Leerverkauf Verbot: US Krieg gegen Shorties Von Michael Mross
USA mit neuem Feindbild. Ausser Terror bedrohen jetzt Leerverkäufer das System. Bush: "Sie werden gejagt und bestraft". BaFin jagt mit.
Als US-Präsident Bush am Freitag vor dem Weissen Haus die neuen Notverordnungen verkündete, konnte man meinen, es handele sich um die Bekämpfung des internationalen Terrorismus:
"Wir werden die neue Regelung mit aller Macht verwirklichen. Wir werden die Verdächtigen rigoros aufdecken und verfolgen. Jeder, der gegen die neue Regulierung verstößt, wird gefangen und bestraft."
Doch der Adressat ist nicht Osama Bin Laden, sondern der imaginäre Leerverkäufer. Der Shortie als Systemfeind. Das ist neu in der Börsengeschichte.
Bisher konnte zwar nicht ein einziger Shortie entdeckt werden. Doch kriminalisiert ist nun die geamte Finanzindustrie und eines ihrer gebräuchlichsten Mittel zur Optimierung von Renditen: Der Leerverkauf von Aktien.
Von Leerverkäufen ist jeder Sektor an der Börse mehr oder weniger betroffen. Auf sinkende oder steigende Kurse zu spekulieren, gehört zum Börsenalltag. Freie Märkte und freie Investitionsentscheidungen gehören untrennbar zusammen. Doch das war einmal.
Bisher ist noch kein Unternehmen wegen Leerverkäufen Bankrott gegangen. Darüber hinaus gibt es im Handel sehr komplizierte Systeme von Longs und Shorts in Einzelaktien oder ganzen Sektoren, die zum großen Teil auch reine Absicherungseffekte haben.
Die Mainstream Medien übernehmen zwar die Regierungsdoktrin wie üblich ohne zu hinterfragen. Doch bisher gibt es in der Börsengeschichte noch keinenn belegten Fall, in dem ein Unternehmen nur wegen Leerverkäufen Pleite gegangen ist.
Unternehmen gehen Bankrott, weil sie schlecht gemanagt sind. Oder weil sie überschuldet sind. Dies ist völlig unabhängig vom Börsenkurs. Sollte es tatsächlich Leerverkäufer geben, die einen Titel unbotmäßig in die Tiefe manipulieren, dann sind sofort andere Marktakteure zur Stelle, die dieses Defizit erkennen und ausnutzen, um zu kaufen.
Anders sieht die Sache natürlich aus bei Firmen, die tatsächlich am Abgrund taumeln und einen hohen Börsenkurs brauchen, um in einem letzten verzweifelten und betrügerischen Akt per Kapitalerhöhung oder Kredit neue finanzielle Mittel zu ergattern.
Die Hatz auf vermeintliche Leerverkäufer ist in der Börsengeschichte beispielslos. Ohne Beispiel ist auch, dass in den Massenmedien der Eindruck erweckt wird, Kurse fallen nur wegen Leerverkäufern. Das Gegenteil ist der Fall. Meist ist es der Leerverkäufer, der unten noch die Hand aufhäll, um einzudecken. Und oft ist es der Leerverkäufer, der Aktien durch die Decke schießen lässt, weil er sich irrte und um jeden Preis zurückkaufen muss (Beispiel VW).
Die neuen Notverordnungen bedrohen den freien Markt. Was sich niemand vorstellen konnte: Im Mutterland des Kapitalismus werden wesentliche Prinzipien des freien Marktes kurzerhand ausser Kraft gesetzt. Leerverkäufe in 799 Aktien aus dem Finanzsektor sind verboten.
Schon melden sich andere vermeintliche "Opfer". Sie wollen mit auf die Artenschutz-Liste. Auch die Autoindustrie hat sich schon zu Wort gemeldet. Bush spricht in einer Regierungserklärung von einer außerordentlichen Massnahme, die dazu dient, Staat, Bürger und Finanzsystem zu schützen.
Dümmer kann eine Begründung für eine solche Maßnahme nicht sein. Aber populistisch wirksam ist sie gleichwohl. Auch bei vielen Börsianern hält sich der Glaube, dass eine Aktie nur "wegen böser Shorties" nach unten trudelt. Dass es tatsächlich auch Anleger gibt, die einfach nur eine Aktie verkaufen, weil sie kein Vertrauen in die Anlage haben, das scheint vielen Menschen und auch dem US-Präsidenten derzeit fremd.
Die Finanzindustrie selbst läuft Sturm gegen diese Verordnung. Die filigranen Positionen vieler Fonds und Finanzmarktakteure mussten über Nacht aufgelöst werden. Ein brachialer Eingriff in die Freiheit von Investitionsentscheidungen. So etwas gab es noch nie in der Geschichte.
Noch abenteuerlicher sind die Offenlegungspflichten, die nun in Kraft treten. Jeder muss ab einer bestimmten Summe seine Positionen den Behörden darlegen. Bei Zuwiderhandlung drohen drakonische Strafen und Knast.
Das ist das Ende des freien Marktes und damit auch der USA. Wer keine echte Ursachenforschung betreibt und nur vordergründig einen Sündenbock den Massen vorwirft, der handelt nicht anders als verzweifelte Diktatoren einer Bananenrepublik.
In einigen Wochen wird auch die Regierung in den USA begreifen, dass Leerverkäufer nicht verantwortlich für den Finanzcrash sind.
Verantwortlich sind vielmehr die Behörden, die FED und Alan Greenspan höchstpersönlich. Sie alle haben nicht nur tatenlos zugesehen, sondern auch noch gefördert, wie der größte Kreditbetrug in der Geschichte der Menschheit bis in den Exzess getrieben wurde.
Dem US-Propaganda gegen Leerverkäufer schließt sich das BaFin an.
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