hier einer der Artikel (um die Urheber konkret zu benennen): - wie gesagt: vom 23.11.00 - Gruß EXPRO
Nasdaq und Nemax fallen auf Jahrestiefstände – Börsenkandidaten verschieben ihr Debüt
Flucht aus dem Neuen Markt
Für Technologie-Aktien gibt es kein Halten. Der Neue Markt in Frankfurt und die Nasdaq in New York stürzen auf Jahrestiefstände. Vor allem institutionelle Anleger stoßen ihre Bestände ab.
HANDELSBLATT, 23.11.2000 hof/po/som FRANKFURT. Der freie Fall des deutschen Wachstumssegments Neuer Markt findet kein Ende. Zeitweise verlor der Nemax 50, in dem die größten High-Tech-Titel zusammengefasst sind, fast 10 %. Der Druck für die Verkaufswelle kommt aus den USA. Der unsichere Ausgang der Präsidentenwahl, der starke Dollarkurs und damit verbundene Gewinnwarnungen einer Reihe von US-Unternehmen belasten vor allem Technologiewerte. Der Nasdaq-Index fiel auf ein neues Jahrestief.
„Was wir momentan erleben, ist ein täglicher Minicrash bei Technologiewerten. Zu erklären ist das nur dadurch, dass Spezialfonds, die nicht unbedingt in diese Werte investieren müssen, sich in Panik zurückziehen“, meint Wassili Papas von der Fondsgesellschaft Union Investment. Seiner Meinung nach wurde der Kurssturz durch einen großen Fonds in Gang gesetzt, was zu einem Domino-Effekt führte.
Kerstan von Schlotheim von Adig Investment geht davon aus, dass vor allem ausländische Institutionelle als Verkäufer auftreten, die im Frühjahr in den Markt gegangen seien und damit auch für die Kurssteigerungen gesorgt hätten. Sie seien nun von der schlechten Performance und dem schwachen Euro doppelt getroffen und zögen sich zurück. Dagegen würden gerade die Privatanleger wieder in Wachstumswerte-Fonds einsteigen, was Adig im November bislang Zuflüsse beschert habe.
Aus währungsbedingten Zwängen verkauften vor allem Fondsmanager aus Großbritannien und den USA, meint Heinrich Durstewitz von der DIT-Investmentgruppe. Dem hauseigenen Fonds für europäische Neue Märkte flössen dagegen täglich ein bis zwei Millionen DM zu. Die Gelder würden aber nicht angelegt, sondern in Geldmarktfonds geparkt. „Unser Cash- Anteil ist derzeit mit 20 % ungewöhnlich hoch. Sobald sich der Nebel lichtet, investieren wir wieder in Aktien“, meint Durstewitz. Auch bei der Deutsche-Bank-Tochter DWS parken Fondsmanager die „leichten Zuflüsse“ in Geldmarktfonds. Daneben bauen viele Fonds Barbestände durch Verkäufe von Aktien auf, die in Zukunft keine Wertzuwächse versprechen. Doch der „richtige Verkaufsdruck kommt von US-Pensionsfonds“, meint DWS-Sprecher Thomas Richter.
Angesichts der Kursturbulenzen haben Börsenkandidaten Schwierigkeiten, ihre Aktien zu platzieren. Gestern sagten mit dem Schweizer Pharmahändler Royalty Pharma und der auf Service-Hotlines spezialisierten DTMS aus Mainz zwei Firmen ihren Gang an den Neuen Markt vorerst ab. Die Unternehmen erklärten, dass sich derzeit keine akzeptablen Preise für ihre Aktien erzielen ließen. Der Börsenkandidat Comtrade begegnete der Marktlage indes damit, dass er die laufende Zeichnungsfrist um einen Tag verlängerte und die Bookbuildingspanne senkte.
Anlagestrategen sehen trotz der schlechten Börsenentwicklung keinen Grund für Panikverkäufe. Der Aktientrend sei intakt. Im nächsten Jahr werde die Wertentwicklung von Aktien die der Renten schlagen. Die Einschätzungen der Entwicklung des Dax bis Ende nächsten Jahres sind positiv. Die Experten von HSBC Trinkaus & Burckhardt sehen das deutsche Börsenbarometer bei 8 000 Punkten. Dagegen raten die meisten Analysten am Neuen Markt zum Abwarten. Noch sei keine Bodenbildung erreicht, meint Stefan Hentschel vom Bankhaus Lampe. HANDELSBLATT, Donnerstag, 23. November 2000
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