Schöne Aufwärtsbewegung, hätte ich nicht erwartet. Und nun?
Was hat eigentlich der Gerichtstermin gegeben? Bin hier nicht auf dem laufenden, hab den sonnigen Süden bevorzugt.
Oracle oder SAP - wen soll man nun kaufen? Keine Liebesbeziehung: Oracle-Chef Larry Ellison... 21. September 2007 Ein Paar wie Feuer und Wasser: Die beiden Softwareunternehmen Oracle und SAP sind nicht nur Konkurrenten, sie sind Kontrahenten. Beide bieten zwar in etwa dasselbe an, nämlich Unternehmenssoftware. Ansonsten ist alles anders. Das fängt schon bei den Managern an. SAP-Chef Henning Kagermann tritt am liebsten vornehm zurückhaltend auf, Oracle-Chef Larry Ellison gerne laut polternd. SAP verfolgt die Strategie des organischen Wachstums, Oracle kauft zusammen, was zusammenzukaufen ist.
Jahrelang fuhren die Deutschen gut mit ihrer defensiven Strategie, alle Programme in erster Linie selbst zu entwickeln. Zuletzt stieß SAP bei Börsianern jedoch auf wenig Gegenliebe; im Frühjahr waren die Aktien auf Jahresbasis Schlusslicht im Dax. Erst im März und dann im Juli, als das Unternehmen gute Geschäftszahlen präsentierte und positive Analysen den Kurs nach oben katapultierten, atmete die Börse fürs erste auf. Zu ärgerlich war gewesen, dass sich der Weltkonzern aus Walldorf so gar nicht an der deutschen Aktienhausse beteiligen wollte.
SAP-Aktien machten mehr Spaß als Oracle-Papiere
...und SAP-Chef Henning Kagermann Immerhin konnten sich die SAPler, deren starke Börsenorientierung ein stets aktueller, elektronischer Kurschart über dem Eingang der Konzernzentrale deutlich macht, mit einem trösten: Die Aktien des aggressiven Wettbewerbers Oracle bereiteten ihren Besitzern in den vergangenen fünf Jahren bei weitem weniger Freude. SAP-Papiere kletterten von Niveaus um zehn auf mehr 40 Euro, während Oracle-Titel gerade mit einen Zuwachs von rund acht auf etwa 15 Dollar glänzen konnten.
Und auch, wer Henning Kagermann auf den Konkurrenten anspricht, bekommt erstaunlich Forsches zu hören: „Wir halten Oracle auf Trab. Wir gewinnen seit Jahren Marktanteile, Oracle dagegen kauft sich seine Marktanteile zusammen. Unser Marktanteil liegt bei rund 25 Prozent, der von Oracle bei 14 Prozent. Wir wachsen aus eigener Kraft, und unser Fokus liegt auf dem langfristigen Erfolg unserer Kunden. Das macht die SAP so erfolgreich“, sagte er jüngst der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.
In drei Jahren für 25 Milliarden Dollar eingekauft
Freilich kann man auch mit der entgegen gesetzten Strategie erfolgreich sein, wie Oracle jetzt demonstrierte. Die Ellison-Firma legte am Donnerstagabend Geschäftszahlen vor, die überraschten. Mit der Erfolgsrechnung für das erste Quartal des bis Ende Mai laufenden Geschäftsjahres 2007/2008 übertraf Oracle die Erwartungen der Analysten zum Teil deutlich.
Der Gewinn pro Aktie kletterte von 18 auf 22 Cent und der Umsatz um 26 Prozent auf 4,53 Milliarden Dollar. Und das im abgelaufenen Quartal erzielte Ergebniswachstum werde sich auch im zweiten Jahresviertel fortsetzen, sagte Finanzchefin Safra Catz. Analysten hatten mit 4,3 Milliarden Dollar Erlösen gerechnet, Oracle selbst war von 4,27 bis 4,35 Milliarden Dollar ausgegangen.
