und als Krönung der Absurdität auch noch als "Rassist" oder ähnliches beleidigen zu laßen,aber den leeren Limoflaschen das Feld zu überlassen,das kanns ja auch nicht sein. Wird wohl mal wieder Zeit für einen neuen Thread,der sich ganz bestimmt der diversen "Begeisterungsstürme" gewiß sein kann,von links bis rechts,mit Texten zum Phänomen des Antisemitismus. Dazu später,nach durchstöbern des Archivs. Einstweilen mal den ein oder anderen Text zum Mullah Regime im Iran,zum frei gewählten Präsidenten Ahmedinedjad und den Beziehungen des Westens,seinem Umgang mit dem Regime in Teheran. Von den "Bassidis" ist die Tage die Rede,für manche wohl auch nur so eine harmlose Randerscheinung im Iran, eine Medienkampagne des Westens.... Zu dieser Bewegung ein Artikel (ein Auszug !) von Matthias Küntzel. Die Klammern bedeuten keine Sinnentstellenden Weglassungen (Überprüfung per Link !) sondern sollen den üblichen Versuchen der versteckten Zensur durch Meldung zuvor kommen... CICERO, Juni 2006 Kanonenfutter der Mullahs Über die Bassidschi-Bewegung im Iran · Von Matthias Küntzel Die Schlüssel zum Paradies waren aus Plastik und kamen aus Taiwan. Während des Iran-Irak-Krieges 1980 bis 1988 importierte das iranische Regime 500.000 davon. Damals regelte ein iranisches Gesetz, dass Kinder ab zwölf auch gegen den elterlichen Willen auf die Minenfelder durften. Vor jedem Einsatz wurde ihnen ein Schlüssel um den Hals gehängt, er sollte ihnen die Pforte zum Paradies öffnen. “Früher sah man freiwillige Kinder, vierzehn-, fünfzehn-, sechzehnjährige“, schrieb die halbamtliche iranische Tageszeitung Ettela’at. „Sie gingen über Minenfelder. Ihre Augen sahen nichts, ihre Ohren hörten nichts. Und wenige Augenblicke später sah man Staubwolken aufsteigen. Als sich der Staub wieder gelegt hatte, war nichts mehr von ihnen zu sehen. Irgendwo, weit entfernt in der Landschaft, lagen Fetzen von verbranntem Fleisch und Knochenteile herum.” Derartige Szenen würden nunmehr vermieden werden, versicherte Ettela’at seinen Lesern: “Vor dem Betreten der Minenfelder hüllen sich die Kinder (jetzt) in Decken und rollen auf dem Boden, damit ihre Körperteile nach der Detonation der Minen nicht auseinander fallen und man sie zu den Gräbern tragen kann.” Die Kinder, die sich so in den Tod rollten, gehörten der von Khomeini ins Leben gerufenen Massenbewegung der Bassidschi an. Die Bassidschi-e Mostasafan („die Mobilisierten der Unterdrückten“) waren kurzfristig rekrutierte Milizionäre. Sie zogen zu Tausenden und mit Begeisterung in ihr Verderben. „Die jungen Männer räumten mit ihren eigenen Körpern die Minen“, erzählte im Mai 2002 ein Kriegsveteran der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, „es war zum Teil wie ein Wettrennen, ohne Befehl der Kommandeure, jeder wollte der erste sein.“ Heute wird die Opferung der Bassidschi im Krieg gegen den Irak mehr denn je gefeiert. denn je. Mit dem iranischen Präsidenten Mahmud Achmadinedschad, der öffentlich in der Uniform der Bassidschi auftritt, hat die Generation der Teilnehmer jenes Krieges die Macht im Land erobert. Er selbst gehörte zu den Instrukteuren, die aus Kindern Märtyrer machten. Bereits in einer seiner ersten Fernsehansprachen schwärmte Achmadinedschad: „Gibt es Kunst, die schöner, göttlicher und ewiger wäre, als die Kunst des Märtyrertods?