Pokern ist asozial. Jeder kennt das Gefuehl, sich an einen Spieltisch zu setzen, erwartungsvoll doof in die Runde zu kucken oder gespannt allwissend mit einem unschlagbarem System (verdoppeln bietet sich bei Roulette an, die laengste bisherige bekannte Rot-Serie lag bei 68 mal Rot hintereinander, das schafft doch jeder Geldbeutel?) an einen Tisch zu setzen und nach ein paar aufregenden Stunden mit einem Haufen Geld zusaetzlich nach Hase zu gehen. Wenn schon kein Ferrari dabei rausspringt, dann mindestens ein Besuch im Sudfass nach Bad Homburg oder wenigstens eine Dose serbischer Bohneneintopf DE LUXE von der Trinkhalle in der Bergerstrasse. Aber das gelingt selten. Meistens hat die Trinkhalle bereits zu oder der Spieltisch wird gerade dann, wenn man einen Lauf hat, geschlossen.
Das hat System. Es waere sozial angemessen, in einer Spielbank zu gewinnen. Man spielt gegen ein organisiertes System, das staatlich getragen wird. Man gewinnt dabei gegen den Staatstopf.
Wer pokert, spielt gegen Individuen. Und wer hier gewinnen will, hat den Willen, anderen das Geld aus der Tasche zu ziehen. Als Gegenleistung bekommen sie nicht einmal Erfahrung, denn Glueck gehoert auch dazu. Es ist per saldo eine Form von organisiertem Raub und hinzu kommt noch die Tatsache, dass man sich einbilden kann, 'besser' als andere zu spielen. Bis zu dem Tag, an dem man irgendwann auf das falsche Blatt setzt. Egal wie oft man vorher gewonnen hat, es blieibt nichts. Nur die Erkenntnis, dass der andere 'eben Glueck hatte'.
Pokern ist echt ein Scheissspiel. Und nach dem stundenlangen Herumsitzen wuerde auch ein Besuch im Sudfass bei einem eventuellen Tageserfolg buchstaeblich in die Hose gehen.
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