
Neutrale Meinung
Die Absatzschwäche im PC-Markt geht an Apple nicht spurlos vorbei. Ausgerechnet im krisengeschüttelten vergangenen Quartal ist es dem Computerhersteller aber gelungen, beim Gewinn die Erwartungen des Marktes zu schlagen. Verluste sollen trotz der wirtschaftlichen Unwägbarkeiten der Vergangenheit angehören. Das Unternehmen konzentriert sich darauf, durch Produktinnovationen seine Kunden bei der Stange zu halten, genauso wie seine Aktionäre. Andreas Braun
Apple-Chef Steve Jobs, Foto: Apple
Den neuen großen Wurf verkneift sich Steve Jobs in den letzten Monaten. Nachdem der Design-Mac, Cube, bei den Konsumenten glatt durchfiel und vom Markt genommen werden musste, hatte sich der Apple-Chef zuletzt nur noch mit iMacs und Power Macs mit neuem Farbanstrich gezeigt. Sogar die Einführung eines iMac mit Flachbildschirm schob das Unternehmen auf die lange Bank.
Produktverbesserungen und neue Preisstrategie
Statt dessen tüftelt Apple lieber an Verbesserungen, die dem Anwender direkt zu Gute kommen und überprüft seine Preisstrategie. Die neue Version des Betriebssystems Mac OS X, die pikanterweise kurz vor dem Start von Windows XP lanciert wird, gilt unter den Kennern bereits jetzt als der letzte Schrei. Hohe Geschwindigkeit, Nutzerfreundlichkeit und multimediale Fähigkeiten liessen das neue Produkt aus dem Hause Microsoft eher alt aussehen, jubelt die Apple-Gemeinde.
Auch die Preisoffensive bei Apple-Computern im Laptop-Format zeigt erste Wirkung: Das mobile Produkt fand im vergangenen Quartal mehr Anklang bei den Käufern und konnte die Verluste bei den Desktop-Computern ein wenig auffangen. Die Entscheidung, Laptops aus der Titanium-Serie um 500 US-Dollar pro Stück zu verbilligen, erweist sich damit schon jetzt als ein richtiger Schritt. Apple hat erkannt, dass es seine Marktanteile auch über den Preis halten muss. Angesichts von Expertenprognosen, nach denen der Standard-Tisch-PC vom Aussterben bedroht ist, eine in doppelter Hinsicht weise Entscheidung.
Apple wird nicht ohne Schrammen aus dem Nachfrage-Tal nach Personal Computern entkommen. Die Konzentration auf Produktverbesserungen und sein Nischendasein sorgen aber dafür, dass Apple auch nicht zu den Verlierern gehören wird, die im Windows-PC-Markt dahin gerafft werden. Die Aktie bleibt vergleichsweise stabil.
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