XETRA-SCHLUSS/Schwach - Libyen-Unruhen schicken DAX auf Talfahrt 21.02.2011 - 18:15
FRANKFURT (Dow Jones)--Besorgniserregende Nachrichten aus Libyen haben den deutschen Aktienmarkt am Montag auf Talfahrt geschickt. Der DAX verlor 1,4% oder 105 auf 7.322 Punkte. "Wir haben die Lage in Libyen unterschätzt", hieß es unisono aus dem Handel. Zudem habe es keine hilfreichen Impulse von den US-Börsen gegeben; sie waren wegen eines Feiertages geschlossen. Die sich überschlagenden Nachrichten, so über die Distanzierung heimischer Politiker von Staatschef Muammar el Gaddafi, sorgten damit für einen Kursrutsch. Am Morgen hatte bereits dessen Sohn, Seif al-Islam Gaddafi, in einer Fernsehansprache vor einem Bürgerkrieg gewarnt. Druck auf den DAX kam vor allem über europäische Aktien. Besonders italienische Titel standen unter Druck.
Der Ölpreis sprang über die 90-USD-Marke, der als Krisenbarometer bezeichnete VDAX-Index stieg auf knapp 18%. Gold kletterte deutlich über 1400 USD. Völlig aus dem Blick gerieten gute Einkaufsmanager-Indizes aus Europa und der ifo-Geschäftsklimaindex. Er sprang mit 111,2 im Februar auf ein neues Rekordhoch. Unterstützt gesehen wird der DAX nun bei 7.270 Punkten. Umgesetzt wurden in DAX-Titeln auf Xetra rund 95,9 (Vortag: 120,9) Mio Aktien im Wert von rund 3,24 (Vortag: 4,44) Mrd EUR.
Leidtragende der Sorgen um Libyen waren vor allem Indexschwergewichte. BASF fielen um 2,7% auf 59,90 EUR und Deutsche Bank um 3,2% auf 46,39 EUR. Beide Titel litten zusätzlich unter heftigen Gewinnmitnahmen im europäischen Chemie- und Banken-Sektor. Daneben fielen auch Allianz um 2%, Bayer um 2,2% und Siemens um 1,2%.
Lufthansa fielen um 2,6% auf 15,30 EUR. Neben der Zuspitzung der Lage in Libyen drückte die Sorge vor neuen Kosten. Laut "Welt" erwägt der Bund die Einführung einer Sicherheitsgebühr auf Luftfracht.
Gegen den Trend sprangen Merck um 4,4% auf 65,50 EUR. Gut kamen bei Analyst Ulrich Huwald von M.M Warburg die Zahlen für das vierte Quartal und der Ausblick auf 2011 an. Auf den ersten Blick habe der Pharma- und Spezialchemiekonzern im Schlussquartal zwar operativ enttäuscht. Bereinigt um die zahlreichen Sondereffekte sei das Bild aber wesentlich freundlicher
MAN kletterten um 0,6% auf 86,40 EUR. Das Unternehmen hat ohne Angabe von Gründen angekündigt, die Veröffentlichung des Jahresabschlusses 2010 auf den 21. März zu verschieben. Die für den 8. April vorgesehene Hauptversammlung werde ebenfalls verlegt, einen neuen Termin teilte MAN noch nicht mit. "Es hat den Anschein, als setzen Broker auf ein Zustandekommen eines Übernahmegebots von Scania für MAN", sagte ein Marktteilnehmer. Dies würde bedeuten, es habe eine Einigung im Streit um Ferrostaal gegeben.
Im MDAX standen MTU mit 3,9% Plus auf 51,97 EUR an der Spitze. Händler sprachen von hohen Umsätzen vor der Veröffentlichung der Geschäftszahlen am Mittwoch. Die Erwartung an gute Daten sei hoch. Stada legten um 1,6% zu auf 29,11 EUR. Hier haben die Analysten der Deutschen Bank das Kursziel erhöht. Gagfah setzten die Abwärtsbewegung von Freitag fort und gaben um 2,7% auf 8,11 EUR nach. Bereits am Freitagnachmittag hatten die Analysten von Goldman Sachs die Aktie von ProSiebenSat.1 von einer Empfehlungsliste genommen, die Aktien gaben weitere 3,4% nach auf 22,70 EUR.
Im TecDAX führten Solarwerte die Verlierer an. Solarworld gaben um 6% nach, Q-Cells um 4,4%, Roth und Rau um 3,7% und Phoenix Solar um 3,4%. Die Titel waren zuletzt sehr gut gelaufen. Vor den Quartalszahlen von Q-Cells am Dienstag hätten sich Anleger daher aus dem Markt zurückgezogen, hieß es. ----------- I spent a lot of my money on booze, birds and fast cars - the rest I just squandered". George Best
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