Kein Boden in Sicht Von Tanja Ohlson, New York Die Dankbarkeit dürfte sich an diesem Thanksgiving-Fest in Grenzen halten.
Selbst auf historischen Tiefständen - der S&P-500-Index hängt so tief wie seit über zehn Jahren nicht mehr - findet die Wall Street keinen Boden. Es geht weiter auf und ab. Ein paar Leerverkäufe werden eingedeckt, Geld wird von einer Aktie in die andere verschoben, aber neues Kapital bleibt aus.
Kein Wunder: Durch die dramatischen Verluste der letzten Wochen sind zwar viele Aktien billig geworden. Aber selbst auf niedrigem Kursniveau fällt es Anlegern (und auch den Analysten) schwer, gute von schlechten Aktien zu unterscheiden. Keiner weiß, welche Aktie zur Zeit einfach nur ein Schnäppchen ist und einen billigen Einstieg in ein grundsolides Unternehmen ermöglicht. Und welche Aktie nach einem Wertverlust von 80 Prozent noch weiter fallen kann.
Beispiel Citigroup: Die einst weltgrößte Bank litt zwar sichtlich, als es mit anderen Wall-Street-Riesen abwärts ging. Doch war man auf dem Parkett absolut überzeugt, dass dem Finanzriesen ein Schicksal wie Merrill Lynch wohl erspart bleiben werde. Denkste! Nachdem die Aktie vor einer Woche unter das historische Tief von 10 Dollar gefallen ist, hat sie in den letzten Tagen noch einmal mehr als die Hälfte verloren... mittlerweile wird über eine Zerschlagung und einen verkauf spekuliert.
Auch beim einst unantastbaren Powerhaus Goldman Sachs fällt der Kurs ins Bodenlose. An General Electric traut sich keiner ran. Die Auto-Aktien von GM und Ford gibt es nahezu umsonst, doch sind die nur was für eiskalte Zocker. Beide Unternehmen sind selbst durch weitere Investitionen aus dem Steuersäckel wohl nicht mehr zu retten.
Wenn sie untergehen - GM könnte noch vor Jahresende den Laden dicht machen: Ford könnte im Frühling in Gläubigerschutz gehen - dann dürften die Arbeitslosenzahlen weiter klettern. Die Fed muss das mit eingerechnet haben, als sie jüngst die Dauer der aktuellen Rezession auf möglicherweise mehr als ein Jahr taxierte. Wer will in einem solchen Umfeld in die Märkte gehen? - Keiner!
Doch... einer steigt ein. Warren Buffet etwa. Aber der hat haufenweise Cash und kann mit langfristigem Horizont investieren. Und das kann der Verbraucher und Durchschnittsinvestor zurzeit nicht. Der hat nämlich seine Cash-Reserven verbrannt, sorgt sich um denn Rentenfond und bekommt keinen Kredit mehr. Und damit steht fest: Selbst wenn die US-Börsen in den nächsten Tagen oder Wochen einen Boden markieren, wird es danach keinen steilen Rebound geben, sondern eine langwierige, mühsame, beschwerliche Reise auf gesunde Kursniveaus.
Die Termine der nächsten Woche im Einzelnen:
Montag, 24. November 2008:
Unternehmensdaten Campbell Soup, Hewlett-Packard,
Wirtschaftsdaten Hausverk äufe (Bestand), Oktober (5,05 Millionen erwartet)
Dienstag, 25. November 2008:
Unternehmensdaten American Eagle Outfitters, Borders, D.R. Horton
Wirtschaftsdaten Verbrauchervertrauen November (53,0 Punkte erwartet) Bruttoinlandsprodukt, Q3-Schätzung (-0,6 Prozent erwartet)
Mittwoch, 26. November 2008:
Unternehmensdaten Tiffany
Wirtschaftsdaten Verbrauchervertrauen Michigan, November (58,0 Punkte erwartet) Bestellungen langlebiger Güter, Oktober, (-2,5 Prozent erwartet) Persönliche Einnahmen/ Ausgaben, Oktober (0,1 Prozent/-0,7 Prozent erwartet) Einkaufsmanagerindex Chicago, November (38,5 Punkte erwartet) Hausverkäufe (Neubauten), Oktober (450 000 erwartet) Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung (Vorwoche)
Öl-Lagerbestände
Donnerstag, 27. November 2008:
Thanksgiving-Feiertag - Börsen geschlossen
Freitag, 28. November 2008:
B örse schließt um 13 Uhr
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