Analysten senken ihre Gewinnerwartungen für die Quartalsergebnisse der US-Unternehmen
Flaue Arbeitsmarktdaten begrenzen den Optimismus. Die Berichtssaison kann keinen Umschwung bringen
Der Ölpreis ist den Börsen inzwischen erstaunlich gleichgültig. Obwohl die Notierung für das Barrel in New York am Donnerstag zeitweise auf 53 Dollar gestiegen war, legten die Aktienkurse weiter zu. Noch im August, als der Preis erst auf die Marke von 50 Dollar zustrebte, waren die Börsen dagegen im Schockzustand gefangen.
Nicht egal sind den Börsianern dagegen auch in diesen Tagen die US-Arbeitsmarktdaten. Nach Angaben des Arbeitsministeriums vom Freitag waren im September nur 96 000 neue Stellen geschaffen worden. Analysten hatten im Schnitt mit 148 000 gerechnet. Und auch die Zahl für August wurde nachträglich von 144 000 auf 128 000 nach unten revidiert.
Die amerikanische Regierung, die um ihre Wiederwahl bangt, versuchte die geringe Zahl neuer Arbeitsplätze zwar mit den Hurrikanen der vergangenen Wochen zu erklären. Allerdings dürften für die Aufräumarbeiten eher zusätzliche Arbeitskräfte gebraucht werden, weshalb die Börsianer dies auch nicht ernst nahmen. Prompt brachen die Kurse ein, der Dax fing sich nur mühsam oberhalb der Marke von 4000 Punkten. Gleichzeitig stieg der Eurokurs um rund einen Cent auf über 1,24 Dollar.
Trotz dieses enttäuschenden Wochenausklangs dürfte die kommende Woche an den Finanzmärkten eher ruhig beginnen. Am Dienstag begeht die USA den Columbus Day, und viele Händler nehmen auch den Brückentag am Montag Urlaub. Danach wird jedoch die Berichtssaison in den USA wieder das beherrschende Thema sein.
Allerdings sind die Erwartungen in den vergangenen Wochen schon deutlich zurückgeschraubt worden. "Inzwischen wird nur noch ein Gewinnanstieg für die Unternehmen des S&P 500 von 13,8 Prozent erwartet", haben die Analysten der DZ-Bank für ihren Wochenausblick ausgerechnet. "Am Anfang des Monats hatte der Konsens noch einen Prozentpunkt höher gelegen."
Auf besonderes Interesse werden die Zahlen der Technologie-Unternehmen wie Yahoo, Intel, Apple und Sun Microsystems stoßen. Mit Nokia wird zudem auch ein erstes europäisches Unternehmen seine Bilanz des dritten Quartals präsentieren.
In der zweiten Wochenhälfte wird zudem eine Reihe von Konjunkturdaten veröffentlicht. Die amerikanische Handelsbilanz für August sollte am Donnerstag nach der Konsenseinschätzung der Analysten mit einem Minus von rund 51,3 Milliarden Dollar etwas schlechter ausfallen als im Monat zuvor, als der Wert bei 50,1 Milliarden Dollar lag. Falls das Minus aber noch größer war, könnte dies für starke Unruhe an den Devisenmärkten sorgen und den Eurokurs weiter steigen lassen.
Am Freitag wird der Index zum Verbrauchervertrauen der Universität Michigan wieder für Aufmerksamkeit sorgen. Zwar gehen die Analysten bislang im Durchschnitt von einer leichten Verbesserung bei der Konsumentenstimmung aus. Nach den relativ schlechten Arbeitsmarktdaten vom Freitag könnte diese Erwartung aber zu optimistisch sein.
In Deutschland wird am Dienstag der Konjunkturindex des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) veröffentlicht. Er gilt als Hinweis darauf, wie der Ifo-Geschäftsklima-Index ausfallen könnte, der später im Monat publiziert wird. Die Konsensprognose geht praktisch von einer Stagnation aus.
Die Analysten der Deutschen Bank erwarten allerdings einen deutlichen Rückgang. Als Grund geben sie die zuletzt enttäuschend ausgefallenen Auftragseingänge und den weiterhin extrem hohenÖlpreis an. Indirekt könnten die Rekordnotierungen für Rohöl also dann doch auch wieder für Sorgenfalten auf der Stirn der Anleger sorgen. Frank Stocker
Artikel erschienen am 10. Oktober 2004 wams.de
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