“ Und Revolutionsführer Ali Khamenei pries den Krieg gegen den Irak angesichts der Furchtlosigkeit der Bassidschi als Prototyp künftiger Auseinandersetzungen. Der Kriegseinsatz der Bassidschi ist das Ursprungsverbrechen des politischen Islam: Hier hat der Kult des religiös motivierten Selbstmordattentats seinen Anfangspunkt. Wenn wir verstehen wollen, warum heute im palästinensischen Parlament eine Frau sitzt, die dafür verehrt wird, drei ihrer fünf Söhne in den Tod gejagt zu haben, wenn wir wissen wollen, warum sich auch heute noch über 50.000 junge Iraner für Selbstmordattentate bewerben – kommt man an den Bassidschi nicht vorbei. Ihre Geschichte begann 1980 mit dem irakischen Angriff auf Iran, den Khomeini als Geschenk des Himmels pries. Dieser Krieg war ein willkommener Vorwand, um die Gesellschaft und den Staatsapparat des Iran zu islamisieren. In kürzester Zeit wurde die Khomeini fanatisch ergebenen Revolutionsgarden, Pasdaran, zu einer eigenständigen Armee ausgebaut. Gleichzeitig wurde der Aufbau einer Bassidschi-Volksmiliz forciert. ... (...) Und so sah ihre Kriegsverwendung aus: Die Kinder und Jugendliche mussten sich, kaum bewaffnet, in waagerechten Reihen vorwärts bewegen. Ob man als Kanonenfutter dem feindlichen Feuer entgegenlief oder Minen zur Explosion brachte: Wichtig war, dass die Bassidschi über die zerfetzten oder verstümmelten Menschenreste diszipliniert hinweg stiegen und sich in immer neuen Wellen in den Tod warfen. Auf diese Weise erzielte der Iran 1982 Anfangserfolge. „Sie kommen in riesigen Horden und stürmen Fäuste schwingend auf unsere Stellungen zu“, klagte im Sommer 1982 ein irakischer Offizier. „Man kann die erste Welle erschießen, auch die zweite, aber irgendwann türmen sich vor dir die Leichen, dass du nur noch heulen und dein Gewehr wegwerfen willst, das sind doch alles Menschen.“ Bis zum Frühjahr 1983 hatten die Revolutionsgarden 450.000 Bassidschi an die Front kommandiert. Wer diesen Einsatz überlebte, kehrte nach drei Monaten an seine Schule oder seinen Arbeitsplatz zurück. 1982 wurden bei der Rückeroberung der Stadt Chorramschahr 10.000 Iraner getötet. Im Februar 1984 blieben nach der „Operation Kheiber“ 20.000 iranische Leichen auf dem Schlachtfeld zurück. 1986 kostete die „Kerbala 4-Offensive“ über 10.000 Iranern das Leben. Insgesamt sollen bei Bassidschi-Einsätzen einige hunderttausend Menschen getötet worden sein. WIE WURDEN die Bassidschi rekrutiert ? Die Revolutionsgarden entsandten „außerordentliche“ Pädagogen an die Schulen, die sich bei den dortigen paramilitärischen Pflichtveranstaltungen ihre Märtyrer herauspickten. Propagandafilme wie das 1986 im iranischen Fernsehen gesendete Machwerk „Eine Spende für den Krieg“ priesen das Bündnis zwischen Regime und Kind und geißelten Eltern, die das Leben ihrer Kinder zu retten suchten. Außerdem gab es materielle Anreize. Im Rahmen der Kampagne „Opfere eines deiner Kinder dem Imam“ gewährte man jeder Familie, die ein Kind auf dem Schlachtfeld verlor, hohe zinsfreie Kredite sowie weitere großzügige Vergünstigungen. Zudem bot die Mitwirkung bei den Bassidschi den Ärmsten der Armen die Chance auf eine Karriere – bis heute werden Bassidschi-Reservisten vom Mullah-Staat protegiert. Zu Beginn des Krieges hatten die Mullahs noch keine Menschen, sondern Tiere in die Minenfelder geschickt: Esel, Pferde, vor allem Hunde. Vergeblich. „Die Esel galoppierten in Schrecken davon, nachdem einige ihrer Artgenossen in die Luft gesprengt worden waren“, schreibt Mostafa Arki in seinem Buch „Acht Jahre Krieg im Nahen Osten“. Diese Esel reagierten normal. Die Angst vor dem Tod ist ein Teil der Natur. Die Bassidschi hingegen marschierten klaglos, furchtlos, wie von unsichtbarer Hand gesteuert in ihren Tod. Warum ? (.........................) Der Literaturnobelpreisträger Elias Canetti beschreibt in „Masse und Macht“ das Ashura-Fest in Teheran, wie es etwa 1850 stattgefunden hat. „500.000 Menschen, vom Wahne gepackt, bedecken sich das Haupt mit Asche und schlagen mit der Stirn gegen den Boden. Sie wollen sich der freiwilligen Marter unterwerfen, sich in Gruppen umbringen und raffiniert verstümmeln. Zu Hunderten kommen Männer in weißen Hemden herbei, das Gesicht ekstatisch zum Himmel gewandt. Von diesen Männern werden mehrere am Abend tot sein, viele verstümmelt und entstellt und die weißen Hemden, rot verfärbt, werden Leichentücher sein. Es gibt kein schöneres Los, als an dem Festtag der Ashura zu sterben, die Pforten der acht Paradiese stehen für die Heiligen weit offen, und jeder sucht hineinzugelangen.