ob Posting #1 zwischen null und zwei Uhr geschrieben wurde. Aber nein, die Sonne war gerade untergegangen, und ein passionierter Rotweintrinker nippte vielleicht gerade an seinem ersten Gläschen. Der Alkohol kann es also nicht gewesen sein. Aber was hat dann den Schreiber an folgendem Posting gestört?
"Eine Moschee
in D ist was ganz normales, wir haben schon allerlei fremde Kirchen, z. B. Synagogen, Russisch-Orthodox und dann noch den ganzen Sektenkram von Zeugen Jehovas bis Scientology. Man muß ja so ein Teil nicht in Hinterposemuckel auf dem Dorf bauen, aber in einer richtigen Großstadt sollte das völlig normal sein. Verstehe das Genöle nicht, irgendwo müssen die Typen doch beten."
Mir sieht das eher wie ein Aufruf zur Toleranz aus, was von einem Hardcore-Nazijäger schon wieder als strafbare Äußerung von "Nazi-Pack" erkannt wird.
Kaarl, der große Melder, ist aber vermutlich empört darüber, dass auch Synagogen durch das vermeintliche "Nazi-Pack" als "fremde Kirchen" bezeichnet wurden. Naja Karl, du wohnst doch in Berlin. Beschäftige dich doch mal mit der Geschichte der Juden hier. Die durften früher nicht einmal innerhalb der Stadtmauern wohnen. Synagogen gab es gleich gar keine. Dann durfte irgendwann die erste Synagoge gebaut werden mit der Auflage, dass sie nicht über die Dächer anderer Häuser hinausragen durfte. Man baute sie deshalb ein Stück in die Erde. Ein Vokämpfer der Judenemanzipation (Merke: Die mussten sich erst emanzipieren.) war Moses Mendelssohn, ein Freund von Lessing. Die Nazis planierten sein Grab zusammen mit dem gesamten ersten jüdischen Friedhof von Berlin. (Leider ist die Gedenkplakette für Mendelssohn aus DDR-Zeiten heute hinter einem schweren Zaun einer jüdischen Schule für Passanten kaum noch erkennbar.)
Ich finde also, man kann sehr trefflich darüber streiten, ob Synagogen fremde Gotteshäuser sind. Aus christlicher Sicht sind sie das wohl schon, auch aus historischer Sicht meine ich auch. Etwas anderes ist, dass Synagogen inzwischen zu unserer Kulturlandschaft gehören wie andere Gotteshäuser auch.
Was mich extrem stört Karl: Für Religion und Gläubige hast du, wie in vielen Postings gezeigt, nur Verachtung übrig. Aber ein Posting, in dem der Autor Synagogen als "Fremde Kirchen" bezeichnet, was man vermutlich sogar sachlich tun kann und was in einem absolut toleranten Kontext steht (Alle dürfen hier ihre Kirchen bauen, meint der Schreiber) nimmst du zum Anlass, ihn und diverse andere wüst zu beschimpfen, die Nazikeule zu schwingen und nach dem Verfassungsschutz zu rufen.
Armer Karl.
PS: Mich würde echt mal interessieren, was aus dir geworden wäre, hätten wir heute vielleicht 1937. Leider werde ich das nie erfahren. Aber ich habe da naheliegende Vermutungen. Den Verfassungsschutz gab es damals übrigens noch nicht ...
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