Tja mein Guter Wolf im Schafspelz, ihr redet hier die ganze Zeit rein um das EBIT, aber nach dem EBIT kommen dann noch die Zinszahlungen und ein paar Steuern dazu und wenn man dann die neue deutlich gekappte EBIT-Gewinnprognose betrachtet mit Minus 10 Mio. € bis Plus 10 Mio. €, dann kommt halt mal ein Nettoergebnis von um die Minus 30 bis Minus 50 Mio. € raus. Wer Ahnung von GuV hat der weiß das natürlich.
Meister tausendprozent schreibt natürlich nur die halbe Wahrheit mit "ansonsten hat die SW in Q2 einen Gewinn erwirtschaftet". Auf EBIT-Basis hat Solarworld schwarze Zahlen geschrieben mit 3 Mio. €, aber auf Nettobasis, also inkl. Zinszahlungen und Steuern, reichen 3 Mio. € an EBIT niemals aus für schwarze Zahlen. Das ist halt mal so.
Nur mal so zum Verständnis: In Q1 hatte Solarworld ein EBIT von Minus 9,7 Mio. € und ein Nettoverlust von 20,8 Mio. € !!!. Finanzergebnis Minus 9,1 Mio. € und Steuern Minus 2 Mio. €. Ergo wird logischerweise das Q2-Nettoergebnis deutlich negativ sein,
Ich habe Solarworld sogar noch vor einem halben Jahr für einen guten Turn Around-Kandidat gehalten, denn es sprachen einige positiven Fakten dafür:
- Materialaufwandsquote konnte deutlich um 7% auf gute 62% gesenkt werden - Solarworld hat ca. 80% ihrer Produktion auf PERC umgestellt - volle vertikale Integration - gute Produkte wie z.B. 280 W Standardmodul - weiterhin hohe Strafzölle in den USA für die Chinesen
Tja aber diese positiven Fakten haben sich quasi fast alle in Luft aufgelöst:
- da Solarworld nach wie vor deutlich zu hohe operative Kosten hat (z..B. Vertriebskosten, Verwaltungskosten) kann die wirklich gute Materialaufwandsquote auch bei höheren Umsätzen nicht in ein positives Nettoergebnis umgemünzt werden. Wenn man mal hochrechnet, dann dürfte Solarworld auf eine Bruttomarge von ca. 19% kommen (Materialaufwandsquote + 13% Personalaufwand Produktion + 6% Abschreibung auf Produktionsequipment), damit also in etwa auf Höhe der Chinesen, aber die operative Kosten liegen bei ca. 16% zum Umsatz und das ist dann deutlich höher wie bei den Chinesen, die bei dieser wichtigen Kennziffer auf um die 11% kommen. Mit diesen hohen operativen Kosten kann Solarworld auf keinen grünen Zweig kommen. Zumal ja hier kräftig rückläufige Modulpreise überhaupt nicht kompensiert werden können.
- mittlerweile haben viele Chinesen ihre PERC-Fertigungskapazitäten deutlich erhöht und können somit ihre Produktionskosten auch super gut senken (mindestens um 10%). Jinko Solar z.B. dürfte mittlerweile über 50% ihrer Zellfertigungskapzitäten, also über 1.700 MW und damit mehr wie komplette Solarworldproduktion, auf PERC umgestellt haben. Hier sieht man übrigens auch gut, dass vor allem die chinesischen Solarmaschinenbauer enorm aufgeholt haben und die westlichen Solarmaschinenbauer wohl auch gut überholt haben. Das könnte einer Centrotherm das Genick brechen. Zumal ja das Neugeschäft bei den Solarmaschinenbauer wohl ab Herbst richtig einbrechen wird, denn aufgrund des sehr hohen Fertigungskapazitätsaufbau in diesem Jahr (ca. 13 bis 15 GW an neuen Zellfertigungskapazitäten !!!) bei einer eher stagnierenden globalen Nachfrage in den kommenden 3 bis 5 Quartalen werden neue Fertigungskapazitäten kaum noch benötigt.
- da die Zellpreise in diesem Jahr schon mehr als deutlich eingebrochen sind mit rd. 20% ist der Vorteil einer komplett vertikalen Produktion schlicht und einfach dahin. Das hat vor 7 Monaten noch ganz anders ausgesehen. Zumal von einem befürchteten Waferengpass weit und breit nichts zu sehen ist. Bei dem aktuellen Preisniveau bei den Wafern und Zellen ist es sogar ein eher Vorteil nicht vertikal voll integriert zu sein. Schon alleine weil man dann flexibler ist.
