Heidelberger Rechnung
(28. Juli 2006) Zusammen mit dem Institut für Energie- und Umweltforschung (ifeu), Heidelberg, führen die Stadtwerke Heidelberg einen Modellversuch durch: Ein Teil der Haushaltskunden erhält im Juli eine ergänzte Stromrechnung mit Vergleichswerten ähnlicher Haushalte mit und ohne elektrische Warmwasserbereitung und Tipps zum effizienten Umgang mit Strom. Daneben wird auf Beratungsangebote der Stadtwerke und der regionalen Energieagentur verwiesen.
Die Auswertung des Modellversuchs erfolgt zum Jahresende. Hintergrund: Die im Mai 2006 verabschiedete EU-Richtlinie zu Energieeffizienz und Energiedienstleistungen fordert verständliche Abrechnungssysteme, die den Endverbrauchern eine Steuerung des Stromverbrauchs ermöglichen und Energiesparmöglichkeiten aufzeigen.
Zähler als Energiesparhelfer
Niemand käme auf die Idee, eine Telefonrechnung für ein ganzes Jahr zu erwarten. Bei Strom- und Gas, für viele Menschen viel teurer als die Telefonkosten, kennt man dagegen in Deutschland bisher nur Jahresabrechnungen.
(10. Juni 2006) - Früher war telefonieren wesentlich teurer und Energie wesentlich billiger als heute. Damals war auch das Ablesen von Zählern und das Erstellen einer Abrechnung wesentlich aufwändiger als heute. Was einst seinen guten Grund hatte, das ist heute nicht mehr akzeptabel und zeitgemäß.
Feedback prägt das Verhalten
Um ein Bewusstsein für den eigenen Energieverbrauch zu bekommen, müssen wir wissen, wie viel Energie wir gerade verbrauchen, wie viel wir gestern verbraucht haben und im Monat zuvor.
Wie hoch war der Spitzenverbrauch?
Eine Messung kann diese Informationen liefern, wenn sie
genau ist, sofort zur Verfügung steht, das eigene Verhalten abbildet, einen Vergleich mit zurückliegenden Zeiträumen erlaubt, den Verbrauch sichtbar macht, die Auswirkungen von Verhaltensänderungen zeigt. Empirisch lässt sich eine klare Beziehung belegen: Haushalte, die sich energieffizient verhalten, informieren sich besser und kennen auch ihren eigenen Verbrauch.
Zehn Prozent Einsparung
Wer heutzutage seinen Energieverbrauch ohne großen technischen Aufwand im Blick behält, verbraucht in der Regel zehn Prozent weniger. Das haben zahlreiche sozialwissenschaftliche empirische Studien in Großbritannien ergeben (vgl. Sarah Darby, www.eci.ox.AC.uk).
Eine häufigere Zählerablesung wäre zwar neu in Deutschland. Jedoch gibt es in Europa damit bereits Erfahrungen:
In Schweden ist die monatliche Ablesung von Stromzählern ab 2009 gesetzlich vorgeschrieben. Bis 2020 will Schweden vom Import fossiler Energieträger unabhängig sein. Norwegen diskutiert die Übernahme der schwedischen Regelung. In Italien sind bereits 23 Millionen intelligente Stromzähler installiert. Täglich werden es 40.000 Zählern mehr. Der Zählerersatz macht sich in weniger als fünf Jahren bezahlt. Die Umstellung kostet zwar 2,1 Milliarden Euro, spart aber 500 Millionen Euro jährlich. Italien hat die europaweit höchsten Strompreise. In Großbritannien laufen unterschiedliche Feldtests mit intelligenten Strom- und Gaszählern. Die intelligenten Stromzähler haben folgende Vorteile:
Genauere Abrechnung Energieeinsparungen Geringere Kosten Verhinderung von Missbrauch und Energiediebstahl
Neues rund um den Zähler
Moderne Strom- und Gaszähler für Haushalte und Kleingewerbe würden sich auch hierzulande auszahlen. Anmerkungen von Dietmar Adam
(14. September 2006) - Über 100 Jahre alt ist sie, die Technik, mit der unser Verbrauch von Strom und Gas gemessen wird. Sie kennen zum Beispiel den schwarzen kleinen Kasten, den Stromzähler, der bei Ihnen im Keller hängt. Bereits im Jahr 1889 wurde seine Funktionsweise patentiert.1 Sogar früher noch, im Jahr 1843, war schon der ebenfalls auch heute noch genutzte, so genannte Balgengaszähler erfunden worden.2
Seit dieser Zeit hat sich nichts Grundlegendes verändert. Die Geräte sind zwar aufgrund stetig verbesserter Massenfertigung heute kostengünstiger und genauer. Aber einmal im Jahr kommt der Ableser, klingelt und notiert den Zählerstand3. Auf der Basis dieser Jahresablesung werden die Nach- oder Rückzahlungen errechnet und der neue durchschnittliche Monatsverbrauch und die Höhe der neuen MonatsABSCHLAGSZAHLUNGEN festgelegt.