“ Wenn auch Exzesse dieser Art im gegenwärtigen Iran verboten sind, hat Khomeini den spirituellen Kern des auch heute noch gepflegten Rituals übernommen und ihn politisiert. Er hat die nach innen gerichtete Leidenschaft auf den äußeren Feind gelenkt..... (...) Hätte Khomeinis Hass auf das Leben auch ohne den tief verwurzelten Kerbala-Mythos im Krieg gegen den Irak seine Wirkung entfalten können ? Vermutlich nicht. Mit ihren Kerbala-Parolen auf den Lippen zogen die Bassidschi erregt in die Schlacht. Ali Khamenei, der heutige Revolutionsführer, lobte iranische Mütter, die für die Verluste ihrer Söhne Gratulationen statt Beileidsbekundungen entgegennahmen. WENN DER TODESMUT der Bassidschi nachzulassen drohte, inszenierte das Regime eine Show. Dann tauchte an der Front ein geheimnisvoller Reiter auf einem prächtigen Schimmel auf..... (...) Nach schiitischer Tradition darf eine legitime islamische Herrschaft erst beim Wiederauftauchen des Zwölften Imam errichtet werden. Bis dahin bleibt den Schiiten nichts anderes übrig, als zu warten, sich mit der illegitimen Herrschaft abzufinden und dem Schicksal des Prophetenenkels Hussein in Trauer zu gedenken. Khomeini aber dachte gar nicht daran, zu warten. Er gab dem Mythos einen gänzlich neuen Sinn. Der Zwölfte Imam werde erst dann aus der Verborgenheit zurückkehren, wenn die Gläubigen damit begonnen hätten, das Böse zu beseitigen und dem Guten zum Sieg zu verhelfen.... (...) Khomeini hat die Religion der Schiiten, die über Jahrhunderte für Gewaltlosigkeit und Quietismus stand, dschihadistisch radikalisiert. Mehr noch: Die von ihm angeordneten Bassidischi-Einsätze waren in der Geschichte des Islam ohne Beispiel und missachteten den Koran. So heißt es in Sure 2, Vers 195: „Und stürzt euch nicht mit eigener Hand ins Verderben.“ Noch expliziter in Sure 4, Vers 29: „Begeht nicht Selbstmord; siehe, Allah ist barmherzig gegen euch. Und wer dies tut in Feindschaft und Frevel, wahrlich, den werden Wir brennen lassen im Feuer.“ Zwar hatten in den Dreißiger Jahren schon die Muslimbrüder die Losung „Sieg oder Märtyrertod“ propagiert. Jeder Muslim, der wider Willen in eine ausweglose Situation gerät, sollte eher sein Leben opfern, als kapitulieren. Die Praxis der Bassidschi, aber, sich in einer nicht ausweglosen Situation mit Freude in den sicheren Tod zu stürzen, war selbst der Muslimbruderschaft vollständig fremd. Es war aber das Vorbild der Bassidschi und der Segen Khomeinis, die den 15-jährigen libanesischen Schiiten Ahmas Qusayr im November 1982 zum ersten islamistisch begründeten Selbstmordattentat gegen Israel inspirierten. Beeinflusst von der Hizbollah griff 1993 die Hamas als erste sunnitische Bewegung das suicide bombing auf. Seither ist die Erfindung Khomeinis zum Kennzeichen des globalen Islamismus avanciert. HEUTE SIND DIE BASSIDSCHI im Iran in jedem Viertel, in jeder Nachbarschaft, in jeder Moschee präsent. Ihre Verbände sind in reguläre paramilitärische Einheiten und in „Spezial-Einheiten“ unterteilt. Sie sind dem Revolutionsführer Ali Khamenei unterstellt und diesem in absoluter Treue ergeben. Ihr Millionenheer rekrutiert sich aus den eher konservativen und verarmten Teilen der Bevölkerung, die von den Sozialwerken der Bassidschi profitieren. Seit 1988 wurden sie in erster Linie als „Sittenpolizei“ und Schlägertrupps gegen Oppositionelle eingesetzt. Als Kandidat der Bassidschi ist Ahmadinedschad 2005 an die Macht gelangt.... www.matthiaskuentzel.de/contents/kanonenfutter-der-mullahs ----------- Proletarier Aller Länder vereinigt Euch ! ONE BIG UNION
|