FTD: HRE - Die Folgen für die anderen 15.02.2009 - 21:18
Der Hilfsantrag des Immobilienfinanzierers Aareal beim Soffin zeigt, welche Konsequenzen die Verstaatlichung der HRE für die Branche hat. Und er fördert einen gravierenden Konstruktionsfehler des Rettungsschirms für Banken zutage.
Hilfen vom Staat? Kein Bedarf. Aber man beobachte natürlich genau, was bei den Wettbewerbern passiert, wenn sie unter den Rettungsschirm gehen. Damals kaum beachtet, klingen diese Worte von Aareal-Chef Wolf Schumacher vom November seltsam vertraut: Genau so formulierte schon Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann die Lage seines Instituts. So konnte er den starken Mann markieren und sich zugleich die Möglichkeit offenhalten, im Ernstfall doch noch unter den Schirm zu schlüpfen.
Nun ist es der Chef des Immobilienfinanzierers, der, vollkommen nüchtern und unaufgeregt, Kapitalspritzen beantragt. Im Gegensatz zu Ackermann allerdings, der durch sein forsches Auftreten die Messlatte für die Deutsche Bank hochgehängt hat, muss Schumacher keine Häme fürchten. Im Gegenteil tritt die Aareal als unschuldiges Krisenopfer in Erscheinung: Dass eine der wenigen Banken die im Katastrophenjahr 2008 sogar noch Gewinne machte und deren Geschäftsmodell einen relativ soliden Eindruck macht, dennoch Staatshilfen braucht, dürfte Bankenwelt und Politikern einen weiteren Schock versetzen.
Die Entscheidung der Aareal ist allerdings rational leicht nachvollziehbar: Gerade weil sie noch gut dasteht, erhält sie die staatliche Hilfe zu günstigen Konditionen. So wird zwar auch für die Aareal ein Zins von neun Prozent auf die Kapitalspritzen fällig, dafür sind die mit keinen Auflagen für die Bank verbunden. Denn wer wie die Aareal noch aus eigener Kraft eine Eigenkapitalquote von acht Prozent aufweist, dem redet der Soffin nicht ins Geschäft. Umgekehrt muss die Aareal aber spürbare Wettbewerbsnachteile befürchten, wenn sie auf Staatshilfen verzichtet: Für die Commerzbank-Tochter Eurohypo garantiert der Staat ebenso wie für den Hauptkonkurrenten HRE - die Refinanzierung am Kapitalmarkt dürfte der Aareal damit in Zukunft deutlich schwerer fallen.
Für den Soffin stellen Hilfen für eine Bank, die diese ausdrücklich nur zur Vorsorge benötigt, einen Dammbruch dar. Ursprünglich wurde der Fonds geschaffen, um Banken aufzufangen, die vor dem Abgrund standen. In Zukunft wird es für ihn schwierig, andere Anträge wie den der VW Bank mit solch einem Argument noch abzuweisen. Dieses Dilemma hätte die Bundesregierung vermeiden können: indem sie alle Banken, die bestimmte Bedingungen nicht erfüllen, zur Annahme von Staatsgeld gezwungen hätte.
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