"Das ist unter anderem einer der Punkte warum ich Markus Braun vertraue. Unser Verlust ist auch sein Verlust."
Da wäre ich mir nicht so sicher.
Zwar sind alle Veränderungen im Aktienbestand von Vorstandsmitgliedern (auch Optionen, die zum Erwerb oder zum Verkauf von Aktien berechtigen) meldepflichtig, aber eine solche Meldung kann schon mal "vergessen" werden. Mir ist nicht bekannt, dass es für solche "Vergesslichkeiten" irgendwo nennenswerte Strafen gegeben hätte.
Außerdem gibt es Wege, einen Aktienbestand so abzusichern, dass es nicht meldepflichtig ist. Holger Härter von Porsche hat es vorgemacht: Durch den Kauf von cash-settled Optionen auf VW-Aktien hat er Porsche eine potentielle Mehrheit an VW verschafft, die den damaligen Free-Float überstieg und so den gigantischen Short-Squeeze verursacht hat.
Um so etwas zu organisieren, braucht man natürlich Kontrahenden, also Player, die bereit sind, die Gegenposition einzunehmen.
Angenommen, Braun wäre auf die naheliegende Idee gekommen, seinen unverhätnismäßig großen Bestand an Wirecard-Aktien durch cash-settled Put-Optionen abseits der Börse abzusichern, wer käme da als Kontrahend in Frage?
Natürlich nur jemand, der sich seinerseits auch absichern kann.
Wie kann man sich als Stillhalter von Put-Optionen absichern?
Zum Beispiel durch den Leerverkauf der Aktie.
Grundsätzlich kämen also als Kontrahenden eines solchen Geschäfts am ehesten welche von den bekannten Leerverkäufern in Frage. Die würden dann natürlich nicht mehr von einem starken Einbruch der Kurse profitieren. Ihr Gewinn beschränkt sich in diesem Fall auf die vereinbarte Prämie für die Optionen.
Auffällig ist ja, dass es im Frühjahr, als Braun seinen Aktienbestand deutlich erhöht hat, praktisch zeitgleich auch Aufstockungen bei den Leerverkäufern gegeben hat.
Ich sage nun nicht, dass es so sein muss. Es handelt sich aber um ein mögliches und durchaus nicht unwahrscheinliches Szenario. Von daher empfehle ich, für die Beurteilung der Kurschancen und -risiken nicht in erster Linie auf den Aktienbestand des Vorstands zu schauen, denn das könnte sich als trügerisch erweisen.
|