Nachteile derzeitiger Zähler
Dies bringt dem Kunden mehrere Unannehmlichkeiten: Erstens muss ein Termin freigehalten werden, um einen Zugang zum Zähler zu ermöglichen. Zweitens basiert die Abrechnung meist auf Schätzwerten, da es dem Netzbetreiber nur in Ausnahmen möglich ist, den Abrechnungsstichtag mit dem Ablesedatum übereinstimmen zu lassen. Drittens ist es nicht möglich, die monatlichen Rechnungsbeträge (ABSCHLAGSZAHLUNGEN) an den real aufgetretenen Stromverbrauch zu koppeln. Viertens kann bei Preiserhöhungen nur geschätzt werden, wie hoch der Verbrauch vor und nach der Änderung gewesen ist.
An diese Nachteile, oder besser Unbequemlichkeiten, haben sich Haushalte und Kleingewerbe gewöhnt, so dass sie sie gar nicht mehr richtig wahrnehmen.
Neue Zähler verfügbar
Mittlerweile gibt es jedoch in der Zählertechnologie große Fortschritte (siehe auch ED 2/2006). Diese beruhen vor allem auf Elektronik, wie sie unter anderem in Computern heute vielfältig genutzt wird, und auf den Fortschritten der (Mobil-) Funktechnik. In Ländern, in denen es die Marktbesonderheiten nahe legen oder die gesetzlichen Anforderungen es erzwingen wurden diese Techniken bereits breit getestet und eingesetzt.
In Schweden zum Beispiel verlangt der Gesetzgeber ab 2009 eine verbrauchsgenaue monatliche Rechnung. Diese soll dem Kunden den Lieferantenwechsel erleichtern und durch aktuelle Informationen zudem helfen, den Stromverbrauch zu senken.
In Italien wollen die Energieversorgungsunternehmen die Bedürfnisse der Kunden besser bedienen und die Chancen des frisch liberalisierten Strommarktes ausnutzen.
In beiden Ländern erhielten flächendeckend alle Verbraucher moderne, elektronische Zähler mit zugehöriger Übertragungseinheit. Zähler und ein zentraler Rechner des Netzbetreibers stehen miteinander in Verbindung. Dadurch ist es möglich, die Zähler fernauszulesen.
Für Verbraucher in Italien ergeben sich so folgende Vorteile:
Sie erhalten eine verbrauchsgenaue monatliche Stichtagsabrechnung. Terminabstimmung und eventuelle Störung durch Ableser entfallen. Sie können Verbrauchsanpassung mittels monatlicher Rückmeldung des aktuellen Verbrauchs vornehme. Eventuelle Energieeinsparungen führen zur Entlastung von Geldbeutel und auch der Umwelt. Sie können einen auf ihre Bedürfnisse zugeschnittenen günstigen Stromliefervertrag abschließen. Die Einkaufspreise von Energie hängen nicht nur von der Gesamtmenge, sondern auch Veränderung des Verbrauchs im Jahres- und Tagesverlauf ab. Sie erhalten schnellen Service bei Problemen mit dem Zähler – der Netzbetreiber bekommt einen Zählerdefekt automatisch gemeldet.
|