Der amerikanische Softwarekonzern profitiert nun von der massiven Einkaufstour der vergangenen Jahre. Oracle hat in den vergangenen drei Jahren für rund 25 Milliarden Dollar größere und kleinere Wettbewerber gekauft, um den Abstand zu Marktführer SAP zu verkleinern, darunter die einstigen Rivalen Hyperion Solutions, Peoplesoft und Siebel Systems. Diese Akquisitionen zahlten sich nun aus, sagt Global-Equities-Analyst Trip Chowdhry. Seit der von Konzernchef Elison eingeleiten aggressiven Einkaufstour hat sich der Wert der Gesellschaft um 50 Prozent auf 36 Milliarden Dollar erhöht. Seit 2004 hat Oracle mehr als 30 Unternehmen übernommen.
„Superstarker Start in unser Geschäftsjahr“
Nicht jeder hatte diese Strategie goutiert. Einige Analysten hatten befürchtet, eine Expansion durch Zukäufe könne riskant sein. Besonders gefährlich sei ein Scheitern der Integration der erworbenen Unternehmen. Auch sei wegen der zunehmenden Konsolidierung in der Branche fraglich, ob es genügend Wettbewerber gebe, die groß genug für eine Übernahme seien.
Wie viele andere habe er anfangs gezweifelt, sagte Brendan Barnicle, Analyst bei Pacific Crest Securities. Doch „dies ist ein sehr stabiles, sehr beeindruckendes Quartal gewesen“, fuhr er fort und ähnelte in seiner Wortwahl Oracle-Managerin Catz, die auf einer Telefonkonferenz von einem „weiteren exzellenten Quartal“ und einem „superstarken Start in unser Geschäftsjahr“ geschwärmt hatte.
An den Aktienmärkten kam das alles bestens an. Im nachbörslichen Handel legte die Aktie am Donnerstagabend zu, bereits im regulären Geschäft war sie mit 21,31 Dollar auf ein neues Jahreshoch geklettert.
Mit KGVs zwischen 20 und 25 sind die Aktien teuer
Das hört sich alles ziemlich gut an. Doch wer jetzt noch einsteigen will, muss wissen: Er kauft sich in zwei schon relativ teure Firmen ein. Beide warten mit Kurs-Gewinn-Verhältnissen von mehr als 20 für das laufende Geschäftsjahr auf. Oracle wird mit dem 21fachen des Gewinns für 2007/2008 gehandelt, SAP mit dem 25fachen für das laufende Geschäfts- und Kalenderjahr. Das ist überproportional viel, und so hat etwa die Investmentbank Goldman Sachs die Aktien von SAP mit „neutral“ und einem Kursziel von 41 Euro bestätigt.
Die guten Quartalsergebnisse des amerikanischen Konkurrenten bekräftigten die aktuellen Schätzungen zu SAP, schreibt Analyst Mohammed Moawalla in einer Studie vom Freitag. Will heißen: Große Sprünge sind fürs erste nicht zu erwarten. Das muss freilich nicht so bleiben, denn wie die Vergangenheit gezeigt hat, ist die Kursentwicklung von Technologiewerten wie SAP und Oracle unberechenbarer als die anderer Standardaktien. Bei guten Nachrichten (und seien sie noch so klein) schlagen solche Aktien stärker nach oben aus. Bei - auch vermeintlich - schlechten werden sie umso heftiger nach unten geprügelt.
Und Nachrichten stehen in jeden Fall in der wettbewerbsintensiven Branche noch an: Beide Firmen haben viel vor; SAP etwa plant eine ambitionierte Mittelstandsoffensive, die den Kundenstamm bis 2010 von heute rund 40.000 auf 100.000 ausbauen soll. Sollte das klappen, könnte die heute teure Aktie auch wieder billiger werden - wenn die Gewinne entsprechend ordentlich steigen.
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Text: @tih Bildmaterial: AP, FAZ.NET
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