Staatengemeinschaft ?;
"Wir alle haben Gaddafi zu früh abgeschrieben, haben nur auf, nicht aber hinter seine Fassade geguckt. Dieser merkwürdig aufgequollene Mann in seinen ulkigen Wallawalla-Gewändern, mit seinem Amazonengeschwader, seiner drallen Krankenschwester, seinem Beduinenzelt, mit seinen wirren TV-Ansprachen und den ulkigen Regenschirmen - dem würde es rasch so ergehen wie seinen Nachbarstaatschefs Ben Ali und Mubarak. So dachten wir. Gaddafi ist noch lange nicht am Ende. Wie es derzeit aussieht, wird er am Ende die Oberhand gewinnen. Und, so zeigt die jüngere libysche Geschichte, sich brachial rächen. International mag der Diktator isoliert sein, selbst seine Buddys Nicolas Sarkozy und Silvio Berlusconi sind von ihm abgerückt. Doch daheim hat er die besseren Argumente, um sich durchzusetzen: viel Geld, seine treuen Milizen und Söldner - und vor allem die ihm ergebene Luftwaffe. Überdies hat er keine Skrupel, seine Truppen einzusetzen.
Die Angriffe der letzten Tage, sei es mit Milizen auf Brega, sei es mit Luftangriffen auf Ras Lanuf, sei es mit Panzern auf Sawija, zeigen, dass Gaddafi noch längst nicht aufgegeben hat - und dass er über einsatzfähige Truppen verfügt. Sicher, die schlecht bewaffneten, aber zu allem entschlossenen Aufständischen rücken vor, marschieren auf Gaddafis Geburtsstadt und Hochburg Sirt zu. Doch in der Gegend tobten Sandstürme - Gaddafi konnte also seine Luftwaffe zunächst nicht einsetzen, um die Fahrzeugkonvois zu stoppen. Doch bei klarem Wetter kann er sie losschicken - und die Rebellen in ihren Pick-ups haben kaum eine Chance. Die Luftwaffe ist der stärkste Trumpf des Diktators. 18.000 Mann stark, 155 Kampfflugzeuge, dazu Kampfhubschrauber und Transportgeschwader, die Truppen schnell verlegen können. Werden diese Einheiten zusammen mit seinen Milizen taktisch klug eingesetzt, kann Gaddafi seine Macht im Land sehr schnell wiederherstellen.
Haben die militärisch schlecht organisierten Regimegegner die ersten schweren Niederlagen erlitten, wird auch der Rest der Aufständischen aufgeben. Gaddafi hilft dabei mit Zuckerbrot nach. In den westlibyschen Städten Misrata, Nalut und Sawija sollen seine Unterhändler bereits Geld für Loyalität geboten haben - bis zu 145.000 Euro für Familien, die bei den Unruhen einen nahen Verwandten verloren haben. Solchen Angeboten wird kaum jemand widerstehen können in einer Phase, in der die Revolution auf der Kippe steht."
Quellle Seiten 1 & 2; http://www.ftd.de/meinungshungrige
. ----------- So wie einem das Licht nicht ohne die Dunkelheit bewusst würde, so gibt es keine Situation, in der nicht etwas POSITIVES zu entdecken wäre.
Frei nach I Ging
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