Der weltgrößte Computerbauer Lenovo will die Fertigungskapazitäten weiter aufstocken. Zudem will der Konzern Mitte 2014 in Europa mit einem eigenen Smartphone an den Start gehen.
von Thomas Schmidtutz, Euro am Sonntag
Der weltgrößte PC-Bauer Lenovo nimmt nach dem Siegeszug in Europa und den USA den nächsten Markt ins Visier: „Wir müssen mittelfristig auch über eine eigene Produktion in Afrika nachdenken“, sagte der für das Geschäft in Europa, Afrika und dem Mittleren Osten (EMEA) zuständige Lenovo-Manager Gianfranco Lanci gegenüber Euro am Sonntag. Mit einer entsprechenden Entscheidung sei in den nächsten 18 bis 24 Monaten zu rechnen.
Zur Begründung verwies Lanci unter anderem auf die Bevölkerungsstruktur des Kontinents. Es gebe rund eine Milliarde Afrikaner, die Bevölkerung wachse schnell, die Einkommen in vielen Ländern stiegen. Gleichzeitig verfüge bislang aber nur eine vergleichsweise „sehr kleine Minderheit“ der Afrikaner über einen eigenen PC oder ein Smartphone. Hier gebe es „großes Wachstumspotenzial“.
Angesichts dessen will der chinesische PC-Riese seine Präsenz auf dem Kontinent in den nächsten Monaten weiter stärken. „Wir planen neue Büros in Kenia und Nigeria“, sagte Lanci. Bereits jetzt verfügen die Chinesen über eigene Standorte in Südafrika, Ägypten, Marokko und Algerien. Zudem will das Unternehmen demnächst auch sein erstes Smartphone in Afrika auf den Markt bringen. „Wir wollen in sechs Monaten mit unseren ersten Geräten in einigen afrikanischen Ländern an den Start gehen“, kündigte der Italiener an.
Lenovo hat seine eigenen Produktionskapazitäten zuletzt massiv aufgestockt und verfügt inzwischen über 15 eigene Werke. Smartphones und Tablets stammen praktisch komplett aus der eigenen Fertigung in China. Bei PCs hat das Unternehmen zuletzt neue Fabriken in Brasilien und in den USA eröffnet. Diesen Weg will Lenovo fortsetzen. „Der Ausbau der eigenen Produktion hat für uns hohe Priorität“, sagte Lanci. Man werde hier weiter „kräftig“ investieren, sagte Lanci, ohne konkrete Zahlen zu nennen.
Damit wählt Lenovo einen anderen Ansatz als die Konkurrenz. Die meisten Wettbewerber lassen ihre Produkte bei Auftragsfertigern wie Foxconn oder Pegatron zusammen bauen. Allerdings werden die Produktzyklen immer kürzer, die Stückzahlen sinken. Damit wird die Steuerung komplexer, die Aufträge für Auftragsfertiger weniger lukrativ. Lenovo geht daher einen eigenen Weg.
Lenovo ist der derzeit erfolgreichste PC-Hersteller weltweit. Im ersten Quartal steigerte der Konzern den Gewinn um 23 Prozent auf 131 Millionen Euro. Der Umsatz legte um gut zehn Prozent auf 6,6 Milliarden Euro. Die beiden schärfsten Wettbewerber HP und Dell sind dagegen angesichts zweistelliger Umsatz- und Gewinnrückgänge arg in Bedrängnis.
Auch bei Smartphones kommt Lenovo im Eiltempo voran. Dank des starken Wachstums auf dem Heimatmarkt hat Lenovo im zweiten Quartal den heimischen Konkurrenten ZTE überrundet und sich auf Rang vier geschoben. Doch auch damit dürfte sich das Unternehmen kaum zufrieden geben.
Bereits im kommenden Jahr will der Konzern auch in West-Europa mit eigenen Smartphones auf Kundenfang gehen. „Wir planen einen Marktstart in Deutschland und anderen europäischen Ländern für das zweite bis dritte Quartal 2014“, kündigte Lanci an. Die Vorbereitungen dazu liefen.
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