Mittagessen im Borcherts. Glücklicherweise Parkplatz in der Nähe gefunden. Typ hat eingeladen. Sagt, wie er sich freue. Eigentlich will er aber nur mehr Geschäft. Am Nachbartisch sitzt Karasek, blättert in irgendwelchen Papieren. Hat er denn heute eine Sendung? Wer ist noch hier? Aha. Die kennst du doch auch. Fernsehsender haben Mittagspause. Anschließend Anwaltstermin. Der Typ liegt zurückgesunken in seinem Sessel, Augen geschlossen. Sieht fertig aus. Was'n los, frag' ich, schlechtes Geschäft, Frauen...? Nein, nein, sagt er. Empfänge, Abendessen, das schlaucht. Er ist Nichtraucher. Geht aber in die Havanna Lounge. Das gehört einfach dazu. Später Nachmittag. Typ ruft an, ob Treffen statt im Büro auch in der Newton Bar stattfinden könnte. Klar, kann. Finde wieder einen Parkplatz. Inzwischen hat der Anteil großer Limousinen auf den Parkplätzen zugenommen. Typ ist schon da mit seiner ukrainischen Eroberung. Die Süße ist Model und man lernte sich bei igendeiner Vernissage kennen. Eigentlich hatte ja der Künstler Ansprüche, aber die Herren einigten sich. Der blonde Russe hinter dem Tresen begrüßt uns wie alte Bekannte. Er ist noch keine 30 Jahre alt, tut aber so, als wäre er seit der russischen Revolution 1917 in Berlin. Mein Gott, kennt der sich in meiner Stadt besser aus als ich? Der Typ, der mich eingeladen hat, erklärt mir zwischen einigen Zungenküssen mit seiner ukrainischen Flamme, daß er meine Rechnungen nicht bezahlen könne. Aber es wäre doch ein toller Abend. Und ob wir das nicht öfter machen könnten? So ist Berlin. Irgendwie kommt einem das alles bekannt vor. Tritt heute nicht irgendwo noch Josephine Baker auf? Träume ich? Nein. Die Zwanziger Jahre werden gerade wiederholt mit neuen Schauspielern, und wir spielen mit. Anschließend Spielbank am Potsdamer Platz. Wo hat der Typ, der meine Rechnungen nicht bezahlen kann, die vielen Tausendmarkscheine her? Na, bald sind sie auch Vergangenheit. Der arrogante Schauspieler gegenüber mit seinen beiden Miezen gewinnt ständig. Hat der nicht schon genug? Trägt die Tausender lose in der Tasche, der Arsch. Der Typ in meiner Begleitung bietet mir seine Uhr an. Meine Bank akzeptiert aber keine Uhren. Immerhin erinnert mich das daran, daß ich irgendwann nach Hause gehen wollte. Das tue ich und komme von der virtuellen Welt Berlins in die virtuelle Welt von ARIVA. Und wenn sich diese Welten berühren am 19.04., das wird schon nicht langweilig sein.
Gute Nacht, und freut Euch schon mal auf Berlin.
R.
|