Das wundersame Comeback von Yukos Was ist dran am neuen Yukos-Aufschwung? Die Aktie des totgesagten Ölkonzerns überraschte zuletzt mit starken Kursgewinnen. Jetzt die Meldung, man wolle durch Verkäufe 10 Milliarden Dollar für Steuerschulden erlösen. Die Hintergründe. Mit den eingeplanten Erlösen von zehn Milliarden Dollar solle die verbleibende Steuerschuld in Höhe von 7,5 Milliarden Dollar und Bankkredite über 1,3 Milliarden Dollar abbezahlt werden, zitiert die "Financial Times" am Freitag Unternehmenschef Steven Theede. Angeblich blieben Yukos auch nach den Verkäufen noch Ölförder- und Raffinerieaktivitäten über zehn bis 13 Milliarden Dollar und hinreichende Stabilität, um als eigenständiges Unternehmen weiterzuarbeiten. Genau dieses aber wird von vielen Experten weniger optimistisch gesehen.
Yukos besitzt laut "Handelsblatt"-Informationen noch die Ölförderungsgesellschaften Tomskneft und Samaraneftegaz, die zusammen auf eine Jahresproduktion von 35 Millionen Tonnen Erdöl kommen. Außerdem gehören zum Unternehmen neun Raffinerien und petrochemische Betriebe, weit über 1000 Tankstellen, rund 20 Prozent an Sibneft und 23 Prozent an Yuganskneftegas (YNG). Einen Großteil von Yukos hat sich der russische Staatskonzern Rosneft bereits einverleibt. Nachdem Yukos Steuerschulden nicht aufbringen konnte, hatten die russischen Behörden eine Zwangsversteigerung von YNG verfügt.
Neue Milliarden-Klage? Eben um dieses Herzstück des Yukos-Konzern ist nun ein neuerlicher Rechtsstreit entbrannt, der Yukos den Weg in die "Normalität" endgültig verbauen kann. Rosneft wirft dem privaten Konkurrenten vor, YNG mit zu niedrig angesetzten Preise für Öllieferungen finanziell ausgeblutet zu haben und fordert über 12 Milliarden Dollar Schadensersatz. Unabhängig davon, dass Rosneft nach einem Bericht einer russischen Tageszeitung sich die inkriminierten Praktiken von Yukos zu eigen gemacht haben soll, darf Rosneft sich bei seinen Angriffen auf Yukos der Unterstützung des Kreml sicher sein: Für das beklagte Unternehmen und seine Gesellschafter eine gefährliche Situation.
Auf Leonid Newslin, als Chef der Menatep-Investorengruppe auch Hauptaktionär von Yukos, hat die russische Generalstaatsanwaltschaft bereits einen internationalen Haftbefehl ausgestellt. Newslin wird des Auftragsmordes verdächtigt, eine Anschuldigung, die er als "politisch motiviert" bezeichnet. Das erinnert fatal an den umstrittenen Prozess gegen den Yukos-Gründer Chodorkowskis, der wegen Betrugs, Steuerhinterziehung und anderer Vergehen zu neun Jahren Haft in Sibirien verurteilt worden ist. Newslin ist nach Israel geflüchtet, hat dadurch aber auch an Einfluss verloren.
Hohe Risiken Selbst wenn die vom Kreml angestrebte Aufspaltung von Yukos nicht gelingt, bleibt Rosneft immer noch die "harte Tour", meinen Analysten. Denn Rosneft kann Yukos relativ leicht über ein Insolvenzverfahren in die Pleite treiben. Da der Staatskonzern möglicherweise für Alt-Kredite westlicher Banken an Yukos aufkommen muss, würde Rosneft sehr schnell zum größten Gläubiger von Yukos.
Anleger, die sich zuletzt nach Spekulationen über eine milliardenschwere Aktienemission über deutlich steigende Aktienkurse der Yukos-Aktie gefreut hatten, könnten schon bald Absturz der Yukos-Papiere miterleben. Diesmal wäre es wohl das definitive Aus.
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