Interessanter Einblick in die Arbeit von KSB......
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KSB-Werk Halle
VON STEFFEN HÖHNE, 14.01.11, 20:38h, aktualisiert 14.01.11, 21:10h Christian Haag Herr der Pumpen: Christian Haag leitet das KSB-Werk in Halle. Drei Viertel der Produktion werden exportiert. Halle (Saale)/MZ. Schier endlos schießt der Burj Khalifa in die Höhe. 828 Meter. In dem höchsten Wolkenkratzer der Welt in Dubai befinden sich Einkaufszentren, Hotels, Restaurants und Apartments. Dass es in dem Mega-Turm stets schön kühl bleibt, und dass auch in der obersten, der 163. Etage, noch frisches Wasser fließt, dafür sorgen auch Pumpen aus Halle. "Alle 30 Etagen gibt es eine Pumpstation", sagt Christian Haag. Und dort arbeiten 69 Pumpen "Made in Sachsen-Anhalt".
"Es ist eines der spektakulärsten Projekte, die wir in den vergangenen Jahren abgewickelt haben", so der Chef des KSB-Standortes Halle. Das Werk ist auf die Herstellung von großen Wasser- und Abwasserpumpen spezialisiert. Der Nahe Osten und Asien sind wichtige Absatzgebiete. So lieferte KSB Halle etwa für die künstliche Insel "Palm Island" in Dubai Pumpen für die Wasserversorgung oder bestückt chinesische Kläranlagen.
Wasser in die Sahara
Das aktuelle Großprojekt heißt Setif. Die algerischen Region Setif, 200 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Algier, liegt am Sahara-Rand. Dennoch wird dort ab 2014 Weizen sprießen - 15 Prozent des algerischen Getreidebedarfs sollen dort produziert werden. Die dafür nötigen 190 Millionen Kubikmeter Wasser im Jahr sollen über ein Fernleitungsnetz herangeschafft werden. 24 Riesenpumpen von KSB werden dies ermöglichen.
Derzeit werden die drei Meter hohen Ungestüme in Halle gefertigt. "Allein die Gussteile wiegen über 15 Tonnen", sagt Haag fast ehrfürchtig. Alle Wasserpumpen funktionieren nach einem ähnlichen Prinzip, erläutert der KSB-Manager. Über ein Rohr gelangt Wasser in die Pumpe. Dort befindet sich ein sogenanntes Laufrad, welches von einem Elektromotor angetrieben wird. 1 500 Umdrehungen pro Minute. Das Wasser läuft über das Laufrad, das tiefe Kanäle besitzt, und wird dadurch extrem beschleunigt. Anschließend gelangt es in eine Spirale und wird dort verzögert. Die Energie der Beschleunigung wird zu Druck. "Ob Wolkenkratzer oder kleiner Gartenbrunnen: Um Wasser zu bewegen, braucht man Druck", sagt Haag. Die Pumpen von KSB machen nur sehr viel mehr Druck als andere.
11 000 Pumpen werden laut Haag jedes Jahr gefertigt, drei Viertel davon ins Ausland verkauft. Viele der Aggregate seien Spezialanfertigungen. "Bei großen Projekten haben wir meist drei bis fünf Wettbewerber", erläutert Vertriebsmanager Axel Lüdecke. "Nicht nur der Preis zählt." Wichtig sei, alle Kundenwünsche schnell zu erfüllen. KSB Halle profitiere stark davon, dass das Werk Teil eines weltweit agierenden Unternehmens mit mehr als 14 300 Mitarbeitern ist. Lüdecke hält auch für wichtig, kulturelle Unterschiede zu beachten: "Um etwa einen Auftrag in einem islamischen Land zu bekommen, muss man die dortigen Geschäftsabläufe beherrschen." Dies gelingt KSB offenbar gut. Das Auftragsvolumen hat sich in den vergangenen zehn Jahren in Halle verdoppelt.
Lüdecke und Haag stehen in engem Kontakt. Der hallesche KSB-Chef entscheidet, was geht und was nicht. Meist geht es. Denn die Fertigungstiefe in Halle ist sehr hoch. Das heißt, vieles wird vor Ort selbst gemacht. So werden in Halle beispielsweise auch die Motoren für die Abwasserpumpen selbst gebaut. In einer Fabrikhalle stehen dutzende Mitarbeiter und wickeln Kupferdraht auf Spulen. "Diese Motoren werden unter Wasser betrieben", erklärt Haag. Produkte von der Stange könnten dort nicht eingesetzt werden.
Entwickler, Maschinenprogrammierer und Werkarbeiter arbeiten unter einem Dach. Ein Beispiel zeigt, warum dies wichtig ist: Ein großes Pumpengehäuse wird automatisch gefräst. Ein Computer steuert dies. Doch Fehler bei der Programmierung sind nicht ausgeschlossen. "Macht die Maschine beim Fräsen einen Fehler, greife ich sofort ein", sagt ein Maschinenbediener. Das Problem werde dann sofort behoben. Schließlich seien die Bauteile sehr teuer. Und daher klingt es auch nicht übertrieben, wenn Haag sagt: "Wir brauchen an jeder Stelle fähige Fachleute."
Zukunft gehört Flusskraftwerken
Die hallesche Entwicklungsabteilung ist auch daran beteiligt, ein ganz neues Projekt voranzubringen. KSB hat Prototypen von kleinen Flusskraftwerken entwickelt, die Strom liefern. "Die Funktionsweise ist umgekehrt wie bei einer Wasserpumpe", erklärt Haag. Anstatt Druck zu erzeugen, werde dieser in elektrische Energie umgewandelt. Zwei Flussturbinen werden derzeit im Rhein getestet. "Die regenerativen Energien eröffnen uns neue Geschäftsfelder", sagt Haag. So könnten Meerwasserturbinen künftig zur Stromversorgung in Küstenregionen dienen. Noch sei offen, wann und mit welchen Produkten KSB auf den Markt gehen will. Haag erwartet, dass die Neuheiten aus dem Hause KSB weltweit Abnehmer finden. ----------- „Lebbe geht weiter"
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