men https://www.mopo.de/news/panorama/...-umsonst-dicht-gemacht--36499798
"Der Virologe Hendrik Streeck von der Uniklinik Bonn führt derzeit eine einzigartige Untersuchung im Kreis Heinsberg durch – dem Epizentrum des Coronavirus. Dort erhebt der Experte in einer repräsentativen Stichprobe sowohl die Zahl der Infizierten als auch die Infektionswege. ...Den Virologen sei es in ersten Tests nach Abstrichen von verschiedenen Gegenständen in Wohnungen von hochinfektiösen Bewohnern, von Waschbecken, Türklinken, aber auch Haustieren wie Katzen, nicht gelungen, Sars-Cov-2 zu züchten. „Für mich sieht es nach ersten Ergebnissen danach aus, dass eine Türklinke nur infektiös sein kann, wenn vorher jemand in die Hand gehustet hat und dann unmittelbar auf die Klinke fasst.“ Das lege nahe, dass keine Schmierinfektion vorliege. Abstand halten und Händewaschen sei demnach ein sehr wirksames Mittel.Dafür sei die Gefahr, jemanden anderen beim Einkaufen zu infizieren, als gering einzuschätzen. „Wir sehen, wie die Infektionen stattgefunden haben. Das war nicht im Supermarkt oder im Restaurant oder beim Fleischer. Das war auf den Partys beim Aprés Ski in Ischgl, im Berliner Club ,Trompete‘, beim Karneval in Gangelt und bei den ausgelassenen Fußballspielen in Bergamo.“ Eine Hauptursache für die Infektionen sei ein enges Beieinandersein über einen längeren Zeitraum. Deshalb seien Fakten so wichtig, um effektive Entscheidungen zu treffen. Dass das Robert Koch-Institut als oberste Bundesbehörde für Infektionskrankheiten eine solche Untersuchung nicht schon früher durchgeführt hat, habe ihn daher gewundert. Er sieht derlei Tests als Pflicht für Virologen, „um Antworten für die Bürger zu finden.“
Streeck blickt zurück auf die unterschiedlichen Maßnahmen der Bundesregierung, die das Leben nach und nach mehr eingeschränkt haben: Größere Veranstaltungen wurden abgesagt, Schulen geschlossen bis hin zur Ausgangsbeschränkung. „Doch ich hatte schon im Vorfeld gesagt: Wir wollen abwarten und schauen, was passiert. Das Virus gehorcht keinem Politiker.“ Er habe nie von Infektionen in Friseursalons gehört, so Streeck. Jetzt aber sind sie geschlossen. Ebenso verhält es sich mit Supermärkten oder ähnlichem. „Wir wissen einfach nicht, dass dort Infektionen stattgefunden haben. Ich finde es wichtig, dass wir uns darauf besinnen, was wir wirklich wissen – und was nicht.“ Ein sehr guter Weg, um das Virus effektiv einzudämmen: sehr viele Tests durchführen, wie es Südkorea getan hatte. „Wenn sie Menschen positiv getestet und einen Cluster gefunden haben, dann haben sie dort den Bereich eingedämmt“, so Streeck. Eine landesweite Ausgangssperre sei dort gar nicht notwendig gewesen. „In meinen Augen ist das eine sehr gute Strategie und auch eine Strategie, die in Deutschland machbar ist. Weil wir die Möglichkeiten haben.“ Richtig gefährlich sei das Virus für die Risikogruppen, also „wenn es ins Krankenhaus, ins Pflegeheim und ins Altenheim kommt“, sagte der Mediziner. Es sei daher auch sehr wichtig, die besonders vulnerablen Menschen effektiv zu schützen, mit wöchentlichen Corona-Tests für medizinisches und Pflegepersonal zum Beispiel. Derlei Pool-Verfahren würden schon in der Transfusionsmedizin angewendet, um Blut zu testen. Sie seien also nicht neu.---"
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