Unkenrufe lassen Aktie abstürzen
Wachstum, Profite, schwarze Zahlen - und doch konnte Yahoo sich dem Abwärtstrend an der Börse nicht entziehen. Denn die bankrotten Start-up-Kollegen sind ein echtes Risiko für die Vorzeigefirma.
San Francisco - Die vorgelegten Quartalszahlen des Internetportals Yahoo sind grundsolide, da waren sich die Analysten am Dienstag einig. Der Gewinn im dritten Quartal belief sich ohne Abzug von Einmaleffekten auf 81,1 Millionen Dollar, das sind 13 Cents pro Aktie. Analysten hatten mit 12 Cent pro Aktie gerechnet. Auch der Umsatz überstieg mit 295,5 Millionen Dollar die Erwartungen um rund 15 Millionen Dollar.
Ebenso beeindruckend ist die Entwicklung der User-Zahlen des Portals: Die Zahl der registrierten User stieg von 155 Millionen im letzten Quartal auf 185 Millionen, die Zahl der Seitenabrufe nahm von 680 Millionen pro Tag auf 780 Millionen pro Tag zu.
Und doch waren Analysten und Händler nicht überzeugt: Im nachbörslichen Handel brach die Yahoo-Aktie um acht Prozent ein. Statt eines positiven Signals sandte das Unternehmen eine neue Schockwelle durch die internationalen Märkte.
Denn die Zukunft von Yahoo ist ungewiss. Die Achillesferse ist die Abhängigkeit von anderen Internetfirmen: Rund 80 Prozent seiner Einnahmen macht Yahoo durch Werbung. Die Kürzung der Marketingetats vieler finanziell angeschlagener Start-ups trifft daher ins Mark.
Während einer Telefonkonferenz mit Analysten räumte das Unternehmen ein, dass die Zahl der Werbekunden im dritten Quartal bereits von 3675 auf 3450 gefallen war. "Wir nehmen an, diese Durststrecke wird noch andauern", sagte Sue Decker, Yahoo-Finanzchefin. "Wie wissen nicht wie lang. Aber wir richten uns darauf ein."
An den Märkten schrillten die Alarmglocken: Wenn Yahoo, eine der besten Internetfirmen, Probleme hat, wie muss es dann erst bei den weniger Etablierten aussehen? So wurden die Zahlen vor allem als Gradmesser für die Gesundheit der Branche gesehen: Die Wachstumsrate von "nur" acht Prozent deutet da auf Krankheit hin, besonders weil man von Yahoo zweistellige Zuwachsraten gewohnt ist (14 beziehungsweise 18 Prozent in den ersten beiden Quartalen).
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