- wenn man sich die Chinesen anschaut, dann haben die wirklich bei der Produktqualität richtig aufgeholt. Für mich überraschend in dieser Schnelle. Jinko Solar z.B. bietet seit ein paar Wochen in den USA 60-Zellenmodule mit 280 bis 300 W an mit einem Modulwirkungsgrad von bis zu 18,3%. Hier ist Solarworld mittlerweile sogar hinter Jinko und Jinko produziert mit Sicherheit billiger wie Solarworld. Mit diesem neuen Modul wird Jinko in das US-Aufdachanlagengeschäft richtig einsteigen können. Dieses neue Jinko-Modul ist übrigens strafzollfrei, da es in Malaysia produziert wird. Zudem bieten alle größere Chinesen 72 Zellenmodule (aber großteils noch nicht strafzollfrei) an wie auch Glas/Glas-Module oder 1.500 V-Module an. Schon richtig interessant wie die großen China-Solaris ihr Produktportfolio in den letzten 12/18 Monate erweitert haben und die stehen Solarworld bezüglich Größe/Vielfalt des Produktportfolios in fast nichts mehr nach. Damit hat Solarworld meines Erachtens einen ganz großen Vorteil verloren.
- die Chinesen haben ihre Produktionen außerhalb Chinas enorm ausgebaut in den letzten 12 Monate und die kommen mittlerweile so auf 7 bis 8 GW an Fertigungskapazitäten mit denen man strafzollfrei in die USA liefern kann, Die Taiwanesen ca. 1,5 GW. Jinko hat z.B. rd. 1,2 GW an strafzollfreie Fertigungskapazitäten in Malaysia oder Trina Solar 0,7 GW in Thailand. Alles in allem mit Sunpower, First Solar, den Japaner, den Südkoreaner, Q-Cells, REC Solar oder Solarworld dürfte es derzeit so um die 20 GW an US strafzollfreie Fertigungskapazitäten geben. Also um ein gutes Stück weit höher wie die Nachfrage in den USA überhaupt ist. Die dürfte irgendwo bei 12 bis 13 GW in diesem und im nächsten Jahr liegen. Damit ist Solarworld durch die US-Strafzölle eigentlich nicht mehr geschützt und das dürfte größere negative Auswirkungen haben in den kommenden Quartale.
Solarworld wie auch viele andere Solaris stehen meiner Einschätzung nach vor ganz schwierigen Quartalen. Das steht für mich außer Frage. Ähnliches gilt für Centrotherm wo ja Solarworld indirekt beteiligt ist. Centrotherm dürfte zwar in diesem Jahr noch positive Zahlen schreiben, wäre ja schlimm wenn es anders wäre, denn in diesem Jahr gibt es einen absoluten Rekordzubau bei den Fertigungskapazitäten. Das wird sich in 2017 deutlich zum Negativen ändern, denn allzu viele neue Fertigungskapazitäten wird es in 2017 nicht geben. Ähnlich wird es auch bei Polysilizium sein, denn laut Wacker Chemie dürften in diesem Jahr neue Polysiliziumkapazitäten um gut 20 bis 25% dazu kommen. Also um die 12 GW bzw. rd. 70.000 t und weitere 5 bis 6 GW bzw. rd. 35.000 t an Polysilizium werden Stand heute mit Sicherheit in 2017 auf den Markt kommen. Darunter sogar rd. 18.000 t aus Indien und 10.000 t von der Q-Cells-Tochter Hanwha in Südkorea.
Das Kernproblem das ich sehe die Banken werden aufgrund der schwierigen und kaum einschätzbaren Branchensituation (Dauer und Tiefe des zu erwartenden Solar Shake Outs), die eigentlich nur einigermaßen klimpflich ausgehen wird wenn die globale Nachfrage deutlich wächst, aber danach sieht es derzeit nun wirklich nicht aus, so gut wie keine Kredite den Solarunternehmen geben. Auch in China wird dem so sein. Im Worst Case könnte sogar die globale Nachfrage in 2017 gg. 2016 rückläufig sein. Wenn dem so sein sollte, dann wird es alle Solarunternehmen erwischen die an keinen neuen Cash kommen bzw. nicht über genügend Liquidität verfügen. Mit 148 Mio. € dürfte Solarworld noch genügend an Cash haben, so dass man sicher noch 4 Quartale durchhalten könnte (es fallen etwa 35 Mio. € an Zinsen an in den kommenden 12 Monate) und großartig Kredite müssen in den kommenden 12 Monate ja nicht getilgt werden und dass Solarworld 100 Mio. e an Cash verbrennen wird in den nächsten 12 Monate kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Eine Yingli ist Solarworld dann noch lange nicht.
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