Aus Euro 04/2007:
Eine alte Regel unter Zockern lautet: Nur Bargeld lacht. Doch an der Börse gilt das nicht uneingeschränkt. Zu viel Cash kann im Gegenteil auch ganz schön bremsen. Messbar ist das bei Firmen, die eine gehörige Portion ihres Börsenwerts als Bargeld in der Bilanz halten. Diese Mittel hängen am Aktienkurs wie eine Stahlkette am Bein eines Gefangenen - vorwärts geht es nur mit sehr viel Mühe. Eigentlich bietet ein hoher Bargeldanteil Sicherheit. Zum einen ist das Unternehmen immer „flüssig“ und kann schnell über Investitionen entscheiden. Zudem gibt die hohe Liquidität gerade in unsicheren Phasen einen gewissen Rückhalt. Schließlich werden Unternehmen mit stabilen Bilanzen bei Aufträgen bevorzugt. Trotz dieser Vorteile sind Anleger nicht bereit, für den Bargeldanteil in der Bilanz eine Prämie zu zahlen. Das Gegenteil ist der Fall: Oft ist ein Euro Bargeld in der Bilanz an der Börse weniger wert. Die Bewertung eines Unternehmens gliedert sich in zwei Bereiche. Einmal betrachten Investoren die Ertragskraft des operativen Geschäfts, den sogenannten Ertragswert. Dazu wird der Wert des nicht betriebsnotwendigen Vermögens addiert. Der Ertragswert wird anhand von Cash-Flow-Größen, Gewinnmultiplikatoren und Wachstumsaussichten ermittelt. Stellen wir uns vor, ein Unternehmen erwirtschaftet jedes Jahr einen freien Cash-Flow von einer Million Euro. Gemessen an aktuellen Gewinnmultiplikatoren dürfte das operative Geschäft rund 14 Millionen Euro wert sein. Hat das Unternehmen nun noch ein Bargeldpolster von 28 Millionen Euro, liegt der theoretische Wert der Gesellschaft bei 42 Millionen Euro. In der Realität wird die Aktie aber niedriger notieren. Denn der Bargeldanteil dominiert und bremst. Würde unser Unternehmen beispielsweise seinen operativen Gewinn um 20 Prozent verbessern, legt der Wert der Gesellschaft nur um sieben Prozent zu. Wegen dieser kleinen Wirkung sind Anleger an dieser Art von Firmen nicht interessiert und bewerten den Bargeldanteil mit einem Discount. Interessant wird es, wenn Firmen das ändern wollen. Dann dreht sich der Spieß um. Werden die Geldbeträge über Ausschüttungen an die Anleger verteilt, schätzen sie den Euro Bargeld mit einem Mal höher ein. Beispiel: Atoss Software meldete im Jan. 2006 einen Sonderausschüttung von über fünf Euro. In der Folge stieg der Kurs von neun auf 19 Euro, also um den doppelten Auschüttungsbetrag. Das gleiche Verhältnis war beim Online-Dienst OnVista zu beobachten. Zitat Ende.
MorphoSys sollte vielleicht bald mal noch ne Bio-Klitsche kaufen.
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