Zur Zeit ist verdammt viel los in dem Land, wo die Dichter über die Denker die Oberhand gewonnen haben. Ein Krisenbewältigungsprogramm jagt das nächste und man ist froh, dass wenigstens noch in den Werbeunterbrechungen ein Stück heiles Deutschland präsentiert wird.
Und da sieht es wirklich gut aus. Ein Reiseveranstalter meldet, dass man mit ihm schon CO2-neutral in den verdienten Urlaub fliegen kann, grünen Ernährungswissenschaftlern gelingt es immer besser pflanzlichen Produkten den vollen Fleischgeschmack anzuerziehen, ein Dienstleister kümmert sich aufopferungsvoll darum, dass man mit ihm stets den günstigsten der hohen Strompreise ergattert und die Integration der armen Menschen der vorletzten Flüchtlingswelle scheint in weiten Teilen auch geschafft zu sein. Von denen macht mittlerweile die Hälfte in deutscher Fernsehwerbung. Gefühlt zumindest.
Klar, die große, weite Welt ist rasant im Wandel und vieles von dem, was man sich als Schüler einst in den Laberfächern mehr oder weniger mühsam erarbeiten musste und bei deren Deutung das Lehrpersonal nicht den geringsten Widerspruch duldete ist längst vom Tisch gefegt. Da fällt nicht jedem die Neuorientierung leicht. Immerhin, und das macht es einfacher, ist auch das Neue von heute genau so alternativlos wie das Alte von gestern.
Nach all den ausgestandenen und neben den noch auszustehenden Ängsten hat der gute Bürger, auch wenn die private Spendenbereitschaft in Richtung Ukraine mittlerweile zu wünschen übrig lässt, mal wieder ein wenig Fortschreibung der deutschen Erfolgsstory verdient.
Von großen Dingen wie der Schaffung von breiteren Gehwegen für eine friedliche Koexistenz von geparkten Lastenfahrrädern, auf Kunden wartenden E-Scootern und auf Smartphones starrenden, sich in Bewegung befindenden Füßgängern bis hin zu einem Durchbruch bei den zur Zeit so zahlreich stattfindenden "Friedensgesprächen" mit dem Ex-Schauspieler und den beiden abgehalfterten Boxern in Kiew.
Im Sinne neuer deutscher Härte ist die Erzwingung der bedingungslosen Kapitulation sicherlich die bessere Alternative, wäre doch so, auch ohne eigene aktive Beteiligung an Kampfhandlungen, zukünftig die Abhaltung einer jährlich wiederkehrenden Siegesparade über Putin-Russland möglich. Salbe auf die unterwürfige Seele, wenn dann unter dem Jubel der eigenen Bevölkerung von den zusätzlichen 100 Milliarden Euros für die Bundeswehr angeschaffte E-Leopard-Kampfpanzer friedlich und leise durch Berlins Prachtstraßen rasseln.
Die regelmäßige Vermeldung des erfolgreichen Abschlusses nur einiger weniger der so zahlreich aufgemachten Baustellen würde dem ramponierten Ansehen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks so gut zu Gesicht stehen. Ansonsten sind die Zwangsgebühren in der Ausstrahlung von Dauerwerbesendungen im besten Deutschland aller Zeiten auf Dauer wohl sinnvoller angelegt.
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